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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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deinem Glück sollst du dich bei dem Mann eingehängt haben und ganz brav mitgegangen sein. Das hat er zu Protokoll gegeben, damit dir niemand Aufruhr oder gar Rebellion nachsagen kann. Unsere Herren Pfaffen mit dem Doktor Thürl an der Spitze hätten sich gewiss darüber gefreut.«
    Trotz seiner Kopfschmerzen musste Ernst grinsen, als er den eigentlichen Nachnamen seines geistlichen Widersachers vernahm.
     Also verspotteten sogar die Stadtknechte den Doktor Portikus.
    »Lass das keinen anderen hören!«, riet er dem Hias. »Der geistliche Herr tät fuchsteufelswild werden.«
    Hias winkte verächtlich ab. »Du wirst mich gewiss nicht verpfeifen. Wenn der Thürl selber kommt, ist er natürlich der hochwürdige Herr und so weiter. Ärgerlich ist bloß, dass wir andauernd mit ihm zu tun haben. Heute hat er schon wieder drei Stadtknechte mitgenommen, um mit ihnen ein paar Häuser nach ketzerischen Schriften zu durchsuchen. Mir tun die armen Leute leid, denen er etwas anzuhängen versucht.«
    Ohne es zu wissen, warnte der biedere Mann Ernst mit dieser Nachricht. Portikus begnügte sich also nicht mehr mit Kontrollen an den Stadttoren und dem Versuch, den Verteiler der lutherischen Flugblätter auf frischer Tat zu ertappen, sondern ließ Häuser auf Verdacht durchsuchen. Damit geriet er selbst in Gefahr. Er kannte Portikus gut genug, dass er ihm zutraute, die Stadtknechte auch in die Häuser der Patrizier und Großkaufleute zu schicken, obwohl das nur mit Erlaubnis des Rates geschehen durfte. Als Erstes würde der Thürl sich wohl das Haus seines Vaters vornehmen. Was ihm blühte, wenn Portikus fündig wurde, konnte er sich leicht ausmalen. Also musste er die verfänglichen Flugblätter so rasch wie möglich loswerden.
    Er erhob sich von der Pritsche, rieb sich den schmerzenden Schädel und sah dann den Stadtknecht an. »Lässt du mich jetzt raus oder muss ich hierbleiben, bis die Strafe für mich bezahlt worden ist?«
    »Der ehrengeachtete Ratsherr Arsacius Bart war eben im Rathaus und hat, als er von deinem … äh, Pech gehört hat, die Strafe ausgelegt. Damit es kein Gerede gibt, hat er gemeint!« Der Stadtknecht grinste, denn es war bekannt, dass Bart kein Freund von Portikus war, was allerdings auch umgekehrt galt. Ernst hatte es vor allem diesem Ratsherrn zu verdanken, dass er nach der Sache mit Pater Remigius ungeschoren davongekommen war. Zu seinem Glück war der gehörnte Ehemann ein entfernter Verwandter von Bart, und deswegen waren der Ratsherr und der Priester hart aneinandergeraten.
    »Bart hat für mich bezahlt? Hoffentlich nicht zu viel, denn ich mag keine Schulden haben.« Trotz seiner Übelkeit kämpfte Ernst sich auf die Tür der Zelle zu, denn er musste hier heraus, bevor der latinisierte Thürl von dem Zwischenfall erfuhr und ihn unter irgendeinem Vorwand länger einsperren ließ, damit er in dieser Zeit sein Elternhaus durchsuchen konnte.
    »He! Wenn du reihern musst, halte gefälligst den Kopf über den Eimer. Oder meinst du, ich will hinterher aufwischen?«, wies Hias ihn zurecht.
    Ernst stieß geräuschvoll auf und merkte, dass es ihm danach besserging. »Keine Sorge, ich übergebe mich schon nicht. Danke für das Quartier. Allerdings hätte ich lieber zu Hause geschlafen!«
    »Dann hättest du nicht so viel saufen sollen!« Der Stadtknecht lachte und hielt die Tür auf.
    Ernst verließ mit staksigen Schritten die Arrestzelle, stieg die Treppe hoch und stand kurz darauf inmitten der Händler, die im Erdgeschoss des Rathauses ihre Waren feilboten. Die meisten kannten ihn und riefen ihm anzügliche Bemerkungen zu. Doch in seinem Zustand verspürte er keine Lust, ihnen zu antworten.
    Auf dem Schrannenplatz strahlte die Sonne so hell, dass er sich den Arm vors Gesicht halten musste. Prompt stolperte er über einen Korb.
    »He! Pass doch auf, wo du hintrittst! Du ruinierst ja meine Kräuter«, hörte er die alte Kreszenz schimpfen.
    Ein anderer Marktbesucher half ihm wieder auf die Beine. »Du hast wohl gestern die bevorstehende Hochzeit deines Vaters gefeiert?«, spottete der Mann.
    Ernst stieß erneut auf. »Geht dich das was an?«
    »Deswegen brauchst du nicht gleich harsch zu werden«, brummte der Bürger und ging weiter.
    Nun rief Kreszenz Ernst zu sich und hielt ihm ein Bündel Kräuter hin. »Wie es aussieht, hast du gestern allzu kräftig gezecht. Hier, die gebe ich dir ganz billig. Die Lina soll sie kurz aufkochen und dir den Sud zu trinken geben. Der hilft garantiert gegen deinen schlechten

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