Die Kenlyn-Chroniken 01 - Drachenschiffe ueber Kenlyn
aus, als müssten wir die nächste Treppe hinab.«
»Sicher?«
»Nein ...« Gerade, als sie etwas hinzufügen wollte, öffnete sich die Tür am anderen Ende. Ein Quintett Weißmäntel in zerfetzten Uniformen flutete auf den Korridor. Sie sahen nicht freundlich aus.
»Großartig!«, fluchte Endriel. Ihr Herz raste.
Sonnenaugen saugten sich summend mit Energie voll. »Ihr da! Keine Bewegung!«
Ein Sturm roter Blitze wurde entfesselt. Endriel und Kai erwiderten das Feuer, während sie den heißen Lichtstrahlen auswichen. Kai erwischte eine seltsam kleine Skria mit braunem Fell am Unterleib. Sie krümmte sich und ging zu Boden.
»Hinter mich!«, rief Endriel dem kreidebleich gewordenen Miko zu. Der Junge stolperte zur Seite und gegen eine Seitentür, während sein Kapitän und Kai hinter dem Türrahmen in Deckung gingen und mit ihrem Feuer die verbliebenen Gegner auf Abstand hielten.
»Der Gebieter will sie lebend, denkt daran!«
Ich muss doch was tun können! Mikos Gedanken rasten, er sah sich um – die Türen! Vielleicht fanden sie in einem der dahinter liegenden Räume Deckung! Während Endriel und Kai die Schatten zurückhielten, drückte sich Miko flach an der Wand entlang, bis zur letzten Tür. Doch so sehr er auch an der Klinke rüttelte, sie blieb verschlossen. Aber es gab noch zwei weitere, einige Schritte den Gang hinunter.
»Es gibt kein Entkommen! «, donnerte ein narbengesichtiger Mensch am anderen Ende. »Gebt auf!«
»Denkt euch endlich mal neue Sprüche aus!«, gab Endriel zurück. Ein Strahl schlug zischend im Türrahmen ein, nur wenige Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt. Sie ging in die Hocke, feuerte weiter und erwischte einen besonders hässlichen Draxyll direkt in der Brust. Verflucht, können wir das nicht fair mit den Fäusten regeln? Sie lud erneut durch und schickte ein Dankgebet an ihren Vater, der sie ab ihrem siebten Lebensjahr mit dem Sonnenauge hatte Schießübungen machen lassen.
»Scheiße!«, rief Kai plötzlich aus. Er starrte auf die Kontrollen seiner Waffe. »Das Mistding hat Ladehemmung!«
»Auch das noch«, murmelte Endriel. Die Schatten wagten bereits den Vormarsch.
Da ertönte Mikos Stimme hinter ihnen: »Kapitän! Hier rein!«
Aus den Augenwinkeln sah Endriel, wie der Junge aus einer offenen Seitentür winkte. »Geh schon!«, wies sie Kai an. »Ich halt sie zurück! Geh, verdammt!«
Er nickte hastig und rannte zu Miko. Endriel erhob sich langsam und ging Schritt für Schritt rückwärts. Sie feuerte blindlings nach allen Seiten und traf einen Schützen am Arm, sodass er seine Waffe fallen ließ.
»Dieses Schiff ist in unserer Gewalt! Ihr habt keine Chance!«
»Ja ja, haben wir alles schon mal geh –!« Endriel verstummte, als sie jemand an beiden Schultern packte und aus dem Korridor zog. Kai und Miko standen bei ihr, in einem kleinen Holzraum, mit einer Pritsche rechts und einem Spind links. Auf dem Boden lag ein aufgeschlagenes Buch, die illustrierte Ausgabe von »Kasaru der Krieger«.
Doch Endriel konnte nicht aufatmen. Sie hörte, wie sich die Schatten näherten.
»Ihr sitzt in der Falle! Es ist vorbei!«
»Kai! Gib mir deine Waffe!« Noch bevor er reagieren konnte, riss sie ihm das nutzlose Sonnenauge aus der Hand. »Haltet sie irgendwie auf!«
»Was hast du vor?«
»Ihnen eine kleine Überraschung bereiten. Nun macht schon!«
»Miko!« Kai nahm Blickkontakt mit dem Jungen auf, der ängstlich seine Hände knetete. »Das Bett!« Er packte die Pritsche an einer Seite. Miko begriff sofort und ging an das andere Ende.
Währenddessen ließ sich Endriel auf dem Boden nieder. Mit einer Hand hielt sie die Einstellung von Kais Sonnenauge auf Maximum und verschweißte den Metallring, der die stabartige Waffe aktivierte, mit einem präzisen Lichtstrahl ihres eigenen Sonnenauges. Vorsichtig , mahnte sie sich. Zu viel Energie und das Ding fliegt uns um die Ohren! Eine Haarsträhne fiel ihr in die Stirn, sie wischte sie nicht fort; ihr Schweiß lief in Strömen. Ganz vorsichtig!
Kai und Miko hatten mittlerweile die Pritsche zur Tür getragen und warfen sie nach draußen. Dann öffneten sie den Schrank und warfen Bücher, Kleidung, Stiefel und andere behelfsmäßige Geschütze in den Korridor, um Endriel mehr Zeit zu verschaffen. Als Reaktion auf jeden geworfenen Gegenstand zischten Lichtsalven an der Tür vorbei.
Das Sonnenauge, das Endriel bearbeitete, gab mittlerweile ein immer schriller werdendes Heulen von sich, das schnell unerträglich wurde. Alle
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