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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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elendiglichen Todes sterben. Gelang es ihr jedoch, die Tür zu öffnen, konnte sie gefahrlos entkommen.
    Die groben, rissigen Bretter, aus denen man die Tür zusammengenagelt hatte, widerstanden ihren Kräften. Mit einem flachen Holzbrett hätte sie möglicherweise die Riegel durch die Lücken zwischen den Brettern hochheben können. Aber so etwas fand sie in ihrem Felsenverlies ebenso wenig wie einen großen Stein, mit dem sie einen Spalt hätte erweitern können. In ihrer Verzweiflung nahm sie die Unschlittkerze aus der Laterne und versuchte, die Tür anzuzünden.
    Da das Holz kein Feuer fing, riss sie ihr altes Kleid in Fetzen, häufte diese vor der Tür auf und setzte sie in Brand. Doch damit erreichte sie nur, dass sich Rauch in der fensterlosen Kammer sammelte und sie zu ersticken drohte. Rasch trat sie die glimmenden Stoffstücke aus und legte sich auf die Lagerstatt. Die Tränen rannen ihr in Strömen über das Gesicht. Es war, als wolle das Schicksal alle üblen Scherze mit ihr treiben, die ihm einfielen.

11.
    V eva erwachte mit tränennassem Gesicht. Sie musste eine Weile geschlafen haben, denn der Rauch hatte sich verzogen. Nach einer Weile begriff sie, dass sie durch laute Stimmen geweckt worden war. Die Räuber sind zurück, fuhr es ihr durch den Kopf, und sie wusste nicht, ob sie darüber froh sein sollte, weil nun nicht mehr die Gefahr bestand, dass sie in der Höhle verschmachtete, oder Angst vor dem Kommenden haben musste.
    Dann aber horchte sie auf, denn eine Stimme klang seltsam vertraut. »Den Spuren nach zu schließen waren vor kurzem hier noch Leute«, sagte der Mann eben. »Die haben wohl Reißaus genommen, als sie uns kommen sahen.«
    »Wenn das so ist, dürften sie die Jungfer mitgenommen haben und werden ihr wohl bald die Kehle durchschneiden, damit die sie nicht bei ihrer Flucht behindert«, mutmaßte ein anderer.
    »Das möge der Herr im Himmel verhindern! He, schaut mal! Da hinten ist noch eine Tür. Lasst uns nachsehen, was dahintersteckt!«
    Zwar wusste Veva nun, dass es sich bei den Männern da draußen nicht um Räuber handelte. Trotzdem nahm sie die Laterne und wich bis in den hintersten Winkel ihres Gefängnisses zurück. Als die Tür aufschwang und der Lichtschein auf den eintretenden Mann fiel, schrie sie vor Überraschung auf.
    »Herr Haselegner, Ihr?«
    »Genoveva! Du weißt gar nicht, wie froh ich bin, dich zu sehen. Als ich heute Morgen hörte, euer Reisezug sei überfallen worden, habe ich sofort den Amtmann von Kiefersfelden aufgesucht und ihn gebeten, mir einen Trupp wackerer Soldaten mitzugeben, um die Schurken verfolgen zu können. Ich danke Gott, dass ich dich noch lebend antreffe!«
    Veva senkte den Kopf. »Ich wollte, ich wäre tot, wenn Bartl dafür noch lebte.« Wieder rannen ihr die Tränen über die Wangen, und ihr versagte die Stimme.
    »Was ist mit meinem Freund Bartl?« Benedikt Haselegner betonte das Wort Freund in nicht zu deutender Weise und sah Veva mit gespannter Miene an.
    »Die Räuber haben ihn umgebracht und alle anderen unserer Reisegruppe ebenfalls«, antwortete Veva schluchzend.
    »Alle anderen sind tot, und dich haben sie am Leben gelassen?«
    »Wahrscheinlich wollten die Kerle sich die Jungfer als Gefangene halten, um sie so oft wie möglich auf den Rücken legen zu können. Das pflegen diese Schurken immer zu tun«, warf der Anführer der Kriegsknechte ein.
    Veva schüttelte den Kopf. »Mich haben sie bisher in Ruhe gelassen.«
    Haselegner musterte sie und machte dann eine beschwichtigende Geste. »Jetzt hast du nichts mehr zu befürchten, Veva. Du wirst sehen, es wird alles wieder gut!«
    Veva hatte nicht die Kraft, ihn zu berichtigen. Seine Worte hatten ihren Schmerz um den Tod ihres Bruders wieder aufgewühlt, und angesichts dieses Verlusts schien ihr das eigene Schicksal unwichtig.
    Das schien Haselegner ähnlich zu sehen, denn er wandte Veva den Rücken zu und sah den Kriegsmann am. »Was wisst Ihr von diesen Räubern?«
    »Das müssen die Oberländer gewesen sein. Diese Bande ist schlimmer als eine Seuche. Schon seit Jahren versuchen wir, ihrer habhaft zu werden, aber es ist, als wären die Kerle mit dem Teufel im Bund. Suchen wir sie im Bayrischen, wechseln sie ins Werdenfelsische. Verfolgen wir sie dort, tauchen sie in Hohenschwangau oder in Hohenwaldeck auf. Dann treiben sie wieder im Tirolischen ihr Unwesen, und wird ihnen der Boden dort zu heiß, rauben und morden sie im Hochstift Augsburg.« Der Mann zog ein grimmiges Gesicht und

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