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Die Keltennadel

Die Keltennadel

Titel: Die Keltennadel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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den ganzen Tag nichts gegessen und merkte, wie ihm der Wein sofort in den Kopf stieg und ihn wohltuend benebelte.
    »Ich habe schon am Nachmittag versucht, Sie zu erreichen«, sagte Jane. »Ich dachte, Sie wollten zu Hause bleiben.«
    »So war es auch geplant, aber Conor Lyons hat mich ein bisschen hereingelegt. Er hat die Frühmesse für mich gehalten, dafür habe ich um elf Uhr eine Taufe für ihn übernommen. Nur musste er anschließend bis vier im Kloster Exerzitien für die Nonnen halten, und davon hatte er kein Wort gesagt. Ich war völlig unvorbereitet. Als ich damit fertig war, wurde ich zu dem Unfall gerufen. Lyons hatte eigentlich Dienst, aber er sagte, er könne nicht weg. So – jetzt habe ich aber genug gejammert.«
    »Kannten Sie das Mädchen gut, das überfahren wurde?«
    »Ja… Emily O’Neill.«
    »Und sind ihre Eltern nette Leute?«
    »Hmm. Die Mutter ist eigentlich ein anständiger Mensch. Aber sie muss doch wissen –« Er unterbrach sich.
    »Sie muss was wissen?« Jane ließ sich nicht so leicht abspeisen.
    Er holte tief Luft. »Sie sind Journalistin. Was ich jetzt sage, ist nicht für die Öffentlichkeit bestimmt, okay?«
    »In Ordnung.«
    »Emilys Vater ist Scan O’Neill.« Er wartete, ob es bei ihr ankam.
    Der Name sagte Jane nichts.
    »Scan O’Neill ist einer der größten Drogenhändler im Raum Dublin.«
    »Oh«, sagte Jane. »Ich verstehe. Wusste Emily das?«
    »Soweit sie Bescheid wusste, war das alles Vergangenheit. Ihr Vater ist jetzt ein achtbarer Geschäftsmann – hat er ihr jedenfalls erzählt.«
    »Und Sie und Emily… was war da?«
    »O’Neill ist in den letzten zwei Jahren dreimal umgezogen. Jedes Mal hatte es damit zu tun, dass Emily in der Schule von Eltern und anderen Kindern schikaniert wurde, die über ihren Vater Bescheid wussten. Er wollte sie unbedingt in eine Schule bringen, wo man sie nicht kannte, deshalb ist er hierher nach Kilbride gezogen. Ich kannte Emily schon eine Weile, ein Priester aus einem anderen Teil der Diözese hat mich auf den Hintergrund ihres Vaters aufmerksam gemacht. Also ging ich eines Tages zu ihm nach Hause, als er allein war und… habe ihn erpresst.«
    Jane blieb der Mund offen. »Das ist nicht Ihr Ernst.«
    »Verstehen Sie, ich wusste, Emily war wirklich glücklich in unserem College, und wenn auch sonst wenig für ihren Vater spricht, wollte er immerhin, dass sie eine anständige Erziehung bekommt. Ich erklärte ihm also, ich wisse, dass sein Geschäft nur Tarnung und der Drogenhandel noch immer seine Haupteinnahmequelle war. Und als Preis dafür, dass ich den Mund hielt, sollte er ihn einschränken. Ich sagte, ich würde die Namen seiner Bandenmitglieder kennen, die kleineren Dealer, die Schläger. Falls einer von denen in Zeitungsberichten auftauchte, falls es irgendwelche Schießereien in Unterweltkreisen oder Drogenrazzien gäbe, die ich mit ihm in Verbindung bringen könne, dann würde ich den Lehrern und Eltern alles erzählen.«
    »Das wäre hart für Emily gewesen«, sagte Jane streng.
    »Dazu wäre es nie gekommen. Ich hatte in jeder Hinsicht nur geblufft. Ich kannte seine Handlanger nicht, und ich hätte Emily nicht seinetwegen leiden lassen. Ich habe selbst nicht geglaubt, dass es funktioniert, aber zu meinem Erstaunen hat er es mir abgekauft. Allerdings erst nachdem er mir gedroht hatte.«
    »Gedroht… Sie zu töten?«
    »Ja. Er hat einige plumpe Bemerkungen über pädophile Priester gemacht und dass es niemand bedauern würde, wenn es einen dieser angeblich enthaltsamen Typen weniger gäbe. Ich sagte, dass ich, gerade weil ich unverheiratet sei, keine Angst vor ihm hätte. Ich müsste mir keine Sorgen machen, dass meiner Frau oder meinen Kinder etwas zustieße oder dass ich eine Familie zurückließe, falls er mich umbringen würde.«
    »Wieder nur geblufft, hoffe ich.«
    »Vielleicht. Aber er hat mir geglaubt.«
    »Und Emily ist in der Schule geblieben.«
    »Ja, aber er hat sie immer wieder raffiniert benutzt, um mir zuzusetzen. Und meine große Sorge ist nun, dass ich sie benutzt habe, um ihm zuzusetzen.«
    »Hat er seinen Teil der Abmachung eingehalten?«
    »Er hat sich nicht aus dem Drogengeschäft zurückgezogen, falls Sie das meinen. Leute wie er können dem großen Geld nicht widerstehen. Aber er wurde in letzter Zeit sehr viel zurückhaltender.«
    »Falls das nur ein, zwei Menschen vor der Zerstörung durch Drogen bewahrt hat, war es die Sache wert. Das wäre mein Urteil.«
    »Es freut mich, dass Sie das sagen.

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