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Die Ketzerbibel

Die Ketzerbibel

Titel: Die Ketzerbibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Klee
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, wir arbeiten. Der Garten sollte das widerspiegeln, verstehst du?»
    «Ich sehe es», bemerkte Danielle. «Und auch die Schönheit hast du nicht vernachlässigt.» Da war eine Bank, vondichtem Lorbeer eingefasst. Meerblaue Schwertlilien blühten in Schalen aus grauem, verwittertem Kalkstein zu den vier Seiten des Brunnens. Und gegenüber der Bank bildete eine Heckenrose das optische Gegengewicht zum Lorbeer. «Ein ungewöhnliches, aber sehr harmonisches Arrangement», sagte sie anerkennend.
    «Ja, das ist es», bestätigte die alte Begine zufrieden. «Und hier bei den Gemüsen siehst du weiterhin den Porros   – Porrée; Apium   – Sellerie; Fasiolo, die Bohnen. Im Südwesten sodann: Alias   – Knoblauch; Pastinachus – weiße Rüben; Lubestico, den Liebstöckel, dazu noch Petrosilium und Anetum   – Dill. Auf den Beeten zwischen Hospital und Apotheke findest du noch Schafgarbe, Katzenkraut, Benediktenkraut. Angelica und Calendula. Dort hinten   …», sie gingen an der Weberei vorbei und um die Ecke des Gärtnerhauses, «vor den Latrinen sind noch ein paar Reihen Caulas   – Kohl, wie du sicher schon bemerkt hast.» Die Kohlköpfe waren noch hellgrün und nicht einmal faustgroß und sahen aus wie Wintersalat. Erst später würden sie zu den harten, festen Kugeln werden, die man im Oktober ernten und einsalzen würde.
    Die Tierställe schlossen an die hintere Mauer an. Hier waren die zwei Maultiere, ein Schwein und einige Hühner untergebracht. Die Hühner hockten im warmen Sand und gaben träge, glucksende Geräusche von sich. Alix und Danielle kehrten zurück in den eigentlichen Garten.
    «Die Setzlinge brauchen Wasser, und alles andere auch.» Alix schob den Holzdeckel der Zisterne beiseite und spähte in die Tiefe. «Aber Wasser ist hier knapp. Würdest du welches vom Brunnen holen? Ja, ja, du darfst hinaus! Wenn ich es dir erlaube, wird Juliana nichts dagegen haben. Ich begleite dich.»
    Danielle nahm zwei hölzerne Eimer und Alix einen Krug.Sie gingen durch den überschatteten Gang vorbei an der Küche, aus der ein Dunst drang, der noch heißer war als die Luft draußen.
    «Arme Annik!», sagte Alix. «Ich habe sie nie um ihre Aufgabe beneidet. Kannst du kochen?»
    «Nein. Annik lässt mich höchstens noch Töpfe schrubben, nachdem ich einmal ein Gericht versalzen und ein anderes habe anbrennen lassen.»
    Alix lachte. «Ich hab auch immer besser essen als kochen können.»
    Marthe, die das Eingangstor hütete, stand auf und öffnete ihnen. «So, geht es hinaus? Grüßt mir meine Base, ihr trefft sie sicher am Brunnen zu dieser Zeit.»
    Sie traten in die Gasse hinaus. Zwei Frauen säuberten die Straße; eine sprengte Wasser, die andere kehrte.
    «Guten Abend, Alix, guten Abend Schwester.»
    «Guten Abend und Gottes Segen!»
    Sie überquerten die Rue Vaillante und gingen am Haus des Konsuls vorbei, hinter dem sich der öffentliche Brotofen befand, auf die Place de l’Ange. Am einzigen Brunnen in der Stadt war immer viel Betrieb. Frauen standen und warteten mit Krügen und Eimern, bis sie an der Reihe waren, und ließen auch schon mal andere vor, wenn sie ihren Schwatz noch nicht beendet hatten. Und wo sich Frauen aufhielten, waren auch die jungen Kerle nicht weit. Ein paar von ihnen lehnten an einer Hauswand unweit des Brunnens und kommentierten untereinander weithin hörbar die Vorzüge oder Nachteile einzelner Damen.
    «O schau, die Beginen, immer paarweise, wetten, dass die andersrum sind?»
    «Ja, normal ist das nicht, dass Frauen so zusammenwohnen, sind doch schließlich keine Nonnen!»
    «Kennst du den schon», gab schließlich einer von ihnendie neueste Zote zum Besten: «Kommt ein Mann zu einem Beginenhaus und klopft an die Tür. Macht eine Begine auf. Der Begine fällt ein, dass sie vergessen hat, den Schleier anzulegen, und vor Scham wirft sie sich den hinteren Teil ihres Rockes über den Kopf. Sagt der Mann: Unbedecktes Haar ist aber weniger anstößig als ein bloßes Hinterteil!» Die Kerle grölten los.
    Sie weiß, sie hat einen Fehler begangen. So spät sollte sie in einem Dorf nicht unterwegs sein. Es ist schon dunkel, aber sie ist hungrig und hat darauf gehofft, etwas zu essen zu ergattern. Drei Männer kommen ihr entgegen. Ihr Gang ist schlingernd, schwankend, sie lachen zu laut. Sie beginnt schneller zu laufen, aber sie haben sie schon entdeckt. «Ein Weib! Die schnappen wir uns!» Sie rennt, verliert einen ausgetretenen, geflickten Schuh, läuft weiter. Zum Glück sind die

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