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Die Kenlyn-Chroniken 01 - Drachenschiffe ueber Kenlyn

Die Kenlyn-Chroniken 01 - Drachenschiffe ueber Kenlyn

Titel: Die Kenlyn-Chroniken 01 - Drachenschiffe ueber Kenlyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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Dunkelheit entgegenwirkte. »... ich hoffe, dass deine Seele bald ein neues Heim finden wird.«
    Sie hielt die kleine Gebetskerze mit Yaneks Namen in beiden Händen und stellte sie dann in ein blaues Windlicht auf die mittlere Stufe des Altars. Sie legte die rauen Hände zusammen und dünne, graue Lider fielen über ihre kleinen Augen. »Vergiss uns bitte nicht, so wie wir dich nicht vergessen, und wache über uns, bis du in diese Welt zurückkehrst.« Sie ließ einen Moment der Stille vergehen, bevor sie die Augen wieder öffnete. Das Licht der Kerzen spiegelte sich in ihren vollkommen schwarzen, von grauen Falten umgebenen Augäpfeln wider. »Endriel ist wohlbehalten bei uns angekommen. Es geht ihr gut. Sie ist nicht mehr böse auf dich. Aber sicher weißt du das alles schon. Du kannst stolz auf sie sein.«
    Keru, in seinen Mantel gehüllt und die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, wandte den Blick ab. Er glaubte nicht an die Unsterblichkeit der Seele. Nach dem Tod kam nichts als Schwärze; es war das endgültige Ende des Lebens. In gewisser Weise beneidete er Xeah und die anderen Gläubigen, die sich noch von süßen Illusionen blenden lassen konnten. Keru hatte schon Lebewesen getötet – alles, was von ihnen übrig blieb, waren die Albträume, in denen sie ihn heimsuchten.
    Es war grabesstill im Inneren des Zweiten Tempels, abgesehen von dem leisen Geflüster der Betenden. Dieser Ort gefiel ihm nicht, er war zu groß, zu leer. Weihrauch und Myrrhe schwängerten die Luft und reizten seine Nase.
    Hier konnte er sich nirgends verstecken: Es gab weder Säulen noch Trennwände, nur das dreistufige Podium, vor dem Xeah kniete. Es zog sich einmal im Kreis an den weißen Marmorwänden entlang, nur von Torbögen in allen vier Himmelsrichtungen begrenzt. Der Raum war fensterlos und die unzähligen, winzigen Flammen ringsum sorgten für eine dämmrige Atmosphäre.
    Zu seiner Beruhigung erkannte Keru, dass sich niemand um ihn kümmerte. Nur eine Hand voll Lebewesen bevölkerte die Halle. Sie saßen oder knieten vor den Kerzen, beteten, meditierten, oder unterhielten sich wie Xeah mit den Toten, oder glaubten, dies zu tun. Adepten in den weißen Roben der Priesterschaft schlichen herum, entfernten abgebrannte Kerzen und stellten neue bereit.
    »... dass sich eines Tages alle Seelen vereinen werden, so wie es geschrieben steht.« Nachdem Xeah ihr Gebet beendet hatte, richtete sie sich auf und drehte sich zu Keru. Sie erkannte seine ungeduldige Miene und ein entspanntes Lächeln zierte ihren Schnabel. »Du brauchst nicht zu drängeln. Wir können gehen, wenn du willst.«
    »Ich wüsste nicht, was mich hier halten sollte«, knurrte Keru. »Dieser Ort ist wie eine Gruft mit Beleuchtung.«
    Ein junges Menschenpaar, das sie auf ihrem Weg zum Ausgang passierten, warf ihm erboste Blicke ob dieses Kommentars zu. Er hatte keine Schwierigkeiten, die Affengesichter zu ignorieren.
    »Ich musste einfach herkommen, solange wir in der Stadt sind«, erklärte Xeah. »Miko und Nelen werden schon auf die Korona aufpassen. Aber ich habe es auf dem Schiff nicht ausgehalten, ich musste an die frische Luft.«
    Kerus ledernde Nase sog die Weihrauchschwaden ein. Seine Schnurrhaare vibrierten angewidert. »Das nennst du frische Luft?«
    »Du weißt, was ich meine«, entgegnete sie amüsiert.
    Wieder musste Keru erkennen, dass es unmöglich war, Xeah aus der Ruhe zu bringen. Selbst wenn ein Komet neben ihr einschlug, würde sie nur dastehen und die Schönheit dieses Naturschauspiels bewundern. Die sprichwörtliche Gemütsruhe der Draxyll fand in ihr ihre Vollendung. Er fragte sich, ob sie sie während ihrer Ausbildung im Kloster erlernt hatte oder ob sie einfach zu ihrer Persönlichkeit gehörte.
    »Und außerdem hat dich niemand gezwungen, mitzukommen.« Xeah drehte ihren langen Hals in seine Richtung. »Ich bin schließlich kein Kleindkind mehr. In meinen hundertundvierundzwanzig Jahren habe ich gelernt, auf mich aufzupassen.«
    »Die Straßen dieser Stadt sind gefährlich«, brummte Keru. »Hier laufen eine Menge Verrückte herum.«
    »Höre ich da Besorgnis aus deinen Worten?« Xeah blinzelte.
    »Hrhmmm.« Keru starrte zum Ausgang der Halle, der so weit entfernt schien. Xeahs Horn produzierte ein seufzendes Geräusch. »Ich wünschte nur, du würdest auch Endriel und Nelen diese Seite einmal zeigen.«
    Keru antwortete nicht. Stumm geleitete er sie durch den monumentalen Torbogen in das Vestibül des Tempels.
    »Bist du endlich soweit?« Orryn

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