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Die Keltennadel

Die Keltennadel

Titel: Die Keltennadel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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liegt.«
    »St. Michan. Die mit den konservierten Toten in der Krypta… Mumien.«
    »Jetzt haben Sie’s. Dann geben Sie mir also Recht, was die Gedichte betrifft?«
    »Ja. Und ich glaube, es ist Zeit, dass wir mit alldem zu Dempsey gehen. Er wird uns für verrückt halten, aber das sind inzwischen zu viele scheinbar zufällige Übereinstimmungen, als dass wir weiter darüber hinwegsehen könnten. Ich rufe ihn morgen an.«
    »Warten Sie erst noch mein Treffen mit Jeremy Swann ab. Ich bin morgen Mittag mit ihm verabredet.«
    »Rufen Sie mich an, wenn Sie was Neues haben, dann besuchen wir Dempsey.«
    Er legte auf, bevor ihm Jane von Debbies Fax erzählen konnte. Sie würde es ihm am nächsten Tag sagen.
    Sie wollte gerade die Nachttischlampe ausmachen, als das Telefon erneut läutete.
    »Jane«, sagte Lavelle, »es ist unglaublich, aber es gab noch einen Mord.«
    Sie setzte sich mit einem Ruck im Bett auf. »Guterson hat mir eine E-Mail geschickt. Ich habe sie jetzt erst geöffnet. Dieses frühere Mitglied des Siebten Siegels, Jerry Rawlings, der Cultwatch Informationen über die Sekte geliefert hat – er wurde am Valentinstag von einer Briefbombe getötet. Das FBI untersucht den Fall.«

42
    S chön, dich zu sehen, Jane. Wie geht es deiner Mutter? Ich habe sie eine Ewigkeit nicht mehr getroffen.«
    Jeremy Swann, spindeldürr und weißhaarig, führte sie über einen schlecht beleuchteten Flur zum Arbeitszimmer seines Hauses.
    »Beryl wird uns gleich Tee bringen. Wir essen selten zu Mittag – zwei Mahlzeiten pro Tag genügen vollauf in unserem Alter.«
    Er öffnete die Tür und schob Jane ins Zimmer. Es roch muffig und feucht. Sie behielt ihren Mantel an, setzte sich auf ein altes Sofa und ließ den Blick über die Bücherregale schweifen, die vom Boden bis zur Decke reichten. Swann holte hinter seinem Schreibtisch einen elektrischen Heizkörper hervor, den er einsteckte und vor Jane auf den abgetretenen Teppich stellte.
    »Ich stell die Zentralheizung hier drinnen nicht an«, sagte er.
    »Ich mag sie nicht besonders, sie macht mich schläfrig.«
    Er nahm auf einem Stuhl mit hoher Lederlehne hinter dem Schreibtisch Platz.
    »So, was willst du nun wissen? Ich bin mir nicht sicher, ob ich dir helfen kann, aber einen Versuch können wir ja wagen, nicht?«
    Am Telefon hatte er sein Buch und sein Wissen über Yeats ziemlich heruntergespielt. Es berührte Jane, als sie nun mehrere Bücher und Notizen über den Dichter auf seinem Schreibtisch liegen sah. Wahrscheinlich war er froh über den Zeitvertreib gewesen. Höflich fragte sie, ob sie einen Blick in sein eigenes Buch werfen dürfe, da sie es noch nie gesehen habe.
    »Aber natürlich.« Er nahm einen schmalen Band zur Hand, dessen Umschlag fast wie neu aussah. Jane stand auf und langte über den Schreibtisch, um ihn entgegenzunehmen. »Es wurde gut besprochen«, sagte er, »aber verkauft hat es sich beschissen.«
    W. B. Yeats – Der Dichter als Historiker. Nicht gerade ein packender Titel, dachte sie.
    »Wann fing dein Interesse für Yeats an?«, fragte sie. Sie lehnte sich zurück und blätterte in den vergilbten Seiten mit den Eselsohren.
    »Als ich noch ein Junge war, würde ich sagen. Ich war ganz verzaubert von all dem Sagengut in den Gedichten. Wollte das ›geraubte Kind‹ sein, das zu den Wässern und der Wildnis gerufen wird. Die Vorstellung der Geisterreiter, die im Morgengrauen von Knocknarea zum Ben Bulben ziehen, hat mir allerdings auch ein bisschen Angst gemacht, muss ich sagen. Tja – jedenfalls sitzen wir jetzt hier.« Er wartete darauf, dass Jane anfing.
    »Wie gesagt, ich recherchiere für eine Sendung«, log sie.
    »Über seine Ansichten und Überzeugungen in Bezug auf das dritte Jahrtausend. Wir besprechen ihn und andere Denker und inwieweit ihre Visionen mit der heutigen Wirklichkeit übereinstimmen.«
    »Ich bin froh, dass du ihn als Denker bezeichnest. Es war nämlich nicht so, dass er nur gut mit Worten umgehen konnte. Manche Leute halten sein Interesse an Magie und Mystik für ziemlich pubertär, tatsächlich aber hat er alles, was ihn interessierte, seinem persönlichen Ziel unterworfen, das darin bestand, den spirituellen Kern der menschlichen Existenz zu erforschen, die alte Religion der Menschheit, wenn man so will. Er behauptete, alle Erinnerungen gehörten zu einem großen Gedächtnis, der Anima Mundi, zu der man durch den Gebrauch von Symbolen in Kunst, Literatur und Religion Zugang findet. In deinen Ohren klingt das jetzt im dritten

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