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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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klang so verzweifelt, als habe die Bande ihm schon so manch üblen Streich gespielt.
    Haselegner nickte nachdenklich. »Ich glaube, von denen habe ich schon gehört. Nennt man die Kerle nicht die Oberländer Bande, weil ihre Mitglieder aus dem Gebirge stammen? Da war doch die Sache mit den drei jungen Mädchen, die sie entführt und geschändet haben sollen?«
    »Oh ja! Die armen Dinger wurden übel zugerichtet. Eine ist an den Misshandlungen gestorben, eine war hinterher nicht mehr richtig im Kopf, und die Dritte hat sich, als sie merkte, dass sie von einem dieser Schufte schwanger war, in einem Weiher ertränkt.«
    Der Soldat berichtete noch von anderen Untaten der Räuber, bei denen sich Veva die Haare aufstellten. Schnell sprach sie ein Gebet für die Mädchen und jungen Frauen, die von den Schurken geschändet und zumeist auch umgebracht worden waren. Dabei wurde ihr klar, welch unwahrscheinliches Glück sie gehabt hatte, und ihre Gewissensbisse erdrückten sie fast. Wenn sie nicht gewesen wäre, würde Bartl noch leben. Die Trauer um ihn legte sich ihr wie ein eiserner Ring ums Herz, und sie bat Haselegner unter Tränen, sie von hier wegzubringen.
    »Das tue ich, meine Gute! Ich werde meine Handelsware einem Freund anvertrauen und mich um dich kümmern. Das Beste wird sein, wenn ich dich so schnell wie möglich zu deinem Vater zurückbringe. Auch wenn ihn die schreckliche Nachricht von Bartls Tod hart treffen wird, so dürfte er glücklich sein, wenigstens dich lebend in die Arme zu schließen. Immerhin bist du nun sein einziges Kind und damit auch die Erbin seines Vermögens.«
    Da Veva ihren Vater kannte, bezweifelte sie, dass er froh sein würde, weil sie noch lebte. Wahrscheinlich hätte er fünf Töchter für das Leben seines einzigen Sohnes geopfert. Sie nahm ihm das nicht einmal übel, denn ein männlicher Erbe galt nun einmal mehr als eine Tochter, deren Kinder später den Namen einer anderen Sippe tragen würden. Müde und innerlich wie wundgeschlagen ließ sie es zu, dass Benedikt Haselegner ihren Arm nahm und sie aus der Höhle führte. Draußen hob er sie auf ein Maultier, das seine Begleiter bei sich führten, und nahm dessen Zügel selbst in die Hand. »Beruhige dich doch, meine Liebe. Du bist in Sicherheit! Kein böser Mann wird dir noch etwas tun«, sagte er und schritt mit energischen Schritten talwärts.

12.
    V eva war vor fast zwei Wochen von München aufgebrochen, um in Innsbruck einen jungen Mann zu heiraten. Beim Abschied von ihrem Elternhaus hatte sie zwar ein paar Tränen vergossen, war aber eher angespannt als traurig gewesen. Als sie nun die Mauern der Stadt vor sich sah und auf die Türme von Sankt Peter und Unserer Lieben Frau schaute, verspürte sie keine Freude oder Erleichterung, sondern nur Kummer und Leid. Statt unter solch schrecklichen Umständen hierher zurückzukehren, wäre sie lieber in jene fremde Stadt eingezogen, in der ihr Bräutigam lebte. Dort hätte sie den Bruder an ihrer Seite gewusst, von dem sie an ihren Zukünftigen übergeben worden wäre. Doch Bartl war tot, und sie selbst fühlte sich wie ein mürbes Stück Holz, das jeden Augenblick zerbrechen konnte.
    Benedikt Haselegner durchbrach Vevas düsteres Brüten. »Gleich sind wir bei deinem Vater, meine Liebe!«
    Sie zuckte zusammen und nickte, um nicht antworten zu müssen. Zwar hatte ihr Begleiter sich aufmerksam um sie gekümmert und dafür gesorgt, dass sie unterwegs das beste Essen und das beste Bett in den Gasthäusern erhielt. Doch anstatt sie in Ruhe um den Bruder trauern zu lassen, hatte er ihr bei jeder Gelegenheit ein Gespräch aufgedrängt und ihr immer wieder vor Augen geführt, wie glücklich sie sich schätzen durfte, die Gefangenschaft bei den Räubern überlebt zu haben.
    Haselegners Worten zufolge waren diese Kerle die schlimmsten Schurken, welche die Christenheit jemals gesehen hatte. Wie viele Männer sie ermordet und Frauen geschändet hatten, wisse nur Christus im Himmel, hatte er ihr erklärt und keinen Hehl aus seiner Überzeugung gemacht, dass sie diesen stinkenden Kerlen ebenfalls zur Stillung ihrer Lust gedient hatte. Da er unterwegs den Zügel ihres Maultiers an seinen Sattel gebunden hatte und abends in den Herbergen ebenfalls erst von ihrer Seite gewichen war, wenn sie endlich ihre Zimmertür hinter sich hatte schließen können, war es ihr nicht möglich gewesen, seinen Vorträgen auszuweichen.
    Haselegner glaubte ihr einfach nicht, dass die Räuber sie nicht angerührt hatten,

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