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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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himmlischen Richter treten und seine Mörder nennen kann. Dann werden die Schuldigen am jüngsten aller Tage von der gerechten Strafe ereilt werden.«
    Leiberts Stimme klang brüchig. Noch immer mied er Vevas Blick und starrte auf das Blatt Papier, das vor ihm auf dem Tisch lag. »Ich schreibe an Ferdinand Antscheller und frage ihn, ob er trotz allem noch bereit ist, seinen Sohn mit meiner Tochter zu verheiraten. Ist dies der Fall, wird Friedrich Antscheller mein Handelshaus übernehmen und es weiterführen.«
    »Und wer führt dann Antschellers Geschäfte? Ich kann mir kaum vorstellen, dass der Alte den Sohn nach München gehen lässt«, wandte Haselegner offensichtlich verärgert ein.
    »Wenn er nicht will, werde ich mir einen anderen Eidam suchen. Euch danke ich, dass Ihr meine Tochter zurückgebracht habt. Sollte Euch dadurch ein Handel nicht so gelingen, wie Ihr es beabsichtigt habt, werde ich Euch entschädigen! Doch nun bitte ich euch alle, mich allein zu lassen. Das gilt auch für dich, Veva. Suche deine Kammer auf und leg dich hin. Du wirst müde sein von der Reise und von all dem, was dabei geschehen ist.«
    Veva schossen die Tränen in die Augen vor Enttäuschung. Sie hatte auf ein freundliches Wort gehofft und sich vorgestellt, gemeinsam mit ihrem Vater um den toten Bruder zu trauern und die Gebete zu sprechen, die Bartls Seele zugutekamen. Doch ihr Vater scheuchte sie weg wie einen lästigen Dienstboten. Ohne ein weiteres Wort drehte sie sich um und lief so schnell zu ihrer Kammer hoch, wie ihre Beine sie tragen konnten.
    Auch Benedikt Haselegner wirkte alles andere als zufrieden. Er sah hinter Veva her, bis die Treppe sie seinen Augen entzog, und wandte sich dann noch einmal an ihren Vater. »Was ich getan habe, tat ich für Eure Tochter, Leibert. Es ist unnötig, mich dafür entschädigen zu wollen, als wäre ich ein Fremder. Ihr wisst, dass ich bereit gewesen wäre, Genoveva zu meinem Weib zu machen. Mein Wort gilt immer noch. Damit Gott befohlen!«
    Er klang verärgert. Schnaubend verließ Haselegner das Kontor, ohne die Tür hinter sich zu schließen.
    Erbost stand Leibert auf und warf die Tür zu. Dann kehrte er zu seinem Stuhl zurück und versuchte, den angefangenen Brief fortzusetzen. Aber die Feder entglitt den steifen, zitternden Fingern und spritzte Tinte über das Blatt. Leibert bemerkte es kaum, denn sein Puls schlug so hart, dass er ihm in den Ohren dröhnte, und der Schmerz um Bartl legte sich wie ein glühender Reif um sein Herz.

13.
    D er Kerl war ebenso schmutzig wie hässlich. Verzweifelt kämpfte Veva gegen den Räuber, doch seiner Kraft hatte sie nichts entgegenzusetzen. Er zwang sie zu Boden, schlug ihr die Röcke hoch und drückte ihr die Beine auseinander. Sein verzerrtes Gesicht war dicht über dem ihren, und der Speichel sprühte ihr bei jedem seiner keuchenden Atemzüge entgegen. Ihr wurde übel, und noch während ihr Magen rebellierte, hörte sie, wie sein höhnisches Lachen einer besorgt klingenden Stimme wich. »Veva, was ist mit dir?«
    Veva öffnete die Augen und fand sich in einem Bett wieder, während jemand sie heftig schüttelte. Endlich erkannte sie ihre eigene Kammer und die Köchin. »Danke, Cilli! Anscheinend habe ich schlecht geträumt.«
    »Das kannst du laut sagen! Du hast so geschrien, dass ich hochgeschreckt bin und mir den Kopf am Deckenbalken angeschlagen habe«, erklärte die Köchin und strich Veva tröstend über das Haar. »War ja auch schlimm, was du erlebt hast. Da kann einen schon der Alp drücken. Diese Schurken sollte man fangen und vierteilen. Bringen die unseren Bartl um und nehmen dir …«
    Cilli verstummte, doch Veva begriff, dass auch die Köchin überzeugt war, dass die Räuber sie geschändet hätten. Dabei war das gar nicht geschehen. Oder doch? War ihr Alptraum nur eine Wiederholung der Geschehnisse gewesen? Nein, die Kerle hatten sie nicht angerührt. Eigenartigerweise hatte der Hauptmann sogar einen seiner eigenen Leute niedergeschlagen, der sich an ihr hatte vergreifen wollen.
    Doch als sie Cilli erzählte, wie es gewesen war, schüttelte diese nur mitleidig den Kopf. Veva schämte sich, weil ihr ihre Tugend wichtiger schien als der Tod ihres Bruders. Sogar in ihrem Alptraum hatte sie nur an sich gedacht. Nun machte sie sich Vorwürfe und bekam einen Weinkrampf.
    »Ist ja schon gut, Dirndl«, versuchte die Köchin sie zu trösten. »So was passiert uns Frauen halt manchmal. Da kann man nur beten und die Heilige Jungfrau bitten, dafür

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