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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Haselegner!«, sprach der Schwab ihn an.
    Der Hausherr nickte lächelnd und forderte ihn auf, hereinzukommen. »Magst du einen Becher Wein?«
    »Gern! Wenn’s keine Umstände macht, heißt das!«
    »Es macht keine Umstände.« Auf dem Weg nach oben nahm Haselegner einen weiteren Becher mit, füllte diesen in seiner Kammer ebenso wie seinen eigenen und stieß mit dem Schwab an. »Auf uns zwei und auf die Veva, die bald mein Weib sein wird!«
    Als der Schwab dies hörte, stellten sich ihm die Nackenhaare auf. Haselegner schien sich ganz sicher zu sein, Veva bald heimführen zu können. Dabei hoffte diese von Herzen, Ernst wäre noch am Leben und es könne ihr gelingen, ihn zu finden und zu befreien.
    »Auf Euch, Haselegner, und auf meine Herrin«, beantwortete er den Trinkspruch und führte den Becher zum Mund. Der Wein war mit der beste, den der Schwab bisher zu kosten bekommen hatte. Er schnalzte anerkennend mit der Zunge und hielt Haselegner in einem Anfall von Keckheit den Becher noch einmal hin. Zu seiner Überraschung füllte dieser ihn unbesehen.
    »Das ist wohl der berühmte Welschwein, was?« Der Schwab, der als Knecht an dünnes Bier gewöhnt war, nahm noch einen Schluck und sagte sich, dass man es sich als Bürger gehobenen Standes wirklich gutgehen lassen konnte. Für ihn lag ein solches Leben jenseits aller Hoffnungen. Er träumte davon, Veva könne ihn später einmal so weit unterstützen, dass er das Bürgerrecht erwerben und eine Magd heiraten konnte. Einen Augenblick lang musste er an Rosi denken, die ihm früher ins Auge gestochen hatte. Doch die war so hübsch, dass sie immer die Blicke besserer Herren auf sich gelenkt hätte. Da war die Cilli schon besser geeignet. Sie war zwar ein paar Jahre älter als er und recht kräftig gebaut, aber mit ihr würde er jederzeit eine Schenke oder Garküche führen können.
    Haselegner bemerkte, dass die Gedanken des Knechts umherwanderten, und fasste ihn um die Schulter. »Woran denkst du denn gerade?«
    »Ans Heiraten. Ihr wollt es, und ich täte es halt auch gerne.« Eigentlich war Haselegner keiner, dem der Schwab seine innersten Gefühle so leicht offenbart hätte, doch die beiden Becher Wein waren ihm zu Kopf gestiegen, und so erzählte er, was er sich von seinem Leben so erhoffte.
    Mit heimlicher Freude hörte der Kaufmann ihm zu. Wenn er jetzt das richtige Versprechen gab, hatte er den Knecht in der Hand. »Weißt du was«, sagte er lauernd. »Ich richte dir deine Hochzeit aus und sorge auch dafür, dass du von der Stadt die Erlaubnis erhältst, eine Gastwirtschaft zu übernehmen. Keine Angst, auch das zahle ich. Dafür musst du mir nur einen Gefallen tun!«
    Während er das sagte, schenkte Haselegner dem Schwab erneut nach und forderte ihn zum Trinken auf. Den schwindelte es. Aus dem Stand eines Knechts in den eines geachteten Bürgers aufzusteigen, das gelang den wenigsten, und ihm wurde diese Gelegenheit geradezu auf dem Silbertablett angeboten. »Ihr meint einen richtigen Gasthof mit allem, was dazugehört?«, fragte er nach.
    »Freilich«, antwortete Haselegner und sagte sich, dass der Knecht sich auch mit weniger begnügen würde, wenn erst einmal alles nach Plan gelaufen war.
    So betrunken, um sich ohne Bedenken mit Haselegner einzulassen, war der Schwab jedoch nicht. »Ich würde schon gerne wissen, was das für ein Gefallen ist, den ich Euch tun soll.«
    »Du musst mir morgen Nacht eure Haustür öffnen und mich zur Veva bringen.« Jetzt war es heraus. Wenn der Knecht sich weigerte, war Haselegner bereit, ihm das Genick zu brechen und die Treppe hinabzustoßen, damit sein Tod wie ein Unfall aussah.
    Der Schwab kniff die Augen zusammen. »Ihr wollt heimlich zu meiner Herrin? Warum?«
    »Um mit ihr zu reden. Bei dem dicken Bauch, den sie vor sich herschiebt, kann ich doch nicht mehr tun.« Haselegner begleitete diesen Ausspruch mit einem dröhnenden Lachen.
    In Schwabs Ohren klang seine Belustigung falsch, dennoch fiel er in das Gelächter ein und versetzte dem Kaufmann einen leichten Rippenstoß. »So wie die Herrin jetzt aussieht, könnt Ihr mit ihr wirklich nicht mehr Adam und Eva spielen. Aber ich verstehe, dass Ihr einmal ungestört mit ihr reden wollt. Wenn Euch das einen ganzen Gasthof wert ist, soll’s mir recht sein.«
    »Du wirst deinen Gasthof kriegen!« Haselegner klang verärgert, denn nun schien es ihm so, als würde der Knecht sich zu einem ebenso hartnäckigen Erpresser entwickeln wie Gigging. Doch um Veva zu bekommen, war er

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