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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Ihr Doktor Luther und seinen Thesen steht. Solange man Euch für einen treuen Anhänger der Kirchenfürsten hält, könnt Ihr Eure Ohren offenhalten und in Erfahrung bringen, was Cajetanus und seine Leute planen. Mir gefallen die Kriegsknechte nicht, die er mitgebracht hat. Angeblich sind sie zu seinem Schutz da, aber sie können auch leicht Aufträge ganz anderer Natur ausführen.«
    »Zum Beispiel Martin Luther gefangen nehmen und wegbringen«, schloss Ernst aus den Worten seines Begleiters.
    Christoph Langenmantel nickte angespannt. »Wir sollten auf jeden Fall vorsichtig sein. Ich will diesen Mann nicht in die Stadt gebracht haben, um ihn brennen zu sehen!«
    Der Gedanke, im Haus des Mannes zu spionieren, den er achten gelernt hatte, war Ernst nicht angenehm. Aber er sagte sich, dass Jakob Fugger ein ehrlicher Mensch war, der ein falsches Spiel des Kardinals niemals gutheißen würde. Den Männern der Kirche, die in Fuggers Heim versammelt waren, traute er jeden Verrat zu.
    Deswegen machte er eine zustimmende Geste und nickte Langenmantel lächelnd zu, bevor er sich an Luther wandte. »Ich verabschiede mich jetzt, Herr Doktor, um die Nachricht von Eurer Ankunft zu übermitteln. Möge Gott Euch beschützen!«
    »Das wünsche ich mir auch«, antwortete der Mönch und sank mit besorgter Miene auf das Stroh zurück.

16.
    V eva hatte im Hause Fugger zu Mittag gegessen und trat nun auf den Hof, um nach dem Schwab zu sehen, konnte ihn aber nirgends entdecken. Auch die Knechte wussten nicht, wo er abgeblieben war. Ihr Ärger wuchs, denn der Schwab hätte sie zu dem Haus begleiten sollen, das Jakob Fugger ihr zur Verfügung gestellt hatte. Doch wie es aussah, trieb der Knecht sich pflichtvergessen in der Stadt herum.
    Achselzuckend wandte sie sich um und sah auf einmal einen Mann bei den Ställen stehen, der ihr vage bekannt vorkam. Doch als sie in sein Gesicht blickte, war sie sicher, sich getäuscht zu haben. Verwirrt ging sie auf ihn zu, um ihn genauer zu betrachten. In dem Augenblick bemerkte auch er sie. Er sprach sie jedoch nicht an, sondern deutete nur eine knappe Verbeugung an und ging mit raschen Schritten davon.
    »Wer war das?«, fragte Veva einen der Stallknechte.
    »Er heißt Franz von Gigging und ist irgendein Tiroler Ritter. Angeblich ist er der Anführer der Leibwächter, die Kardinal Cajetan beschützen sollen. Mir gefällt der Mann jedoch nicht, denn er taucht überall auf, wo er nichts zu suchen hat. Außerdem stellt er den Mägden nach!« Mit einem unwilligen Brummen wandte der Knecht sich wieder dem Ross zu, welches er gerade striegelte.
    Veva wanderte gedankenverloren über den Hof, auf dem mehrere Dutzend Knechte und Schreiber beschäftigt waren, Wagen zu be- und entladen und lange Warenlisten zu erstellen oder zu kontrollieren. Einige Augenblicke lang erwog sie, dem Fremden zu folgen, doch die Erklärung des Knechts brachte sie davon ab. Womöglich würde der Ritter glauben, sie habe eine Vorliebe für ihn gefasst, und würde sich Rechte herausnehmen, die ihm nicht gebührten.
    Verärgert, weil ihre Gedanken sich mit diesem Fremden beschäftigten, obwohl ihr Zusammentreffen mit Ernst kurz bevorstand, kehrte sie in das Gebäude zurück und verirrte sich prompt in den labyrinthartigen Fluren. Sie blieb stehen und versuchte sich zu erinnern, in welcher Richtung das Zimmer lag, in dem sie zu Mittag gegessen hatte. Dort würde sie gewiss jemanden finden, der ihr weiterhelfen konnte. An eine der vielen Türen zu klopfen wagte sie nicht, da sie nicht wusste, welchem Zweck die Räume dahinter dienten und wer sich darin aufhielt.
    Nach einer Weile hörte sie Stimmen und ging unwillkürlich in diese Richtung. Sie sah jedoch nur einen Diener, der gerade eine Tür hinter jemandem schloss. Bevor der Mann wieder verschwinden konnte, begann Veva zu rufen. »Halt! Kannst du mir sagen, wo mein Knecht abgeblieben ist?«
    Der Mann drehte sich zu ihr um und wirkte verwirrt. »Ich habe Euren Knecht doch gerade zu Seiner Erlaucht gebracht!«, sagte er und wies auf die geschlossene Tür.
    Veva fragte sich, was der Schwab bei einem Mann wie Jakob Fugger zu suchen hatte, und bedeutete dem Diener, er könne gehen. Unsicher, ob sie warten sollte, bis ihr Knecht wieder aus dem Zimmer kam, trat sie auf die Tür zu. Tatsächlich, sie hörte die Stimme des Schwab, und als Fugger antwortete, klang dieser, als spreche er mit dem Abgesandten eines Geschäftspartners und nicht mit einem einfachen Knecht.
    Neugierig geworden legte

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