Die Ketzerbraut. Roman
bereit, jeden Meineid der Welt zu leisten.
»Ich schicke dir einen Knecht. Der wird dir sagen, wann du mich einlassen sollst«, erklärte er dem Schwab und schenkte ihm noch einmal ein. Als er seinen Becher füllen wollte, war die Kanne leer.
Der Schwab nahm es amüsiert zur Kenntnis. Während ihm der süffige Tropfen durch die Kehle rann, sagte er sich, dass er seiner Herrin einiges zu berichten hatte. Zwar trauerte er ein wenig dem Gasthof nach, den Haselegner ihm versprochen hatte, doch da er den Kaufmann kannte, gab er ohnehin nicht viel darauf.
4.
N achdem der Schwab gegangen war, brach auch Haselegner auf. Sein Weg führte ihn zu dem Haus, in dem Pater Remigius sich mit einigen Mitbrüdern eingerichtet hatte, denen der Aufenthalt im Kloster ebenfalls zu beschwerlich war. Es dauerte ein wenig, bis er zu dem Pater vorgelassen wurde, und als er die Treppe emporstieg, sah er eine in ein weites Schultertuch gehüllte Frau durch den Hintereingang verschwinden. Offensichtlich hatte der Priester gerade eine Besucherin verabschiedet.
Ein junger, in der Klosterhierarchie noch weit unten stehender Mönch öffnete Haselegner die Tür zu Remigius’ Kammer. Der Geistliche saß wie ein fetter, zufriedener Kater auf seinem Stuhl und hielt ein Brevier in der Hand. Aber er las nicht darin, sondern blickte seinem Gast neugierig entgegen.
»Der Segen des Herrn sei mit dir, Haselegner!«
»Und mit deinem Geiste!« Der Kaufmann beugte das Knie und küsste die Hand, die Remigius ihm entgegenstreckte, als wäre er ein Bischof oder gar der Papst.
»Was führt dich zu mir, mein Sohn?«, wollte der Pater wissen.
»Ich gedenke, in den geheiligten Stand der Ehe einzutreten, und bitte Eure Hochwürdigkeit, den Segen dazu zu spenden.«
»Ich soll eine Trauung vornehmen?« Remigius wunderte sich, denn weder der Pfarrherr von Sankt Peter noch der zu Unserer Lieben Frau überließen ihm eine solche Aufgabe. Wahrscheinlich fürchteten sie, er würde den Bräutigam unter den Tisch trinken, um dessen Rolle bei der Braut im Bett zu übernehmen.
»Nun, es ist eine etwas ungewöhnliche Trauung. Meine Braut wird sich zunächst arg zieren, die Ehe mit mir einzugehen.«
Der Kopf des Priesters ruckte herum. »Du willst ein Weib zur Ehe zwingen?« Jetzt hätte er Haselegner eine Buße auferlegen und ihn wegschicken müssen. Aber er war zu neugierig. »Und wer ist die Frau?«
»Genoveva, des Bartholomäus Leiberts Tochter. Sie ist die Witwe von Ernst Rickinger, müsst Ihr wissen.« Haselegner zitterte innerlich, denn außer Remigius würde ihn niemand gegen Vevas Willen mit ihr trauen. Weigerte dieser sich, würde auch eine Vergewaltigung nicht den erhofften Erfolg bringen.
»Veva also!« Auf dem Gesicht des Geistlichen wechselten sich Überraschung und Schadenfreude ab. Wie sehr hatte er gehofft, diese Frau einmal besitzen zu können. Doch sie war ihm stets in weitem Bogen aus dem Weg gegangen. Er musterte Haselegner. Es klang so, als sei Veva mit dieser Heirat nicht einverstanden. Gerade deswegen reizte es ihn, den Trausegen zu spenden. »Wie gedenkst du Veva so weit zu bringen, dass sie in die Heirat einwilligt?«
»Auf die Art, wie man im Allgemeinen unwillige Weiber zur Ehe zwingt.«
»Du willst sie auf den Rücken legen und ihr zeigen, wie gut du zwischen den Beinen bestückt bist. Bei Gott, das möchte ich sehen!« Dann erinnerte Remigius sich daran, dass Haselegner geplant hatte, ihn zum Zeugen dieser Vergewaltigung zu machen, und begann zu lachen. »Also gut! Ich bin bereit, dich und Veva vor Gott und der Welt zusammenzugeben. Das hat aber seinen Preis.«
Haselegner fluchte innerlich. Wie es aussah, wollte jeder ihn ausnehmen.
Remigius sah dem Mann an, was diesen bewegte, und hob begütigend die Hand. »Mir geht es nicht um dein Geld, guter Mann. Ich habe mich oft genug über dieses hochnäsige Weibsstück geärgert und freue mich daher, dass sie auf diese Weise zur Ehe gezwungen wird. Allerdings will ich vorher mein eigenes Vergnügen mit ihr haben!«
Erschrocken schüttelte Haselegner den Kopf. »Das geht doch nicht! Immerhin bin ich ein ehrengeachteter Bürger dieser Stadt.«
Remigius lachte ihn aus. »Der einer ehrengeachteten Bürgerin Gewalt antun will, damit sie ihn heiraten muss.«
»Sie ist hochschwanger, und es ist gewiss kein Vergnügen, sie mit ihrem dicken Bauch zu stoßen«, wandte der Kaufmann ein.
»Eine Schwangere ist unten nicht anders gestaltet als andere Weiber. Entweder du gehst auf meine Bedingung ein,
Weitere Kostenlose Bücher