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Die keltische Schwester

Die keltische Schwester

Titel: Die keltische Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Mensch stand plötzlich auf und machte ein paar energische Schritte in Richtung Maus. Die Maus erschreckte sich und verschwand unter einem Stein.
    Mit einem ungehaltenen »Krah krah krah!« schwang die Krähe sich wieder in die Lüfte auf.
    Der Mensch sah ihr nach, die Maus jedoch ahnte nichts von ihrer Rettung.

Knoten 3. und 4. Faden
    Die Büroräume, die Wulf angemietet hatte, waren zwar ganz akzeptabel, aber leer bis auf zwei ausrangierte Schreibtische der Vormieter. Das ärgerte mich, denn Wulf hatte es damit mir überlassen, mich um eine arbeitsfähige Umgebung zu kümmern. Ich begann also den Kampf mit den Institutionen. Télécom, EdF, die örtliche Postagentur, ein Computerhändler und ein Büromöbellieferant mussten bewegt werden, was nicht immer einfach war. Manchmal hatte ich den Eindruck, dass eingewisser Widerstand auftrat, sowie ich die Ferienanlage erwähnte. Besonders ärgerlich war es, dass noch kein Konto für die Kosten der Abwicklung eröffnet worden war, doch die Bezahlung der beiden PCs und der Möbel natürlich sofort verlangt wurde. Um überhaupt weiterzukommen, bezahlte ich mit meiner Kreditkarte. Aber ich war ärgerlich.
    Das Büro hingegen lag bequem in der Ortsmitte, direkt über einem Traiteur, der uns mit den örtlichen Genüssen versorgte. Dort hatte ich auch mein erstes Erlebnis damit, was es bedeutete, nicht besonders beliebt zu sein. Ich besuchte mittags den kleinen Laden und wurde zunächst überaus höflich bedient. Ja, die Verkäuferin bemühte sich sogar, deutsch mit mir zu sprechen.
    »Wir ’aben oft die Touriste hier. Sie möchten vielleicht unsere specialité?«
    Natürlich mochte ich die Blätterteigpastete mit Artischocken. Und ich bekam auch die anderen Leckereien erklärt.
    »Sie machen Urlaub ’ier?« fragte die Verkäuferin, als sie meine Erwerbungen einpackte.
    »Nein, leider nicht. Ich arbeite hier. Wir sind sozusagen Nachbarn. Unser Büro liegt über Ihrem Geschäft.«
    Das Lächeln war plötzlich wie weggewischt. Und auch die freundlichen Bemühungen um die fremde Sprache. Madame wurde mit einem Mal sehr französisch, und ich hatte Mühe, selbst das zu verstehen. Eine andere Dame, vermutlich die Besitzerin des Ladens, wurde auf mein Gestammel aufmerksam und fragte die Verkäuferin etwas. Die Antwort erfolgte in einem recht abfälligen Tonfall, und die Ältere entschuldigte sich schließlich bei mir. Aber die Stimmung war mir schon klargeworden.
    Dennoch waren die Kleingerichte und Snacks ausgesprochen gut, und ich begann sofort um mein Gewicht zu fürchten. Dabei war ich so stolz auf meine Figur. Nicht nur, dass ich seitJahresbeginn fast zehn Kilo abgenommen hatte, es war auch selbst für Benis kritische Augen nichts Wabbeliges mehr an meiner Taille. Sie schrieb das ja meinen sonntäglichen Squash-Einsätzen zu, aber ich vermutete eher, dass es etwas mit meinen langen Spaziergängen und gelegentlichen Jogging-Runden zu tun hatte. Auf jeden Fall wollte ich den Schlendrian von langen Bürohockereien und zu vielen Schokoladenkeksen nicht mehr einreißen lassen.
    Ein Grund mehr, weshalb ich auch in Plouescat meine abendlichen Wanderungen aufnahm. Die beiden ersten Tage erkundete ich dabei den Ort. Es war ein größeres Dorf, fast schon eine Kleinstadt mit einem hübschen historischen Zentrum, dessen Besonderheit ein überdachter Marktplatz aus dem 13. Jahrhundert war. Unter dem Holzdach fanden sich angeblich samstags die Obst- und Gemüsebauern ein, um ihre Ware zu verkaufen. Wenn das Angebot so gut war wie das in den kleinen Geschäften, dann bedauerte ich schon fast, dass ich nicht zur Selbstverpflegung schreiten konnte. Aber das war in einem Hotel leider nicht möglich.
    In unserem Büro hatte ich mich recht und schlecht so eingerichtet, dass ich meine Arbeit aufnehmen konnte. Ein paar Gespräche mit einem Gemeindevertreter – Callot war ein paar Tage verreist – brachten einige neue Erkenntnisse zur Verfeinerung der Planung mit sich, ein Vertreter der Baufirma hatte seinen eigenen Plan gemacht, der an den unseren angepasst werden musste. Ich jonglierte in drei Sprachen herum und hoffte, dass ich soweit alles richtig verstanden hatte.
    Mittwoch klingelte das gerade installierte Telefon auf meinem Schreibtisch, und ich hatte Karola am Apparat.
    »Guten Tag, Lindis. Ist Herr Daniels zu sprechen?«
    »Tut mir leid, Wulf ist bei einem Lieferanten. Er kommt heute wahrscheinlich nicht mehr ins Büro. Kann ich dir helfen?«
    »Du kannst Herrn Daniels bitte ausrichten,

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