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Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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weiterhin, dass Mabile nun selbst Anweisungen geben wollte, doch machte das Fass bereits auf gesittete Weise die Runde, sodass sie nicht eingreifen wollte.
    » Nun? « , meinte sie schließlich und hatte plötzlich das Gefühl, einen ähnlich herablassenden Ton angeschlagen zu haben wie einst Mutter Mechtildis. War es nicht möglich, Menschen zu lenken, ohne dabei manchmal unangenehm aufzutreten?
    » Mein Cousin ist hier und wünscht mit Euch zu reden, Dòna « , sagte Mabile, an der alle Herablassung einfach abperlte. Sie öffnete die Tür, und drei junge Männer kamen sogleich herein. Einer davon war Samuel, der nicht so recht zu den zwei anderen passte, denn er hatte kein derart grimmiges, verdrecktes Gesicht, war größer, aber auch schmächtiger. Alte Erinnerungen stiegen in Adelind hoch. Damals in Köln, vor einem verwahrlosten, schmutzigen Haus, war sie von Kerlen bedroht worden, die Mabiles Cousin und seinem Freund geglichen hatten. Sie holte Luft und zwang sich, ruhig zu atmen, obwohl sie nicht wusste, was all dies sollte.
    » Es gibt ein paar geheime Gänge, die aus der Stadt führen « , sagte der breitere der beiden Kerle. Als Mabile ihn anstubste, fügte er hinzu: » Mein Name ist Nicolas, und ich… ich bin froh, mal eine richtige… also so eine heilige Frau aus der Nähe zu sehen. «
    Samuel hielt sich die Hand vor den Mund, um ein Kichern zu unterdrücken.
    » Warum weiß sonst niemand von den Gängen? « , fragte Adelind verwirrt. Nicolas lachte auf.
    » Also die Leute, die davon wissen, die sind schon weg. Und wer nicht davon weiß, der soll es auch nicht wissen, sonst… also sonst müssen wir… also es wäre nicht gut. «
    Samuel kicherte nochmals und erhielt einen leichten Tritt von Mabile. Adelind ordnete die Gedanken in ihrem Kopf.
    » Ihr seid keine gewöhnlichen Bettler. «
    Es war keine Frage, eher eine Feststellung. Sie sah Nicolas die Augen aufreißen.
    » Hat Mabi das erzählt? Na ja, sie kann gut lügen. Ich bringe seit Jahren Sachen aus der Stadt, die ich nicht hinausbringen darf. So mache ich gutes Geld, ohne vor einem Fürsten kriechen zu müssen. Ich kann vornehme Leute nicht riechen, Dòna, aber Ihr wart gut zu Mabi, und deshalb helfe ich Euch und bringe Euch raus. Aber wenn Ihr mit jemandem redet, dann sind wir morgen weg, und Ihr bleibt hier. «
    Er baute sich breitbeinig vor Adelind auf, doch trotz aller Drohgebärden glomm in seinen Augen auch der Wunsch, von ihr als wichtig und stark wahrgenommen zu werden. Sie setzte sich auf die Bettkante. All das kam so plötzlich, so unerwartet.
    » Ich könnte mit dem Vescomte reden « , schlug sie vor und hob gleich die Hand, um den empörten Protest von Nicolas abzuwehren.
    » Warum sollten nicht alle Leute die Stadt heimlich verlassen? Oder Diener könnten losziehen, um Wasser zu holen. Glaubt mir, der Vescomte wird sich sehr großzügig erweisen, wenn Carcassona durch deine Hilfe gerettet wird. «
    Diese Worte schienen Eindruck auf Nicolas zu machen, denn er kratzte sich die breiten Nasenflügel.
    » Nicolas kennt nur einen der Gänge, den er regelmäßig benutzte. Leider ist der ziemlich schmal « , warf Mabile ein. » Man muss über längere Strecken kriechen. Sonst hätte ich doch ein größeres Fass mitgebracht. «
    Sie trat einen Schritt vor, schien den Moment, da alle Augenpaare voller Hoffnung an ihr hingen, durchaus zu genießen.
    » Nur gesunde und einigermaßen schlanke Menschen können auf diesem Weg fliehen. Wenn die ganze Stadt davon erfährt, gibt es Aufruhr und Schlägereien. Der Gang könnte einstürzen, wenn er zu sehr beansprucht wird. Ihr und Eure Gefährtinnen könnt mit uns kommen. Gebt den Brüdern Bescheid, wenn es sein muss. Danach kann der Vescomte den Belagerern doch sagen, dass… na ja… dass die bösen Nichtkatholiken alle geflohen sind und dass die Ritter weiterziehen können, bevor ihre Schwerter zu rosten beginnen. «
    Sie lachte auf. Adelind wurde kurz zornig, denn in ihrem Herzen schien Mabile stets eine kleine Gaunerin geblieben zu sein, für die der Sinn des Lebens darin bestand, andere auszutricksen.
    » So einfach ist das nicht. Diese Ritter werden es dem Vescomte kaum glauben « , warf sie ein und rieb sich die Schläfen. Sie verzehrte sich danach, durch diesen Gang zu kriechen, um wieder Freiheit und frische Luft atmen zu können, in klares, reines Wasser zu springen, das den Schweiß und die Erschöpfung der letzten Wochen von ihrer Haut spülen würde. Irgendwo da draußen konnte sie

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