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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Veva ihr Ohr an die Tür. »… kannst deinem Herrn mitteilen, dass er mit sechzig bis achtzig Prozent Gewinn im Jahr rechnen kann. Wenn er noch mehr Geld bei mir anlegen will, bin ich gerne dazu bereit. Ich will noch weitere Bergregale pachten und muss Kaiser Maximilian dafür eine entsprechende Summe vorstrecken«, erklärte der Handelsherr gerade.
    »Ich werde Herrn Leibert sagen, dass Ihr noch enger mit ihm zusammenarbeiten wollt«, hörte Veva den Schwab sagen. »Wisst Ihr, mein Herr will einen Teil seines Handels über Augsburg laufen lassen. Die Steuern und Geldforderungen des Herzogs in München werden ihm zu hoch.«
    »Solange er kein Bürger dieser Stadt ist, kann er seine Geschäfte nur als Kompagnon eines einheimischen Handelshauses tätigen. Dazu bin ich bereit. Das Haus Leibert hat auch in Augsburg einen guten Ruf, und von Bartholomäus’ Nachfolger Ernst Rickinger erwarte ich viel. Er hat einen klugen Kopf auf den Schultern und lernt schnell.«
    So viel Lob für ihren Ehemann überraschte Veva. Allerdings war es ganz gut, wenn er vom Handel etwas verstand. Immerhin sollte er das Handelshaus ihres Vaters erfolgreich weiterführen, damit es ungeschmälert an ihre gemeinsamen Kinder gehen konnte. Dieser Gedanke erinnerte sie daran, dass sie zwar vor Gott und der Welt als verheiratet galten, es aber noch zu keiner ehelichen Gemeinschaft zwischen ihnen gekommen war. Eigentlich wollte sie auch keine, doch ihr Wort galt in dieser Angelegenheit noch weniger als sonst. Sie hatte sich der Entscheidung zu fügen. Das schmerzte sie vor allem, weil Ernst wahrlich nicht der Vater war, den sie sich für ihre Kinder wünschte. Sie schob diese Überlegung jedoch rasch beiseite, um weiter zu lauschen. Es wäre beschämend, wenn sie das Ende des Gesprächs überhören und mit dem Ohr an der Tür ertappt würde.
    Aber es gab keinen interessanten Wortwechsel mehr. Jakob Fugger schien einen Brief zu schreiben, den der Schwab ihrem Vater übergeben sollte. Es kränkte sie erneut, dass der Knecht einen Auftrag ausführte, von dem sie nichts erfahren hatte. Dabei war sie ihrem Vater in den letzten beiden Jahren eine unersetzliche Helferin gewesen und inzwischen so in seine Geschäfte eingeweiht, dass sie selbst in seinem Namen mit Fugger hätte sprechen können.
    Beinahe hätte sie den Zeitpunkt verpasst, an dem sie sich zurückziehen musste. Sie hörte gerade noch, wie der Schwab sich ehrfürchtig von Jakob Fugger verabschiedete. Gleich darauf wurde die Tür geöffnet.
    Veva hatte noch die Zeit, zwei Schritte zurückzuweichen, und tat nun so, als sei sie eben den Gang entlanggekommen. »Da bist du ja! Ich habe schon die ganze Zeit nach dir Ausschau gehalten. Wir müssen doch das Häuschen aufsuchen, das Herr Fugger uns zur Verfügung gestellt hat«, sagte sie vorwurfsvoll.
    Der Knecht sah unsicher zu Boden. »Verzeiht, aber ich musste unserem Gastgeber noch einen Brief Eures Vaters überbringen.«
    »Mein Vater hat Herrn Fugger geschrieben? Gewiss will er Geschäfte mit ihm machen.« Vevas scheinbar beiläufige Bemerkung ließ den Schwab noch mehr schrumpfen. Leibert hatte ihm streng verboten, seiner Tochter etwas zu sagen, doch die junge Frau war alles andere als dumm und vermochte sich die Angelegenheit leicht zusammenzureimen. Da er wusste, dass sie weiterfragen würde, beschloss er, wenigstens einen Teil der Wahrheit zu bekennen.
    »Euer Vater will mit Herrn Fugger ins Geschäft kommen, und ich soll dessen Antwortbrief nach München tragen. Aber vorher helfe ich Euch natürlich, Euer neues Heim zu beziehen.«
    »Mein vorläufiges Heim! Sobald Ernst Rickinger und ich etwas Passendes gefunden haben, werden wir umziehen. Die Wohnung, die Herr Fugger uns zur Verfügung stellt, ist eigentlich für die Armen dieser Stadt bestimmt. Die will ich ihnen nicht lange vorenthalten.«
    Der Schwab nickte und war froh, dass es ihm gelungen war, Vevas Gedanken auf ein anderes Thema zu lenken. Während sie in dem riesigen Gebäude nach dem Bediensteten suchten, der sie zur Fuggerei bringen sollte, bot er Veva an, sie am nächsten Tag im Einkauf der wichtigsten Utensilien zu unterstützen. Er schlug etliches vor, was Veva in ihrem neuen Haushalt dringend benötige.
    »Sollst du nicht Herrn Fuggers Brief so rasch wie möglich zu meinem Vater bringen?«, fragte Veva hinterlistig.
    Der Schwab hob beschwichtigend die Hände. »So wichtig ist das Schreiben nun auch wieder nicht. Immerhin hat mein Herr mir die Sorge für Euch anvertraut, und da

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