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Die Kenlyn-Chroniken 01 - Drachenschiffe ueber Kenlyn

Die Kenlyn-Chroniken 01 - Drachenschiffe ueber Kenlyn

Titel: Die Kenlyn-Chroniken 01 - Drachenschiffe ueber Kenlyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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den Wassermassen des Großen Meeres ausgefüllt war. Die Eiskruste des Nordpols erschien wie eine weiße Krone.
    Vom unteren Rand der Karte ragte das Niemandsland bis weit in den Norden hinein. Telios sah die vier gigantischen Vulkane dieses Gebiets, von denen der größte, der Weltenberg, bis an den Rand der Atmosphäre reichte. Die Einöde bestand hauptsächlich aus rotem Staub und dunklem Stein.
    Das übrige Land der Hemisphäre war etwas abwechslungsreicher, mit weiten Ebenen dazwischen. Kraterseen, die hier deutlich seltener vorkamen, wirkten wie verirrte blaue Farbtupfer im Grün und Braun der Landschaft.
    »Vergrößern«, befahl Telios. Das Artefakt gehorchte: Städte erschienen als rote Dreiecke auf der Karte, ihre Größe ergab sich aus der Einwohnerzahl. Dementsprechend waren die meisten Symbole klein bis winzig.
    »Ich nehme an, wir werden ihren Kurs von Daraked aus nach Norden verfolgen, Admiral?«
    »Nein, Shiaar. Das heißt, nicht direkt. Ich weigere mich zu glauben, dass das Schiff stur in eine Richtung geflogen ist. Immerhin wissen sie, dass sie verfolgt werden. Der Pilot wird es uns nicht so leicht machen und schnurstracks geradeaus fliegen.« Zumindest würde Endriel das tun . Falls dieser Dreckskerl ihr nichts angetan hat. Falls sie noch wohlauf ist.
    »Das ist einleuchtend«, sagte Shiaar. »Wie gehen wir also vor?«
    Der Admiral zog eine gerade Linie auf dem Kubus, von Süden nach Norden. Vom Äquator bis zum Großen Meer. »Wir werden auf diesem Kurs sämtliche Städte anfliegen, die mehr als tausend Einwohner besitzen und die Suchmeldung nach der Korona an unsere dort stationierten Leute rausgeben. Sie sollen sie an ihre Nachbarstädte und -dörfer übermitteln, diese reichen sie wiederum an ihre Nachbarn weiter und so weiter und so fort. Das erspart uns die Mühe, jede Siedlung einzeln anfliegen zu müssen und sorgt außerdem dafür, dass sich die Fahndungsmeldung während unseres Flugs in der gesamten Hemisphäre verbreitet. Falls es uns nicht gelingen sollte die Korona einzuholen, ist zumindest die Bevölkerung informiert. Irgend jemand wird uns einen Anhaltspunkt geben, wo sich das Schiff aufhalten könnte. Es ist ein Drachenschiff, verdammt, keine Mücke. Unser nächstes Ziel ist also Luan, etwa dreihundert Kilometer von hier.« Telios strich sich über das kurzgeschorene Haar und atmete hörbar aus. »Es liegt eine lange Nacht vor uns ...«

17. Winter
    »Der Frühling gebiert, der Sommer reift, der Herbst verwelkt und der Winter tötet.«
    – Draxyll-Sprichwort
    Weißes Licht stach durch die Vorhänge der Bullaugen. Endriel erwachte in ihrem warmen, weichen Bett. Sie wunderte sich, wie sie hierhergekommen war, bis ihr einfiel, dass Keru sie am Steuer abgelöst hatte. »Wenn du dich nicht gleich ins Bett legst, zwingst du mich, dich bewusstlos zu schlagen«, hatte er gegrollt und Endriel war sich fast sicher gewesen, dass er einen Witz machte.
    Die Antriebe summten im Hintergrund wie ein Schwarm Hornissen. Es hatte sie nicht eine Sekunde lang gestört, so erschöpft wie sie gewesen war. Auf dem Deck über ihr hörte sie leise, hölzerne Schritte. Es schien, als sei ein Großteil der anderen schon wach. Nelen jedenfalls war schon auf, wie sie feststellte, als sie zu der Stoffkordel aufsah, die sich über ihrem Bett spannte.
    Wie lange habe ich geschlafen? Sie sah zu der silbernen Uhr auf ihrem Schreibtisch: Der Tag war schon in der achten Stunde, die Korona musste mittlerweile in die Nördliche Hemisphäre vorgedrungen sein!
    Endriel sprang auf. Noch etwas schlaftrunken, suchte sie sich warme Kleidung aus ihrer Truhe: ein rotes Wollhemd und eine ausgewaschene, blaue Leinenhose, dazu Socken aus Schafwolle. Während sie das wirre Haar glättete und zusammenband, schlüpfte sie in ihre Schuhe. Peinlich, wenn der Kapitän zu spät kam.
    Die Mannschaft war vollzählig angetreten. Keru stand hinter dem Steuer, das hölzerne Rad fest in beiden Händen, während Xeah es sich auf einem Diwan gemütlich gemacht hatte. Miko, mit Nelen auf seiner Schulter, stand an der Kuppelfront. Beide blickten mit offenen Mündern nach draußen in das weiße kalte Land.
    »Guten Morgen, alle zusammen.«
    »Hallo Endriel«, sagte Xeah freundlich. Keru nickte ihr nur zu. Nelen winkte und Miko salutierte. »Guten Morgen, Kapitän!«
    Endriel gesellte sich zu ihm und Nelen. Sie legte eine Hand auf die beheizte Scheibe und beobachtete, wie die Korona über die winterliche Landschaft glitt. Über zugefrorene

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