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Die Keltennadel

Die Keltennadel

Titel: Die Keltennadel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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her.
    »Brenda, wo bist du? Was ist los?« Als Scan O’Neill den Treppenabsatz erreichte, kamen die beiden gerade aus dem Zimmer. »Verflucht noch mal, Brenda, was treibt der denn hier? In Emilys Zimmer. Er ist in Emilys Zimmer!«
    »Schon gut, Sean, ich habe Pfarrer Lavelle nur gezeigt –«
    »Hören Sie, Lavelle«, unterbrach er, »unsere Tochter ist schwer verletzt. Das ist eine private Angelegenheit. Sie stören nur. Also, raus…« Er zeigte mit dem Daumen zur Treppe.
    »Aber Sean, er tut doch nur seine Pflicht.«
    »Das ist keine Pflicht, Mrs O’Neill«, sagte Lavelle leise. »Ich wollte kommen. Ich mag Ihre Tochter sehr und –«
    O’Neill hatte die Faust geballt und hielt sie Lavelle unter die Nase. »Wenn Sie den Namen meiner Tochter noch einmal in den Mund nehmen, dann… dann bringe ich Sie um. Und jetzt raus hier, auf der Stelle!« Sein Gesicht war von Hass verzerrt.
    Lavelle fuhr noch einmal zum College, um mit der Leiterin, Mrs Henry, oder mit Lehrern und Schülerinnen, die noch da waren, zu sprechen. Sie würden Hilfe brauchen. Er war bestürzt über die heftige Reaktion von Emilys Vater, aber nicht völlig überrascht. Es war die Unterhaltung, die er in der Woche zuvor mit dem Mädchen gehabt hatte, die ihm keine Ruhe ließ. Die oberflächliche Parabel zum Verständnis des Evangeliums, die er sich ausgedacht hatte. Der eingängige Spruch, der ihr so viel bedeutete.
    Er war gerade im Lehrerzimmer und redete mit Mrs Henry, drei Lehrern und einigen Schülerinnen, als das Telefon läutete. Das Gespräch brach abrupt ab. Mrs Henry nahm den Hörer ab, lauschte einige Sekunden, ohne ein Wort zu sagen, und legte wieder auf. »Man hat Emily an einen Herz-Lungen-Apparat angeschlossen«, sagte sie ernst. »Sie ist möglicherweise hirntot.«
    In seinem Wagen kaute Lavelle immer wieder die letzten Worte durch, die er mit Emily gewechselt hatte.
    »Dann finden Sie also auch, dass manchmal alles sehr kompliziert ist?«
    Ja, Emily, das ist es.
    »Und befürchten Sie manchmal, dass das Böse über das Gute siegen könnte?«
    Ja, Emily. Aber alle Dunkelheit der Welt kann…
    Und nun flackerte ihre eigene kleine Kerze und würde bald erlöschen. In dieser Welt jedenfalls.
    Das Telefon läutete, als Lavelle zur Haustür hereinkam. Er nahm ab. »Liam Lavelle«, sagte er knapp.
    »Hallo, Liam, ich bin’s, Jane…«
    »Ja, Jane, was gibt es?« Er merkte, er klang zu grob. »Tut mir leid, es ist nur… eine Schülerin vom Mädchencollege ist heute Abend schwer verletzt worden… ein Unfall mit Fahrerflucht. Man hat mich zum Unfallort gerufen und… sie wird es nicht überleben…«
    »Ich verstehe. Ich rufe morgen wieder an.«
    »Nein, schon gut. Reden Sie nur.«
    »Bestimmt?«
    »Ja, nur zu.«
    »Das wird Ihnen jetzt bekannt vorkommen. Aber ich möchte, dass Sie sich etwas ansehen. Und bevor Sie fragen – jawohl, es hat mit Becca de Lacy zu tun.«
    Ein wenig besessen war sie ja schon von dieser Idee. Und im Augenblick kam es ihm reichlich trivial vor. Aber er fand zunehmend Gefallen an Jane Wade.
    »Soll ich vorbeikommen?«
    »Wenn Sie Zeit haben. Heute ist Faschingsdienstag, also raten Sie mal, was ich gemacht habe?«
    »Natürlich, morgen ist ja Aschermittwoch. Das hatte ich völlig vergessen. Was, sagten Sie, haben Sie gemacht?«
    »Ich sagte es nicht. Sie sollten raten. Krapfen. Faschingskrapfen.«
    »Ja, natürlich…«
    »Eines noch. Dieser Bericht, den Sie der Polizei gegeben haben – ich würde ihn gern lesen, wenn ich darf.«
    »Sicher, ich drucke ihn für Sie aus«, sagte er wenig begeistert.
    »Warum schicken Sie ihn nicht per E-Mail?«
    »Äh… Ja, gut. Wie ist Ihre E-Mail-Adresse?«
    Auf der Fahrt nach Ryevale brachte Lavelle die Heizung seines Wagens nicht zum Laufen. Bei Jane würde es wenigstens warm sein. Sie hatten in der vergangenen Woche einige Male telefoniert, und es gefiel ihm, wie ungezwungen sie miteinander reden konnten. Er befürchtete nur, sie könnte gekränkt sein, weil er das Gedicht von Yeats nicht in seinem Bericht erwähnt hatte. Nach reiflicher Überlegung war er zu dem Schluss gekommen, es könnte lächerlich klingen, und ließ es lieber weg.
    Jane empfing ihn an der Tür, sie trug einen hellbraunen Pulli und ausgewaschene Jeans. Die Wärme im Haus war ihm höchst willkommen, und als sie ihm ein Glas Wein anbot nahm er dankbar an. Er setzte sich auf die bequeme Couch im Wohnzimmer, und binnen Minuten musste er seinen dicken Wollpullover ausziehen. Es war kurz nach neun, er hatte

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