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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Trotzdem solltest du nicht zu schnell gesund werden. Kommt Zeit, kommt Rat, heißt es. Vielleicht lässt man dich wieder frei, wenn die Gefahr besteht, du könntest hier sterben.«
    »Wo soll ich denn hin? Ins Hurenhaus vielleicht, wo der Richter mich hinstecken will? Lieber springe ich von der Isarbrücke.« Rosi klang mutlos, und das konnte Kreszenz ihr nicht verdenken. Doch sie vermochte nicht mehr für die Magd zu tun, als vor den Stadtknechten und dem Richter den elenden Zustand der Kranken zu betonen.
    »Iss jetzt, bevor der Wächter zurückkommt«, befahl sie Rosi, und während diese gehorsam den Löffel entgegennahm, suchte die Kräuterfrau alles zusammen, was sie für die weitere Wundversorgung brauchte. In Gedanken schimpfte sie über die Ungerechtigkeit der Welt, die ein armes Mädchen wie Rosi ins Armesünderstübchen gebracht hatte, während deren Herrin weiter draußen herumlaufen und die übelsten Lügen über sie verbreiten konnte.

17.
    N achdem Kreszenz Rosi versorgt hatte, klopfte sie an die Tür und rief nach dem Wächter. Es dauerte eine Weile, bis Hias erschien. In der Hand trug er einen Korb, über den ein Tuch gedeckt war. »Die Gefangene wird sicher Hunger haben. Da habe ich ihr was geholt.«
    Kreszenz sah ihn an und lächelte. »Du bist ein braver Bursche, Hias. Was hast du der Rosi denn Schönes mitgebracht?« Bevor der Mann sich versah, hatte die Alte ihm den Korb abgenommen und lupfte das Tuch.
    »Eine Wurst, Käse, Brot und einen Krug Bier. Nicht schlecht. Wenn die Stadt München ihre Gefangenen alleweil so gut füttert, lass ich mich auch einsperren.«
    »Du bekämst nur Wasser und Brot und am Sonntag ein Zipfelchen Wurst. Ich hab mir halt gedacht, dass die Rosi eine kräftigere Kost braucht, als sie normalerweise bekäme, wo sie doch so krank ist.«
    »Das braucht sie auch. Aber es soll keiner wissen, verstehst du? Für die da oben muss sie noch eine Weile sterbenskrank sein. In dein Wachbuch schreibst du hinein, ich hätte dir gesagt, dass sie wahrscheinlich hier im Kerker sterben wird.« Kreszenz zwinkerte dem Mann zu und sah, wie er ebenfalls zu lächeln begann.
    »Das tu ich doch glatt! Und gelogen ist es auch nicht, denn du hast es ja eben gesagt.«
    Kreszenz griff in den Korb und brach sich einen Teil der Wurst ab. »Das ist für die Hühnersuppe, die ich ihr gebracht habe.«
    »Das ist aber Diebstahl städtischen Eigentums«, spottete Hias. Grinsend verabschiedete er sich von der alten Frau und trug seinen Korb in Rosis Zelle. Die Magd war eingeschlafen. Daher stellte der Stadtknecht den Korb neben sie und verließ leise die Zelle. Als er nach oben kam und in die Stube trat, nahm er das Wachbuch und trug dort Kreszenz’ Worte ein. Noch während er es tat, fiel ein Schatten über ihn. Er hob den Kopf und sah Pater Hilarius neben sich stehen.
    Der Blick des Geistlichen flackerte, und sein Gesicht wirkte wie erstarrt. »Stimmt es, dass die Magd Rosi eingesperrt worden ist?«, fragte er mit rauher Stimme.
    Hias nickte. »Wohl, wohl! Der Herr Stadtrichter hat’s so angeordnet. Weil sie nämlich einen dicken Bauch bekommen hat, ohne verheiratet zu sein.«
    »Sie ist schwanger?« Den Pater riss es förmlich herum.
    »Sie war’s! Ihre Herrin hat sie jedoch so geschlagen, dass sie vom Kind gekommen ist.« Hias wunderte sich über das Interesse, das der Geistliche an Rosi zeigte. Im Grunde mochte er Hilarius lieber als viele andere Priester. Der Pater vergab leichte Sünden rascher und drohte auch nicht so mit dem Höllenfeuer, und wenn er sich von Zeit zu Zeit von einer Sünderin mit der Hand befriedigen ließ, so hätte diese eigentlich eine ärgere Strafe verdient gehabt.
    »Wollt Ihr ihr vielleicht die Beichte abnehmen, Hochwürden? Derzeit schläft sie, und ich weiß nicht, ob es gut ist, sie zu wecken. Sie hat sehr viel mitgemacht, und es ist mit Verlaub gesagt eine Schande, dass sie eingesperrt worden ist. Das muss einmal gesagt werden!« Einem anderen als Hilarius gegenüber hätte Hias das niemals gewagt. Bei ihm aber hoffte er, er würde Rosi vielleicht helfen.
    »Ich möchte sie sehen!«
    »Dann geh ich halt wieder hinunter.« Hias nahm seufzend die Schlüssel an sich und verließ die Wachstube.
    Hilarius warf rasch einen Blick auf den letzten Eintrag und zuckte zusammen, als er las, dass Kreszenz den Tod der Gefangenen befürchtete. Lieber Herr Jesus, flehte er lautlos, lass das nicht geschehen! Erschüttert folgte er Hias in die Arreststube und sah in dem Schein der Lampe,

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