Die Kenlyn-Chroniken 01 - Drachenschiffe ueber Kenlyn

Kraftfeldgeneratoren weitere Energie ab. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Kraftfelder des ersten Schiffs versagen würden. Die Schlacht tobte über der Dragulia , die wie ein gestrandeter Wal bewegungslos in der Luft hing, abgesehen von ihren Waffentürmen, die sich über das eigene Kraftfeld hinaus erhoben und den Friedenswächterschiffen wie der böse Blick folgten und tödliche Strahlen gegen deren Schilde schleuderten.
    »Treibt diese Mistkerle von der Dragulia weg!«, befahl Kapitän Len Gennrika seinem Piloten. Der kahlköpfige Mensch versuchte, seine Angespanntheit vor der Mannschaft zu verbergen, indem er die Arme auf dem Rücken verschränkte. Ihm war klar, dass vom Flaggschiff momentan die größte Gefahr drohte, da es über zwanzig Waffentürme verfügte, jeder davon doppelt so leistungsstark wie die Sonnenaugen an Bord seines eigenen Schiffes. Während die Voduris dem Feind hinterherjagte, vollführte sie irrsinnige Ausweichmanöver, um zumindest einem Großteil des Sperrfeuers zu entgehen.
    Das Ordensschiff Kallavar erbebte, während gebündelte Energie von allen Seiten auf es einhämmerte. Ab und an flackerte die Brückenbeleuchtung, doch der Schild hielt. Noch.
    Kapitän Xaba Kwu-Dal hatte sich kurz nach dem Auftauchen der schwarzen Schiffe Silberfeuer gespritzt; ihre Instinkte hatten der Draxyll schon lange vorher verraten, dass ein Kampf bevorstand, und sie brauchte während der Schlacht schnellere Reflexe, als es die Physiognomie ihres Volkes normalerweise zuließ. Sie krallte sich an der Hauptkonsole fest, während das feindliche Feuer ihr Schiff wieder und wieder erschütterte. »Schild auf volle Leistung!«, rief sie, begleitet von einem alarmierten Tuten ihres Horns. Die Droge peitschte ihre Gedanken an. Der Schaden, den sie dem Gegner beibrachten, war minimal. Im Augenblick wurden die Schiffe des Ordens gejagt, wie eine Herde Schafe von blutgierigen Wölfen. Verteidigung hatte Priorität – zumindest solange, bis Admiral Telios sein Schiff wieder unter Kontrolle bringen würde.
    Kapitän Kwu-Dal betrachtete die Projektion des Flaggschiffes im Geisterkubus. Die Dragulia stand unter ihnen in der Luft und ihre Waffentürme spuckten eine Salve nach der anderen.
    »Schildenergie um dreißig Prozent gefallen!«, meldete der Chefingenieur aus dem Maschinenraum.
    »Verbindung zur Xarai und Voduris aufnehmen!«, rief Kwu-Dal dem Kommunikationsoffizier, einem blutjungen Skria, über den Lärm zu. Ein erneuter Treffer hätte sie beinahe stürzen lassen, hätte sie sich nicht mit dem Schwanz abgestützt. Für einen Moment fiel die Brückenbeleuchtung aus.
    »Der Kontakt ist abgebrochen, Kapitän! Ich –« Der Kommunikationsoffizier unterbrach sich, als eine erneute Erschütterung das Schiff erbeben ließ. »Sie benutzen einen Störsender! Wir kommen nicht durch!«
    »Verflucht!« Mit draxyll-untypischer Wut schlug Kwu-Dal auf die Hauptkonsole. »Dann geben Sie Lichtsignale oder von mir aus auch Rauchzeichen – aber tun Sie es sofort!«
    Die Xarai unter Kapitän Sronn wurde von zwei Feindschiffen gleichzeitig verfolgt und unter Beschuss genommen. Die Energievorräte des Schutzschildes schmolzen dahin wie Eis in der Sonne. Überall auf der Brücke leuchteten alarmierend rote Lichter . »Achtung, Energie-Reserven befinden sich auf kritischem Niveau «, verkündete die künstliche Stimme der Xarai aus dem Geisterkubus. » Achtung, Energie-Reserven –«
    »Halt’s Maul!«, brüllte der schwarze Skria.
    »Lange halten wir dieses Kreuzfeuer nicht durch, Kapitän«, erklärte seine Chefingenieurin über einen anderen Kubus. Die Menschenfrau schwitzte.
    Sronn war im Laufe seiner Karriere in drei Luftschlachten verwickelt gewesen, jedes Mal gegen Piraten, die gegen sein Schiff nicht die geringste Chance gehabt hatten. Er erinnerte sich an seine Zeit als junger Kadett, als er von den Schlachten zur Zeit des Krieges gegen den Schattenkult geträumt hatte. Damals hatte ihn der Wunsch beseelt, auch eines Tages auf der Brücke eines Kriegsschiffes zu stehen und einen solchen Kampf auszutragen, für die Ehre des Ordens.
    Nun hatte sich dieser Traum in einen Albtraum verwandelt.
    »Rückzug!«, befahl Sronn. »Bringt uns so weit wie möglich weg von der Schlacht!«
    »Der Feind lässt sich nicht abschütteln!«, meldete der Pilot.
    »Versuchen Sie es! Flucht ist unsere einzige Möglichkeit, zu überleben«, knurrte Sronn. Er schloss die goldenen Augen und dachte: Andar, wie konnten Sie dem Feind nur Ihr Schiff