Die Kenlyn-Chroniken 01 - Drachenschiffe ueber Kenlyn
den Hals schmetterte. Wie ein nasser Sack ging der Weißmantel zu Boden.
Endriel hob den Blick von dem Bewusstlosen zu dem Skria, der sich die Waffe schnappte. »Keru, mein Freund«, begann sie und versuchte, ihr trommelndes Herz unter Kontrolle zu bekommen, »ich bin wirklich froh, dass wir auf derselben Seite stehen.«
»Hrrrmmmm«, brummte der Skria und begutachtete die Energieleiste des Sonnenauges.
»Hey, und was ist mit mir?« Nelens Hörner waren rot vom Blut des falschen Friedenswächters.
»Anfängerglück«, knurrte Keru.
Erst jetzt sah Endriel durch die offene Tür die Leichen ihrer Bewacher und die eines weißgekleideten Skria in einer Blutpfütze liegen. Ihr wurde übel, sie hatte das Bedürfnis sich zu setzen. Doch bevor sie das tun konnte, packte Keru sie fest an der Schulter.
»Die Schatten übernehmen das Schiff«, erklärte er. »Wir müssen von hier verschwinden.«
Kai und Endriel halfen Xeah aufzustehen. Miko suchte Deckung hinter Kerus massigem Leib und Nelen blieb als Späher an der Decke. »Raus hier!«, brummte der Skria. Er fuhr die Energie des erbeuteten Sonnenauges hoch, und marschierte voran.
Endriel schloss die Augen, als sie über die Leichen hinwegstiegen. Ein fensterloser Korridor öffnete sich vor der Mannschaft der Korona . Waffenklirren und Schreie waren zu hören, anscheinend im angrenzenden Gang oder ein Deck über ihnen. Die Dragulia wurde hart umkämpft.
Endriels Blick zuckte vom einen Ende des Korridors zum anderen. »Wo sollen wir hin?« Sie ging in die Hocke und nahm das Sakedo des toten Skria. Das Blut wischte sie an dessen rotdurchtränkter Uniform ab. Mit der Waffe in der Hand, kehrte ein kleiner Teil ihrer Selbstsicherheit zurück.
»Dorthin!« Keru zeigte zur Tür am rechten Ende – die in diesem Moment aufgezogen wurde.
Endriel umklammerte das Schwert mit beiden Händen, Nelen verschwand hinter ihr, während sich Miko und Kai schützend vor Xeah stellten. Keru hielt das Sonnenauge auf die Tür gerichtet. Der Kristall am Ende der Waffe glühte im gleichen Blutrot wie sein Auge.
»Andar!«, rief Endriel aus, als der Admiral eintrat, flankiert von einem Dutzend seiner Leute. Die Weißmäntel waren alle bewaffnet, ihre Uniformen waren ausnahmslos blutbesudelt und stellenweise zerschnitten. In ihren Gesichtern spiegelte sich gleichzeitig Erschöpfung und Kampfgeist wider.
»Endriel!« Telios atmete erleichtert aus und steckte seine Klinge in die Scheide. »Ich dachte schon, sie hätten euch erwischt!«
Sie unterdrückte den Impuls, zu ihm zu laufen und ihn zu umarmen. Stattdessen setzte sie ein freches Lächeln auf, als sich der Trupp des Admirals näherte. »Uns kriegt man nicht so schnell klein, das weißt du doch. Ihr steckt ziemlich in der Scheiße, was?«
»Halt den Mund, Mädchen«, sagte er beinahe liebevoll, während ein Teil seiner Leute die Tür am anderen Ende sicherte. »Ihr steckt genauso tief drin. Hier.« Er warf Endriel etwas Glitzerndes zu. Sie fing es geschickt auf. Es war der Schlüsselkristall der Korona . »Holt den Sha Yang und seht zu, dass ihr von hier verschwindet!«
»Was ist mit den Befehlen des Gouverneurs?«, fragte Kai.
»Irrelevant.« Auf ein Nicken des Admirals hin, händigten seine Leute Endriel und den anderen Waffen aus: ein Sakedo für Miko, der das Schwert mit großen Augen so vorsichtig entgegennahm, als wäre es aus Glas, und drei Sonnenaugen für Endriel und Kai. Es überraschte Endriel, dass letzterer anscheinend mit so einem Ding vertraut war, denn er überprüfte fachmännisch die Sicherung und Energieleiste. Sie selbst nahm die Strahlenwaffe eher unwillig an. Sie hasste diese Dinger.
»Euer Schiff befindet sich in Andockbucht zwölf im Oberdeck«, erklärte Telios knapp. »Das Passwort für die Sicherheitsbarriere lautet zwei-acht-drei-sieben.«
»Zwei-acht-drei-sieben«, wiederholte Endriel nickend.
»Die Schatten sind überall, vertraut niemandem. Ihr müsst euch allein durchschlagen, ich kann keinen meiner Leute entbehren. Versucht, euch aus den Kämpfen rauszuhalten, so weit es geht.« Telios nickte ihr zu, durchquerte die Reihen ihrer Freunde und marschierte zu seinen Leuten, die die andere Tür bewachten.
»Andar! Warte!«
Er drehte sich um.
»Was ist mit dir?«
Er zeigte eine Miene grimmiger Entschlossenheit. »Wir werden die Waffentürme von diesem Abschaum säubern. Da draußen schwirren vier Kampfschiffe herum, die wir eliminieren müssen. Und jetzt beeilt euch. Sie werden alles versuchen, sich
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