Die Ketzerbraut. Roman
Ihn störte weder ihre fortgeschrittene Schwangerschaft noch die Tatsache, dass er selbst heute Nacht die Ehe zwischen ihr und Haselegner schließen sollte. Der Gedanke, der Frau in Gegenwart ihres späteren Ehemanns Gewalt anzutun, erregte ihn zusätzlich, und er konnte es kaum erwarten, das Haus im Haggengässel zu erreichen.
Auch Haselegner hing seinen Gedanken nach. Gewiss würde es Veva nicht gefallen, außer ihm auch noch dem Pfaffen zu Willen sein zu müssen, und er sah einen lang anhaltenden Streit vor sich, bei dem er weder seinen Gürtelriemen noch ihr Hinterteil schonen durfte. Doch der Gedanke, einer von Giggings Meuchelmördern könnte ihm auflauern und seinem Leben ein Ende setzen, ließ ihm Vevas Zorn als das leichtere Übel erscheinen.
Als die beiden Männer das Leibert-Haus erreichten, wartete der Schwab bereits auf sie. Er grinste so breit, dass sie im Schein der Blendlaterne seine Zähne sehen konnten.
»Da seid Ihr endlich! Ich habe schon gedacht, Ihr würdet nicht mehr kommen«, grüßte der Schwab Haselegner und sah erst dann den Priester. Remigius’ Umhang flatterte von einer Windböe erfasst auf, und so konnte der Knecht den Messornat erkennen. Wie es aussah, wollte Haselegner gleich Nägel mit Köpfen machen und sich mit Veva trauen lassen.
Da aber eine herbe Überraschung auf die beiden wartete, wurde er beinahe übermütig. »Ihr habt Euch gleich geistlichen Beistand mitgebracht? Nun, da wird sich meine Herrin aber freuen.«
»Rede nicht so viel, sondern lass uns ein!«, raunzte Haselegner ihn leise an, weil er Angst hatte, der Knecht würde die Nachbarn und das übrige Gesinde in Vevas Haus wecken.
Der Schwab begriff, dass Haselegners Nerven bis zum Äußersten gespannt waren, und gab den Weg ins Innere des Hauses frei. Die beiden Besucher folgten ihm so eilig, dass sie einander behinderten.
Kaum waren sie über die Schwelle getreten, wandte Haselegner sich an den Knecht. »Sag uns noch, wo Vevas Kammer ist. Dann kannst du dich schlafen legen. Sperre aber vorher die Mägde ein, damit uns keine über den Weg läuft!«
»Das Zimmer meiner Herrin ist im ersten Stock, dritte Tür links!« Lächelnd blieb der Schwab im Flur stehen und sah zu, wie die beiden Männer leise nach oben stiegen.
Cilli, Lina und die Kreszenz warteten im Nebenraum zusammen mit dem Ratsherrn Bart und dessen Knechten. Auch der Schwab wollte kräftig mitmischen und holte den Knüppel aus der Küche, den er am Abend bereitgelegt hatte. Als er den beiden nächtlichen Besuchern auf Zehenspitzen folgte, war er froh, dass Veva darauf bestanden hatte, Unterstützung zu holen. Allein hätte er gegen Haselegner und Pater Remigius nicht viel ausrichten können.
7.
I n Vevas Kammer war es dunkel, und sie lag so in ihrem Bett, als schlafe sie. Allerdings war sie angezogen, und ihr wurde bereits heiß unter der Decke. Nicht zuletzt deshalb hoffte sie, die Sache bald hinter sich bringen zu können. Noch während sie überlegte, ob sie die Decke für ein paar Augenblicke zur Seite schieben sollte, wurde die Tür lautlos geöffnet. Ein Luftzug verriet ihr, dass die Entscheidung nahte.
Im schwachen Widerschein der Kerze, die in der Lampe auf dem Flur brannte, nahm sie die Umrisse von zwei Personen wahr, die mit der Dunkelheit fast verschmolzen. Noch während sie sich fragte, weshalb Haselegner mit Begleitung gekommen war, wurde eine Blendlaterne geöffnet, und ihr Licht wanderte über ihr Bett.
»Dort ist sie!«, hörte sie Haselegner flüstern. »Schnell, Ihr müsst ihr den Mund zuhalten, damit sie nicht schreien kann!«
Dann geschah alles blitzschnell. Der andere Mann, in dem Veva zu ihrer Überraschung Pater Remigius erkannte, packte sie und drückte sie auf die Matratze. Seine Rechte tastete nach ihrem Mund. Sie biss zu, hörte ihn aufkeuchen und erhielt eine Ohrfeige, von der ihr die Wange brannte. Noch während ihr vor Schmerz die Tränen aus den Augen traten, zwang Remigius ihr den Kiefer auseinander und steckte ihr einen Zipfel des Kissens zwischen die Zähne. Dann entfernte er die Decke vom Bett und sah auf sie herab.
»Dir ist wohl kalt, da du mit dem Kleid im Bett liegst? Doch keine Sorge, gleich wird dir warm werden.« Während er mit der einen Hand ihre Hände festhielt, zerrte er mit der anderen ihr Kleid nach oben. Haselegner löste bereits seinen Hosenlatz. Doch als er auf das Bett steigen wollte, stieß Remigius ihn zurück.
»Hast du unsere Abmachung vergessen? Ich will sie als Erster haben. Danach
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