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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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dich klatschen würden!«
    »Vielleicht würde mein Vater mich dann ins Kloster gehen lassen«, sagte Veva leichthin.
    Cilli schlug erschrocken das Kreuz. »Jesus, Maria und Josef, das darfst du nicht einmal denken, Dirndl! Jetzt, da dein Bruder tot ist, ist es deine Pflicht, für Kinder zu sorgen. Dein Vater braucht einen Enkel, der einmal in seine Fußstapfen treten kann!«
    Das war Veva klar, und sie hatte auch im Grunde nichts dagegen, einmal Kinder zu gebären. Doch musste deren Vater ausgerechnet Ernst Rickinger sein, der lieber den Bierkrug zur Hand nahm als die Schreibfeder? Am liebsten hätte sie das zu Cilli gesagt, aber damit hätte sie sich nur einen weiteren Vortrag eingehandelt. Deswegen bat sie die Köchin, ihr beim Ankleiden zu helfen, und streifte mit einem heftigen Ruck ihr Gewand ab.
    »Vorsicht! Nicht, dass du etwas zerreißt«, warnte Cilli sie.
    Veva zuckte mit den Achseln. »Und wennschon?«
    »So kenne ich dich gar nicht«, rief Cilli entsetzt aus.
    Nun trat ein Lächeln auf Vevas verbitterte Miene. »Dann lernst du mich endlich kennen! Aber du hast recht. Kein Mann der Welt ist es wert, dass man seinetwegen ein Kleid ruiniert.«
    Da Cilli der Ansicht war, dass Veva als Braut besonders prächtig auszusehen hatte, sorgte sie dafür, dass diese in ihr bestes Gewand schlüpfte, und schnürte das Mieder so stramm, dass der Busen richtig zur Geltung kam. Doch als sie Veva den Jungfernkranz aufsetzen wollte, wehrte diese ab.
    »Den will ich nicht! Es sind doch eh alle der Ansicht, dass ich mit den Mördern meines geliebten Bruders Unzucht getrieben hätte!«
    Bei diesem Gedanken schüttelte sie sich, und sie durchlebte noch einmal die schreckliche Szene, in der Bartl umgebracht und sie von den Räubern gefangen genommen worden war. Sie konnte selbst nicht begreifen, weshalb die Mörder sie verschont hatten. Damals hatte sie eine seltsame Bemerkung des Räuberhauptmanns vernommen, doch sie hatte schon mehrfach vergebens versucht, sich die Worte in Erinnerung zu rufen.
    Cilli schwankte, ob sie Veva dazu überreden sollte, den Kranz zu tragen, doch ein Blick in deren störrische Miene hielt sie davon ab. So begnügte sie sich damit, ihr die Haare zu richten, zupfte noch ein wenig an Rock und Mieder herum und sah sie dann mit einem zufriedenen Lächeln an.
    »Dirndl, du bist wunderschön. Da wird es dem Ernst sicher leidtun, dass er dich nicht sofort mitnehmen kann.«
    »Ob es ihm leidtut oder nicht, ist mir ebenso gleichgültig wie die Frage, ob es in einem Jahr regnen oder die Sonne scheinen wird«, antwortete Veva herb.
    »Ein wenig freuen könntest du dich schon! Immerhin heiraten die meisten Mädchen nur einmal im Leben. Und so schlimm, wie du glaubst, ist der Ernst auch wieder nicht.«
    Veva lachte bitter. »Er ist ein Schürzenjäger und Bierbruder, wie er im Buche steht!«
    »Nicht schlimmer, als es dein Bruder gewesen ist. Außerdem ist er ein hilfsbereiter Bursche. Ich denke da bloß an die Magd vom Schneider Tamerl. Der hat ein übler Kerl auf dem Weg zum Markt das Geld gestohlen, das ihr die Meisterin mitgegeben hatte. Daheim hätte sie dafür Schläge bekommen, doch der Ernst hat ihr die drei Kreuzer geschenkt, und du brauchst nicht zu denken, dass er gewisse Absichten gehabt hat. Dafür ist die Zenzi wirklich zu alt und schiach.«
    »Mir hat er das Geld gegeben, damit ich für den Bartl einen Sündenablass habe kaufen können«, fügte Veva nachdenklich hinzu.
    »Na, da siehst du’s!«, erklärte Cilli und drängte dann zum Aufbruch. »Ich glaube, ich höre schon den Rickinger kommen. Du wirst ihn und den Herrn Pfarrer sicher nicht warten lassen.«
    Wäre es nach Veva gegangen, hätten die Besucher bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag warten können. Da sie aber keine Möglichkeit sah, ihrem Schicksal zu entgehen, verließ sie ihr Zimmer und stieg die Treppe hinab.

20.
    D ie Männer hatten sich bereits in der guten Stube versammelt. Vevas Vater und der alte Rickinger standen neben der großen Anrichte und stritten leise, aber erbittert über einen Punkt des Heiratsvertrags. Wie es aussah, passte es ihrem zukünftigen Schwiegervater nicht, dass ihr Erbe im Falle ihrer Kinderlosigkeit zum größten Teil der Kirche zufallen sollte und nicht ihrem Ehemann. In dem Punkt blieb ihr Vater jedoch unerbittlich. Veva wäre ihm dankbar gewesen, hätte er ihr eigenes Wohl im Sinn gehabt. Ihm ging es jedoch nur darum, Ernst und sie zu zwingen, für gemeinsame Kinder zu sorgen.
    Vevas Blick suchte nun ihren

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