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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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nennen können, aber an diesem Tag gefiel ihm der Mann weitaus weniger als bei ihrem letzten Zusammentreffen. Gigging wirkte auf ihn wie ein Raubtier vor dem Sprung. Hatte Cajetanus den Mann mitgebracht, um Luther gefangen zu nehmen und nach Italien zu bringen? Möglich war es, sagte er sich und beschloss, den Ritter im Auge zu behalten.
    »Ich habe für Leibert Spanndienste geleistet und auch schon einigen Wagenzügen von ihm Schutz geboten. Außerdem habe ich gehört, dass sein Sohn im Gebirge umgekommen sein soll. Leibert hätte mich und meine Männer auch bei dieser Reise anheuern sollen, dann wäre das Unglück nicht passiert.« Gigging lachte auf eine Weise, dass sich Ernst die Haare aufstellten.
    »Es war Mord und kein Unglück! Doch die Schurken werden dafür bezahlen, das schwöre ich Euch.«
    Der Ritter maß ihn mit einem höhnischen Blick. »Es heißt, die Nürnberger hängen keinen – sie hätten ihn denn zuvor. Hast du den Mörder oder weißt du, wer es war?«
    Ernst schüttelte bedrückt den Kopf. »Nein, ich weiß leider gar nichts. Aber die Pfleger und Vögte unseres Herzogs werden die Kerle schon finden.«
    »Und wenn die Räuber aus Tirol stammen oder aus dem Werdenfelser Land? Glaubst du, der Herzog von Bayern legt sich mit seinen Nachbarn an, um den Tod eines Krämersohns zu sühnen?« Mit einer wegwerfenden Geste wandte Gigging sich ab und lehnte sich neben der Tür gegen die Wand. Dabei streifte sein Blick von Zeit zu Zeit Ernst, der sich immer unbehaglicher fühlte.
    Nach einer Weile beendeten Cajetanus und Fugger ihr Gespräch, und der Kaufmann trat auf Ernst zu. »Dein Weib ist nach Augsburg gekommen. Da in meinem Haus derzeit viel Unruhe herrscht, habe ich beschlossen, euch vorerst in einer gerade fertig gewordenen Wohnung in meiner Siedlung für die Armen dieser Stadt unterzubringen. Du wirst Veva gewiss begrüßen wollen, und daher gebe ich dir für den Rest des Tages frei!«
    Das war nicht gerade in Ernsts Sinn, da er hoffte, von Cajetanus und dessen geistlichen Mitstreitern mehr über deren Pläne zu erfahren. In Gedanken verfluchte er Veva, die ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt hatte erscheinen müssen, denn gerade abends wurden im Fuggerhaus die interessantesten Gespräche geführt. Er versuchte es mit einer Ausrede. »Verzeiht, aber was ist, wenn Seine Eminenz mich braucht? Wäre es da nicht besser, wenn ich mein Quartier hier behalten würde? Mein Weib musste mich so lange entbehren, da fallen zwei oder drei Tage mehr gewiss nicht in die Waagschale.«
    »Ich weiß deinen Eifer zu schätzen, nur hast du selbst gesagt, dass der sächsische Mönch mehrere Tage lang nicht in der Lage sein wird, sich vor Seiner Eminenz zu rechtfertigen. Da dies ebenfalls in meinem Haus geschieht, wirst du deinen Posten trotz deiner Verpflichtungen als Ehemann ausfüllen können. Nun geh! Veva wartet gewiss schon auf dich. Morgen um acht Uhr kannst du Seiner Eminenz wieder deine Aufwartung machen.«
    Fugger klang sanft, doch Ernst spürte, dass der Handelsherr in der Sache nicht nachgeben würde. Daher verneigte er sich erst vor ihm und dann vor Cajetanus. Als er das Haus verließ, überkam ihn das Gefühl, Christoph Langenmantel, der stark mit seiner Unterstützung rechnete, enttäuscht zu haben.

18.
    D er Schwab hatte etliches an Hausrat besorgt, war dann aber zum Fuggerhaus zurückgekehrt, da es sich für ihn nicht ziemte, allein mit Veva in der kleinen Wohnung zu bleiben. Nun räumte sie die Gegenstände so gut ein, wie es ihr unter diesen Umständen möglich war. Da sich in der kleinen Vorratskammer nichts Essbares befand, verließ sie danach ihr neues Heim, um Lebensmittel zu kaufen. Sie schüttelte den Kopf über den Schwab, der nicht an das Wichtigste gedacht hatte, entschuldigte ihn aber im nächsten Moment wieder. Zu Hause kümmerten sich ausschließlich die Frauen um die Beschaffung und die Verarbeitung der Esswaren. Meist kaufte Cilli in Begleitung von ein oder zwei Mägden ein, auch sie selbst war recht gern auf den Markt gegangen.
    Unterwegs traf sie auf einige Bewohner der Fuggerei, die sie mit großen Augen anstarrten. Ihr Kleid wies sie ebenso wenig als arme Frau aus wie die Schuhe an ihren Füßen. Niemand wagte es, sie anzusprechen, aber es war ihnen anzusehen, dass sie bei nächster Gelegenheit einen Fuggerschen Knecht nach der schönen jungen Frau ausfragen würden, die so gar nicht zu den kleinen Häusern passte.
    Veva nahm zwar wahr, dass sie Aufsehen erregte, achtete jedoch nicht

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