Die Kenlyn-Chroniken 01 - Drachenschiffe ueber Kenlyn
gute Idee«, brummte der Skria. »Mal wieder.« Aber niemand schenkte ihm große Beachtung.
Miko hastete die Gangway hinauf. In seiner Eile stolperte er fast. Er streckte Endriel die Hand entgegen, sie gab ihm die seine und er schüttelte sie heftig. »Oh, vielen Dank, Kapitän! Das werden Sie nicht bereuen! Ehrlich! Ich mache wirklich alles, was Sie wollen: Wäsche waschen, Reis kochen, die Toilette putzen – egal was!«
»Es gibt da nur ein Problem«, sagte der Kapitän. »Wir haben kein Quartier für dich. Das einzige, das noch freisteht, ist für zahlende Gäste reserviert. Im Maschinenraum ist zwar noch Platz ...« Der Skria starrte sie an, als befürchte er, Miko könne ihm sein Territorium streitig machen. »... aber da unten ist es ziemlich eng und schmutzig.«
»Äh, das macht nix, Kapitän, wirklich nicht! Ich bin da ganz genügsam!«
Sie hob den Zeigefinger. »Das hast du gesagt, denk daran! Wie alt bist du eigentlich?«
»Fast achtzehn, Kapitän!«
»Du kannst mich Endriel nennen.«
»In Ordnung, Kapitän!«
Sie runzelte die Stirn, ging aber nicht näher darauf ein. »Das hier ist meine Freundin Nelen ...«
»Hallo.« Die Yadi winkte und Miko winkte zurück.
»Und das ist Keru, unser ... Bordingenieur.«
Der Skria gab nur ein leises Knurren von sich.
Der scheint schlecht geschlafen zu haben , dachte Miko. Skria machten ihn immer nervös.
»Komm ruhig mit rein«, sagte Kapitän Naguun, und Miko trat zu ihnen in den Schiffskorridor, wo er neugierig den Blick schweifen ließ. Dieses Schiff schien nagelneu. Er glaubte sogar noch den Lack riechen zu können!
»Du bist nicht wirklich Abenteurer, oder?«, fragte die Yadi Nelen. »Ich meine, du warst nicht wirklich schon überall in der Südlichen Hemisphäre, oder doch?«
»Nee.« Er schüttelte den Kopf. »Aber ich wäre es gern.«
»Warum wolltest du ausgerechnet auf die Korona ?« fragte der Kapitän. »Es liegen noch hunderte andere Drachenschiffe vor Anker.«
»Ja, aber die anderen haben mich rausgeschmissen.«
»Bist du allein? Ich meine, was ist mit deinen Eltern?«
»Die, äh, sind beide tot, Kapitän.« Miko blickte zu Boden. Weniger aus Traurigkeit, sondern weil er ein schlechter Lügner war.
Sie schwieg einen Moment, dann sagte sie: »Bleibt nur noch zu sagen: Willkommen an Bord, Miko.«
»Vielen Dank, Kapitän!«
»Endriel.«
»Ich weiß, Kapitän!«
Miko sah sich im Unterdeck um und schluckte. Der Raum wirkte genauso abweisend wie er befürchtet hatte. Die riesigen Holzfässer nahmen den meisten Platz weg, Werkzeug lag überall herum und es roch nach Schmieröl.
»Ich hab dich ja gewarnt.« Kapitän Naguun stand neben ihm. »Ist nicht gerade ein Palasthotel.«
Miko drehte sich um. »Das ist schon in Ordnung, Kapitän!« Seine nervösen Finger spielten mit dem Gurt des Seesacks während er versuchte, sich mit dem Gedanken abzufinden, von nun an hier seine Nächte zu verbringen. Was soll’s , dachte er. Ich hätte es viel schlimmer treffen können. Immerhin war dieses Deck um einiges geräumiger als sein altes Zimmer und außerdem lief er hier nicht Gefahr, von seinem besoffenen Vater aus dem Bett gezerrt zu werden. Vielleicht war ihm das Flugblatt tatsächlich von göttlicher Fügung ins Gesicht geweht worden.
»Ist das ist dein ganzes Gepäck?« Der Kapitän deutete auf den Seesack.
»Ja, Kapitän.«
»Endriel«, verbesserte sie.
»Ja, Kapitän!«
Sie gab es auf. »Also, wir müssten irgendwo noch eine Schlafmatte für dich haben, eine Decke und ein paar Kissen. Du musst sehen, was du auftreiben kannst. Nelen, hilfst du ihm dabei?«
»Klar.«
»Sie bleiben nicht an Bord, Kapitän?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe noch etwas zu erledigen. Vielleicht kannst du solange«, sie sah sich um, »na ja, den Boden hier und in den anderen Decks fegen. Ist das in Ordnung?«
Er salutierte. »Vollkommen in Ordnung, Kapitän! Ich putze, bis Sie von dem Boden essen können!«
Sie lächelte. »Das hatte ich eigentlich nicht vor. Wie dem auch sein mag: Du machst das schon. Wenn du Hunger hast, die Kombüse ist gleich hinter der Tür dort.«
»Ich habe noch eine Frage.«
»Ja?«
»Äh, wann geht es los? Ich meine, wann werden wir ablegen?«
Kapitän Naguun sah Nelen an. Beide lächelten. »Das fragen wir uns auch schon die ganze Zeit, Miko. Leider scheinst du der einzige zu sein, der den Weg zu uns gefunden hat.«
»Oh.« Er blinzelte überrascht.
»Aber wir sind schließlich erst ein paar Stunden hier. Wer weiß,
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