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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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aber Leute befragen, wenn ich Erfolg haben will«, wandte Portikus ärgerlich ein.
    »Befragen könnt Ihr sie meinetwegen. Aber es wird keiner ohne mein Wissen eingesperrt oder gar gefoltert. Und nun bitte ich Euch, mich zu entschuldigen.« Mit diesen Worten stand Herzog Wilhelm auf und gesellte sich wieder zu den Tanzenden.
    Seine bisherige Mätresse versuchte sofort an seine Seite zu gelangen, wurde aber von zwei Herren, die sich bei ihrem Herrn beliebt machen wollten, daran gehindert. So trat Wilhelm ungehindert auf das junge Hoffräulein zu, dem sein neuestes Interesse galt. Während er mit ihr tanzte, verließ Ägidius Portikus den Saal und begab sich in das nahe gelegene Franziskanerkloster, um dort seine nächsten Schritte vorzubereiten.

17.
    B artholomäus Leibert sah über seine Tochter hinweg, als wäre es ihm unangenehm, ihr ins Gesicht zu blicken, und das, was sie ihm von ihren Erlebnissen in Pewing berichtete, tat er als Phantasiegebilde eines überspannten Mädchens ab. Er würde sich später um seinen Pfandhof kümmern und sich nicht von Vevas Gerede beeinflussen lassen. Im Augenblick gab es Wichtigeres zu erledigen.
    »Ich habe beschlossen, dich zu verheiraten!«, sagte er, als seine Tochter angesichts seines Desinteresses verstummte.
    Veva hatte ihm eben von dem schweren Schicksal des Bauern Hein und dessen Familie berichtet und wurde von seiner Bemerkung völlig überrascht. »Ihr wollt was, Herr Vater?«
    »Dich verheiraten! Da Ferdinand Antscheller dich nicht mehr als Schwiegertochter haben will, habe ich einen anderen Bräutigam für dich gefunden. Du wirst den Sohn meines alten Freundes Rickinger heiraten!«
    Leiberts Tonfall ließ eigentlich keinen Widerspruch zu, doch Veva schüttelte empört den Kopf und rief: »Niemals!«
    Mit einem ärgerlichen Laut schlug ihr Vater mit der flachen Hand auf den Tisch. »Dieses Wort will ich nicht hören! Du wirst Ernst Rickinger heiraten. Punkt!«
    »Aber ich will ihn nicht! Der junge Rickinger treibt sich in verrufenen Schenken herum, tändelt mit den Weibern und sieht jede halbwegs hübsche Magd als wohlfeile Beute an. So einen Mann kann ich doch nicht heiraten!«
    »Sei froh, dass dich überhaupt noch einer heiraten will«, antwortete Leibert so verächtlich, als habe seine Tochter sich zur Hure gemacht.
    »Wenn ich schon heiraten soll, warum dann nicht Benedikt Haselegner? Er wäre mir sicher ein besserer Ehemann und versteht etwas vom Handel, während Ernst …«
    »Schluss jetzt! Haselegner hat zwar eine geschmeidige Zunge, aber auch eine finstere Stirn. Er würde dich bis ans Ende deines Lebens spüren lassen, dass er dich nur aus Gnade und Barmherzigkeit genommen hat. Dem geht es doch nur darum, meinen Besitz auf leichte Weise in die Hand zu bekommen. So ein Mann kommt als Schwiegersohn nicht in Frage!«
    Leibert überlegte kurz, ob er Veva erzählen sollte, dass Haselegner an der Verletzung des Schwab schuld war, unterließ es dann aber. Sein Wort hatte ihr zu genügen.
    »Ernst wird nach der Hochzeit vorerst nicht mit dir in ehelicher Gemeinschaft leben, bis sicher ist, ob dein Aufenthalt bei den Räubern Folgen zeitigt oder nicht«, fuhr er fort.
    Für Veva stellte jedes seiner Worte eine Ohrfeige dar, denn sie machten ihr klar, dass auch Ernst Rickinger mehr an ihrem Erbe als an ihr selbst gelegen war. Dabei war das doch genau das Motiv, welches ihr Vater Haselegner unterstellt hatte.
    »Bevor ich diesen Mann heirate, gehe ich lieber ins Kloster«, entfuhr es ihr.
    Im nächsten Augenblick saß ihr die Hand des Vaters im Gesicht. »Habe ich dich nicht gelehrt, mir zu gehorchen? Ich will, dass du Ernst heiratest und mir Enkel schenkst. Oder glaubst du, ich habe mein Vermögen von meinen Vorvätern übernommen und kräftig gemehrt, damit es jetzt irgendwelchen Betschwestern in die Hände fällt? Die Hochzeit wird morgen hier in meinem Haus stattfinden. Danach wirst du wieder nach Pewing zurückkehren! In drei Monaten entscheide ich, ob du Ernst nach Augsburg folgen oder weiter in Pewing bleiben wirst.«
    Veva gingen tausend Gedanken durch den Kopf, doch keiner davon war geeignet, ausgesprochen zu werden. Seit sie denken konnte, hatte alles nach dem Willen ihres Vaters geschehen müssen. Darunter hatte schon ihre Mutter gelitten. Ihr würde nichts anderes übrigbleiben, als nachzugeben und den Bräutigam zu heiraten, den der Vater für sie bestimmt hatte.
    War Ernst wirklich so schlimm, wie man sich erzählte?, fragte sie sich. Sie erinnerte sich

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