Die Keltennadel
aus Plastik nachzuspüren. Eine Aufgabe, die Wochen in Anspruch nehmen würde. Und das Gleiche geschah mit den Herstellern von übergroßen Schuhen.
Er trank noch einen Schluck Guinness. Er saß auf einem Barhocker und hatte Probleme, beide Füße auf der Querleiste unterzubringen, deshalb streckte er ein Bein aus und stützte es auf der Messingschiene unter der Theke ab. Welche Größe hatten seine Gummistiefel, die er beim Fischen trug? Zwölf. Eine Nummer höher als seine Schuhgröße, damit die dicken Socken Platz hatten. Aber angenommen, er müsste seine Schuhe unter den Gummistiefeln tragen? Eine lächerliche Idee. Aber er war plötzlich froh, dass ihm das eingefallen war.
In diesem Moment gab ihm Jack Taaffe einen Klaps auf den Rücken.
»Wie geht’s, Kevin? Noch ein Guinness, ja? Wie ich sehe, bist du mit dem hier fast fertig.«
»Galoschen«, orakelte Dempsey und hob sein Glas.
»Selber Galoschen. Wovon zum Henker redest du?«
»Der Täter, er hat keine Stiefel getragen. Er hat Galoschen über den Schuhen getragen. Deshalb waren die Abdrücke so groß.«
»Ich weiß nichts von Galoschen.« Taaffe versuchte die Aufmerksamkeit des Barkeepers auf sich zu lenken. »Und warum hat er sie getragen?«
»Um seine Schuhe zu schützen. Es hat fast den ganzen Tag geregnet.«
»Es hat gegen sechs Uhr aufgehört. Wenn die Leiche nach sieben Uhr auf den Parkplatz gebracht wurde, warum brauchte der Kerl die Dinger dann?«
»Weil es noch geregnet hat, als er losfuhr. Das bedeutet, die Leiche wurde von einem Ort nach Kilbride transportiert, der mindestens eine Stunde Fahrzeit entfernt ist.« Dempsey trank sein Guinness aus und nippte dann von einem kleinen Glas, das er in der Hand hielt.
»Du meine Güte, Kevin – auch noch einen zum Nachspülen! Ich sehe dich nicht gerade oft Whiskey trinken. Was ist es, Jameson?«
Dempsey nickte.
Der Barkeeper kam zu ihnen. Taaffe bestellte zwei Guinness und einen Whiskey. »Warum hat er sie nicht ausgezogen?«, fragte er Dempsey.
»Ich glaube, das hat er. Aber erst in der Kirche. Das erklärt, warum wir nirgendwo auf dem Boden Spuren davon gefunden haben, obwohl frisch geputzt war.«
»Das könnte hinkommen. Alle Achtung, Kevin. Wie groß ist der Kerl dann?«
»Etwa meine Größe, würde ich sagen.«
Die Drinks kamen, und Taaffe hob sein Glas. »Auf dein Wohl«, prostete er seinem Kollegen zu. »Aber auch wenn ich deine Entdeckung nicht schmälern will – viel weiterbringt sie uns eigentlich nicht.«
»Nein«, stimmte Dempsey traurig zu. »Der Durchbruch, den wir in diesem Fall brauchten, stellt sich nicht ein.«
Taaffe nahm auf einem Barhocker Platz. »Mann, das war eine böse Szene gestern. Diese Scheißkerle. Jetzt stehen wir wieder mit leeren Händen da, und niemand hilft uns aus der patsche. Als Nächstes werden unsere Köpfe rollen.«
Das Gelächter über diese Bemerkung half ihnen, ein wenig von dem Schrecken zu vertreiben, der ihnen nach dem Erlebnis vom Vortag immer noch in den Knochen saß.
»Hast du es Susan erzählt?«, fragte Taaffe und steckte sein Kleingeld weg.
»Ja. Ohne die grusligen Details. Ich will nicht, dass sie Alpträume wegen Dingen bekommt, die sie nicht zu wissen braucht.«
»Vielleicht habe ich das bei Ciara gemacht, zu viel daheim abgeladen«, sagte Taaffe. »Vielleicht war das auch ein Grund.« Er litt immer noch unter seiner Trennung vor einem halben Jahr. Obwohl es mehr so gewesen war, dass Ciara sich ohne Vorwarnung aus dem Staub gemacht hatte. Dempsey ließ seinen Kollegen an der Wunde zupfen, die er offenbar noch hin und wieder vor anderen bloßlegen musste.
»Ich wollte, ich wüsste, was den Ausschlag gegeben hat.
Warum sie von mir wegging.«
»Sie war ebenfalls unter Druck, Jack. Nach allem, was du mir erzählt hast, hat sie genau wie du auf Hochtouren gearbeitet, um die Hypothek und eure Rechnungen zu bezahlen. Bist du sicher, dass es nicht doch damit zu tun hatte, dass sie eine Familie haben wollte, Kinder großziehen?«
»Das hatten wir alles geklärt. Wir hätten es uns erst in drei Jahren leisten können.«
»Ich weiß, ich wiederhole mich, aber Kinderkriegen ist eine Sache, die man neben allem anderen macht. Es gibt keine ideale Zeit dafür. Und von allem anderen abgesehen, bieten sie ein neues Gesprächsthema, ein gemeinsames Interesse. Es kann manchmal schwierig für eine Beziehung sein, wenn es keine Abwechslung voneinander gibt. Dann wird es zu intensiv« – Dempsey winkte erneut dem Barkeeper –, »zu
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