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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Hände. Um diese Zeit reisten nur wenige, und es wurden kaum Waren übers Gebirge gebracht. Daher würde es Franz von Gigging leichtfallen, dem jungen Gimpel aufzulauern und dafür zu sorgen, dass Veva Witwe wurde. Während er Antscheller über die Schulter blickte und las, was dieser an Ernst schrieb, verfasste er in Gedanken selbst einen Brief. Diesen würde er Giggings Gefolgsmann übergeben, der hier in Innsbruck für seinen Herrn Augen und Ohren offen hielt.

13.
    I n München stand Ernst ebenfalls im Zentrum heftiger Überlegungen. Für Doktor Ägidius Portikus war seine Rückkehr ein Schlag ins Gesicht, aber da Georg Eisenreich, der Pfarrherr von Sankt Peter, sich weigerte, Ernst aus seiner Kirchengemeinde auszuschließen oder ihm zumindest die Teilnahme am heiligen Abendmahl zu verwehren, blieb Portikus nichts weiter übrig, als seinem Unmut im engeren Kreis Luft zu machen. Auch an diesem Tag schimpfte er wieder über ihn und wurde von Pater Remigius lebhaft unterstützt.
    »Es ist allzu ärgerlich, dass mein Plan, diesen Kerl mit Hilfe der Magd, die er geschwängert hat, zu Fall zu bringen, durch das Eingreifen des Herzogs vereitelt worden ist. Andernfalls wäre er beim Betreten der Stadt noch am Tor verhaftet worden!«, rief Remigius und spülte seine Enttäuschung mit einem kräftigen Schluck Wein hinunter.
    »Ihr hättet nicht unbedacht handeln, sondern auf meine Rückkehr warten sollen«, grollte Portikus. »Zusammen hätten wir Ernst Rickinger seine Grenzen aufzeigen können. So aber konnte dieser Narr Hilarius den Herzog dazu bringen, das Weibsstück freizulassen. Jetzt wird dieser elende Lümmel über uns lachen.«
    »Dem wird das Lachen noch vergehen, und wenn ich ein paar kräftige Kerle bezahlen muss, die ihm eine scharfe Klinge in sein schwarzes Herz stoßen.« Remigius klang danach, als wolle er am liebsten gleich in den Beutel greifen, um einen Meuchelmörder zu kaufen.
    Das erinnerte seinen Gesprächspartner an Franz von Gigging und die Belohnung, die er diesem versprochen hatte, wenn der Ritter Ernst Rickinger aus der Welt schaffen würde. Da Portikus ungerne selbst Geld ausgab, kam ihm in diesem Moment der Gedanke, nicht den Kirchenschatz, sondern seinen weitaus wohlhabenderen Amtsbruder Remigius dafür bluten zu lassen. »Warum habt Ihr dem jungen Rickinger nicht schon vor zwei Jahren einen Meuchelmörder auf den Hals geschickt?«, fragte er lauernd.
    »Hätte ich es damals getan, wäre der Verdacht sofort auf mich gefallen. Auch wenn ich nicht dem Gericht des Herzogs unterstehe, sondern dem unseres ehrwürdigen Bischofs von Freising, hätte Wilhelm IV . mir schaden können. Der hat einige rauhe Burschen in seinen Diensten, die nicht davor zurückschrecken, einem Diener des Herrn Gewalt anzutun.«
    Remigius war also zu feige gewesen, etwas zu unternehmen, dachte Portikus, und seine Verachtung für sein Gegenüber wuchs. Dabei empörte ihn nicht nur dessen Lebenswandel, der selbst bei milder Betrachtung für einen Priester äußerst ungehörig war, sondern auch die Tatsache, dass Remigius Amt und Würden aufgrund seiner Herkunft in den Schoß gefallen waren. Er selbst hatte sich seinen Aufstieg hart erarbeiten müssen und bekam tagtäglich den Hochmut der aus dem Adel stammenden Geistlichen zu spüren.
    Gerade jetzt aber konnte er nicht auf Remigius verzichten. Der Mann war der einzige Verbündete, den er derzeit in München hatte. Auch das verdankte er Ernst Rickinger. Die beiden Pfarrherren von Sankt Peter und Unserer Lieben Frau und auch die übrigen Kleriker weigerten sich, diesen Lumpenhund zu verdammen. Es gab sogar einige, die sich klammheimlich über die Abreibung freuten, die Rickinger Remigius erteilt hatte. Auch kannten sie die Ansichten des Herzogs über die Moral des Klerus und hatten keine Lust, Wilhelm zu verärgern. Zwar unterstanden sie nicht seiner Rechtsprechung, aber der Herzog besaß dennoch eine gewisse Macht über sie. Wenn er verhinderte, dass reichlich Spenden flossen, oder sich selbst knausrig zeigte, würden sie ihren eigentlichen Herrn, Bischof Philipp von Freising, verärgern und vielleicht sogar ihre angenehmen Pfründe in der Herzogstadt verlieren. Dies wusste Portikus ebenso gut wie Remigius, und beiden war klar, dass sie nur heimlich gegen Ernst Rickinger vorgehen durften.
    »Dieser Lümmel gilt nun als ehrlicher Bürger und Hausvorstand! Dabei verrät sein Verhalten seinem Vater gegenüber deutlich, welch Kind des Teufels er ist«, brach es aus Portikus

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