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Die Ketzerbibel

Die Ketzerbibel

Titel: Die Ketzerbibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Klee
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Sünden. Sie ist fähig zur Reue und muss nicht wie eine Kranke behandelt werden», warf Basilio ein. «In diesem Fallkann man sie entweder ganz in Ruhe lassen oder maßvolle Gewalt anwenden, wenn es nötig erscheint, ihre Vergangenheit zu erfahren.»
    «Ist es denn überhaupt notwendig?», fragte Calixtus.
    Carolus nahm einen tiefen, langen Atemzug und stieß die Luft heftig wieder aus.
    «Ich muss wissen, was mit ihr ist.»
    «Du – nicht ihre Schwestern.»
    «Ihre Schwestern auch. Es wäre für alle besser, wenn die Wahrheit ans Licht käme. Sogar für sie selbst.»
    «Da bin ich mir nicht sicher. Aber – gut. Welchen Grund sollte sie haben, dir Dinge zu erzählen, die sie lieber geheim halten will?»
    «Sie könnte ihr Herz und ihr Gewissen erleichtern. Sie sollte sich einmal aussprechen!»
    «Wäre dafür nicht zuerst ihre Meisterin da?»
    «Ich will, dass sie mich als ihren Verbündeten empfindet», beharrte Carolus.
    «Wie kann sie dich als Verbündeten sehen, da du doch in allem ihr Gegenteil bist», bohrte Calixtus. «Sie ist eine Frau – du bist ein Mann. Deine Gefühle sitzen in den Nieren – ihre in der Gebärmutter. Ihr Wesen ist nach innen gerichtet – deines strebt in die Welt. Du bist frei – sie ist den Entscheidungen anderer unterworfen.»
    Athanasius schüttelte den Kopf. «Das ist die natürliche Ordnung der Dinge. Wie könnte ein Mann ein Weib verstehen?»
    Calixtus beruhigte die Meisterin so weit, dass Carolus es wagen durfte, sich wieder außerhalb des Hospitals zu zeigen. Er hatte lange überlegt, wie er es anstellen müsse, Danielles Vertrauen zu gewinnen.
    «Ich bin zu zielstrebig vorgegangen», dachte Carolus bei sich. «Wenn ich sie dauernd so drängend nach ihrer Vergangenheitfrage, dann fühlt sie sich in die Enge getrieben und ist noch weniger geneigt, sich mir mitzuteilen. Also ist es am besten, wenn ich mit ihr wieder über ganz harmlose Dinge spreche. Über meinen Garten zum Beispiel. Ja, ich werde einen neuen Anfang mit ihr machen.»
    Er schnitt mit Sorgfalt eine einzelne Blüte von seiner persischen Rose, die schönste von allen, gerade am Morgen frisch erblüht. Auf dem Weg zu den Beginen malte er sich aus, wie sie sich freuen würde, wie sie ihren Nacken beugen würde, um daran zu riechen, wie sie ihn anlächeln würde. Und wie sie sich in ein Gespräch über Gärten vertiefen würden, über das Wesen der Schönheit in Kunst und Natur.
    Doch als er sich vor ihr verbeugte und ihr die Rose übergeben wollte, zogen sich ihre dichten, dunklen Brauen zusammen. «Eine Rose? Wie kannst du es wagen!», rief sie, rannte durch den Garten davon wie ein erschrecktes Reh und versteckte sich in der Küche.
    Fassungslos sah er ihr hinterher. «Was habe ich nun wieder getan? – Frauen!», sagte er. Er legte die Rose auf die Steinbank und stürmte an Alix vorbei, ohne sich zu verabschieden.
    «Was ist?», fragte Magdalène.
    «Er hat mir eine Rose geschenkt. Eine Rose! Wie kann er Andeutungen von Liebe und Wollust machen, hier in diesem Haus? Was denkt er nur von mir?», rief Danielle aufgebracht.
    «Vielleicht hast du ihn falsch verstanden. Sagt man nicht auch: sub rosa dictum? – Ist sie nicht auch das Zeichen für Verschwiegenheit? Vielleicht hat er damit nur gemeint, dass deine Geheimnisse bei ihm sicher sind.»
    Doch das schien Danielle auch nicht zu gefallen. Immerhin ging sie in den Garten zurück und nahm die Rose von der Bank. Gebba hatte vom Webhaus aus alles beobachtet.
    «So, hast du es endlich geschafft!», rief sie empört.
    «Was meinst du?», fragte Danielle überrascht. Mit der Linken hielt sie die Rose, mit der Rechten versuchte sie das Geschenk zu verbergen.
    «Geschenke, Musik und jetzt eine Rose! Schämst du dich denn gar nicht?»
    Danielle stand starr. Gebba kam durch die Beete auf sie zu, vorbei an den Zwiebelgewächsen. Gereizt fegte sie einen Ast eines Apfelbäumchens beiseite, der schwer von Früchten herunterhing.
    «Verlobt ist er!», schrie Gebba.
    Danielles Augen wurden groß.
    «Wie, hast du das etwa nicht gewusst? Er ist Catherine versprochen, der Schwester unserer Wohltäterin. Jeder hier weiß es!» Gebba war ganz nah herangekommen und sah Danielle forschend ins Gesicht. «Nun gut, du bist ja nicht von hier», fügte sie in ruhigerem Ton hinzu. «Aber jetzt habe ich es dir gesagt. Ich hoffe, du benimmst dich von nun an entsprechend. Du hast ihn doch nicht ermutigt, oder?»
    «Nein, gewiss nicht», sagte Danielle.
    Als sie am Abend nebeneinanderlagen,

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