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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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ihrem Vater als ihrem Ehemann.
    Ernst wunderte sich ebenfalls. »Weshalb hätte dein Vater dem Knecht einen Brief mitgeben sollen, wenn du dich selbst auf die Reise gemacht hast?«
    Veva antwortete mit einem Achselzucken. »Zumindest diesmal hat er es getan – ein Brief an Fürst Fugger persönlich.«
    »Eigenartig!« Ernst sah sie nachdenklich an. »Übrigens solltest du Fugger gegenüber nicht so tun, als hättest du einen hohen Mann von Adel vor dir. Der Titel, den Kaiser Maximilian ihm verliehen hat, schmeichelt ihm zwar, doch von denen, die um ihn sind, will er wie ein Kaufherr angesprochen werden. Eure Hoheit und so weiter nennen ihn nur die, die von ihm Geld leihen wollen! Kannst du mir übrigens das Brot geben und ein Stück von dieser Schmierwurst? Die sieht appetitlich aus.«
    »Sie schmeckt auch gut!« Veva reichte ihm das Brot, die Wurst und das Messer und sah zu, wie Ernst sich bediente. Als er sich einen Bissen in den Mund steckte und darauf herumkaute, erinnerte sie sich daran, dass sie nichts zu trinken im Haus hatten.
    »Du wirst mich für eine schlechte Hausfrau halten, doch ich habe bisher weder Bier noch Wein besorgt. Wenn es dir recht ist, werde ich dafür sorgen, dass ein Fass gebracht wird.«
    »Lass mich das machen!« Ernst sprang auf und eilte zur Tür. Als er diese öffnete, stand draußen ein Bengel, dessen Lippen und Kinn fettig glänzten. Bei Ernsts Anblick leuchteten seine Augen auf.
    »Soll ich Euch etwas besorgen, Herr?«
    Ernst nickte. »Ja, ein Fass Bier, wenn es geht. Aber das musst du nicht selbst tragen. Sage dem Wirt, er soll seinen Knecht schicken.«
    »Und zu welchem Wirt soll ich gehen, Herr?«
    »Zu dem mit dem besten Bier! Und jetzt beeile dich, denn ich habe Durst.«
    Dies ließ der Junge sich nicht zweimal sagen. Er verschwand wie ein Blitz und brachte Ernst dadurch zum Lachen. Dieser wunderte sich selbst über seine überraschend gute Laune. Irgendwie musste dies mit Veva zusammenhängen. Auch wenn sie von kühlem Wesen war, erwies sie sich doch als ausgezeichnete Hausfrau, die die neue Frau seines Vaters bei weitem in den Schatten stellte. Außerdem war sie weitaus hübscher als die Bäckerwitwe. Bei dem Gedanken spürte er, wie ihm das Blut in die Lenden schoss. Vielleicht war es doch nicht so schlecht, mit Veva verheiratet zu sein, dachte er, während er in die Küche zurückkehrte. Er setzte sich jedoch nicht mehr hin, sondern lehnte sich mit der Schulter gegen den Türpfosten und betrachtete seine Frau.
    An ihrem Aussehen fand er nichts auszusetzen. Damit übertraf sie sogar Rosi. Die Magd mochte vielleicht feuriger beim Liebesspiel sein, als er es von seiner Frau erwartete, doch er war sicher, dass er seine Freude an Veva haben würde. Der Gedanke brachte ihn fast dazu, sie aufzufordern, mit ihm ins Schlafzimmer zu gehen. Da erinnerte er sich, dass sie das Opfer übler Schurken gewesen war, und beschloss, ganz sanft und vorsichtig zu sein.
    Veva war die stille Musterung unangenehm, und sie hätte gerne gewusst, worüber Ernst gerade nachdachte. »Wolltest du nicht Bier besorgen?«, fragte sie, um das Schweigen zu beenden.
    »Ich habe einen Jungen beauftragt, der sich draußen herumtrieb«, antwortete Ernst lächelnd.
    Vevas Augenbrauen wanderten leicht nach oben. »War er etwa so groß, etwas mager und trug eine Hose, die am rechten Knie ein Loch hat?«
    »Ja, das war er!«
    »Wenn du ihn das nächste Mal siehst, kannst du ihn fragen, wo die Wurst geblieben ist, die mir fehlt. Derselbe Bursche hat sich nämlich angeboten, meine Einkäufe zu tragen.«
    »Und da ist die Wurst so einfach verschwunden.« Ernst erinnerte sich an den fettigen Mund des Jungen und musste lachen. »So ein Spitzbube! Du wirst ihn doch nicht des Diebstahls wegen anzeigen? Das wäre ein schlechter Einstand in Augsburg.«
    »Natürlich nicht. Aber wenn ich ihn das nächste Mal sehe, setzt es Maulschellen!«
    »Der arme Junge tut mir direkt leid. Nun, verdient hat er sie.« Er sah sich um. »Wie gut ist das Haus hier eigentlich eingerichtet? Haben wir überhaupt ein Bett für die Nacht? Ich würde ungern auf dem Fußboden schlafen.«
    »Jakob Fugger hat uns ein paar Truhen und ein Bett hereinstellen lassen. Aber ich glaube nicht, dass du es bequem finden wirst!« Vevas Stimme klang gepresst, denn seine Frage erinnerte sie an die erste Nacht, die sie gemeinsam mit Ernst verbringen würde. Am liebsten hätte sie ihr Lager in einem anderen Zimmer aufgeschlagen, doch es gab in der Küche und in den

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