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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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er noch lebte.
    Kreszenz entblößte Vevas Brüste, drückte ein wenig an den Brustwarzen und grinste, als kleine, weiße Tropfen erschienen.
    »Auf geht’s, Dirndl! Jetzt kommt deine erste Mahlzeit.« Mit diesen Worten legte sie die Kleine an Vevas Brust und wies dann Lina an, die Nachgeburt in ein Tuch zu packen.
    »Ich nehme sie hinterher mit und bringe sie weg«, sagte sie und räumte ihre Sachen zurück in den Korb.

8.
    A m nächsten Tag schwirrten die widersprüchlichsten Gerüchte durch München. Da war von einem Überfall auf Vevas Haus die Rede, von Toten und Verletzten, einige wollten gar eine Reiterschar gesehen haben, die die Schwabinger Gasse entlanggeprescht wäre. Und doch fand man nur einen weiten Umhang, den einer der Reiter kurz vor dem Schwabinger Tor verloren haben musste. Der Nachtwächter berichtete schließlich, kurz vor Mitternacht habe Pater Remigius im vollen Priesterornat auf einem Pferd sitzend Durchlass gefordert. Noch mysteriöser wurde die Sache, als der Wirt der Goldenen Krone am Schrannenplatz meldete, ihm sei in der Nacht ein Pferd gestohlen worden.
    Während die Münchner sich die Köpfe darüber heißredeten, machte eine andere Nachricht die Runde. Es hieß, Veva Rickinger habe in der Nacht einige Wochen zu früh ihr Kind entbunden, welches so winzig wäre, dass es wohl kaum die nächsten Tage überleben werde.
    Sofort erinnerten sich einige Schandmäuler an Vevas Entführung, doch selbst nach mehrmaligem Nachrechnen kamen die, die etwas davon wussten, zu dem Ergebnis, dass Veva mit einer Frucht der Vergewaltigung durch die Räuber mehr als zehn Monate hätte schwanger gehen müssen. Daher hielten alle bis auf ein paar missliebige Leute wie Eustachius Rickinger, dessen Frau und deren Verwandtschaft die Kleine für Ernsts Kind.
    Im Rickinger-Haus verging Susanne beinahe vor Wut, weil Vevas Kind einen Anteil am Erbe ihres Mannes erhalten würde. Zuletzt hielt sie es nicht mehr aus, hüllte sich in ihr Schultertuch und eilte ins Haggengässel. Dort pochte sie an die Haustür und stieß den Schwab, der ihr aufmachte, erregt zur Seite.
    »Ich will den Sündenbalg sehen«, keifte sie.
    »Bei uns gibt’s keinen Sündenbalg«, gab der Knecht eisig zurück. Aufzuhalten wagte er die Frau nicht, denn ihrem gewaltigen Bauch zufolge würde sie ebenfalls in wenigen Tagen gebären. Allerdings folgte er ihr, um notfalls eingreifen zu können.
    Susanne platzte, ohne anzuklopfen, in Vevas Kammer, als diese gerade ihrer Tochter die Brust gab. Bei dem Anblick blies die Bäckerwitwe die Backen auf. »Pah, du säugst den Balg wie eine Bäuerin oder Magd. Mehr ist es auch nicht wert.«
    Dann betrachtete sie das winzige Wesen genauer und lachte. »Was ist denn das? Dieses Kind passt ja in meine hohlen Hände!«
    »Du hast ja auch die entsprechenden Pratzen!«, antwortete der Schwab erbost. Er packte Susanne bei den Schultern und wollte sie aus dem Zimmer drängen.
    Diese fuhr ungeachtet ihrer Leibesfülle herum und schlug ihm ins Gesicht. »Rühre mich nicht an, Knecht, elender! Und was dich angeht, Veva, werde ich jedem sagen, dass das Ding da niemals das Kind meines toten Stiefsohns sein kann. Versuche also erst gar nicht, dessen Erbe zu fordern.«
    Dabei funkelte sie Veva so hasserfüllt an, dass diese ihr Kind unwillkürlich mit den Armen schützte. »Es ist besser, wenn du jetzt gehst! Und komme ja so schnell nicht wieder. Doch was Ernsts Erbe angeht: Es steht meiner Tochter zu, und sie wird es auch bekommen.«
    Susannes Gesicht färbte sich rot, aber sie winkte mit einem schrillen Lachen ab. »So, wie der Balg aussieht, übersteht der keine Woche. Daher wird mein Sohn einmal den Besitz meines Mannes erben. Du jedenfalls siehst nichts davon!« Mit diesen Worten drehte sie sich um und watschelte davon.
    »Fall nicht die Treppe hinab, sonst ist es gleich aus mit deinem Sohn, wenn es überhaupt einer wird!«, rief der Schwab ihr nach und schloss die Tür von Vevas Kammer. Draußen war Lina auf die Besucherin aufmerksam geworden und vertrat der Frau ihres früheren Herrn den Weg. »Du bist ein Schandmaul, das an den Pranger gehört!«
    Jetzt fing auch Lina sich eine Ohrfeige ein, dann verließ Eustachius Rickingers Ehefrau das Haus und schimpfte zur Belustigung der Gassenbuben auf dem ganzen Heimweg vor sich hin.
    Als der Schwab von oben herabkam, schüttelte er den Kopf. »So eine Zwiderwurzn! Dass es so ein Weibsbild überhaupt geben darf.«
    Die alte Lina blickte ihn streng an. »Die Mannsleute

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