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Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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der Taille Flecken auf, als habe sie im Sitzen Rotwein verschüttet. Sie trug kein Gebände, nur einen Reif, der schief in ihre Stirn rutschte. Eine Stimme flüsterte Adelind zu, dass all dies nichts Gutes verhieß, weil eine Frau wie Agnès de Monpeslier für gewöhnlich viel Wert auf eine makellose Erscheinung legte. Ihre Augen waren riesig wie die einer Eule.
    » Er mochte Euch « , sagte sie, während ihr Blick auf die gebogenen Spitzen ihrer Schuhe gerichtet war. » In Euch sah er all dies, was er an der neuen Kirche mochte. Schlichtheit, Ehrlichkeit und Mut. «
    Sie nippte an einem Weinpokal und wies die Magd an, Adelind ebenfalls einzuschenken.
    » Sie haben ihn gefangen genommen « , sagte sie dann. Ihre Finger krallten sich hilflos in die Schnitzerei. » Er ging hinaus mit einer weißen Fahne, um zu verhandeln, aber sie nahmen ihn gefangen, wider alle Ritterehre. Was sind das für Menschen? «
    Ihre Augen beherrschten nun vollständig das bleiche Gesicht und waren starr auf Adelind gerichtet, als erwarte sie tatsächlich eine Antwort auf diese Frage. In ihrer Welt der Troubadoure, Turniere und höfischen Empfänge war die Vorstellung eines Ritters, der log und Fallen stellte, scheinbar wahrhaft unerhört.
    » Das heißt, er kommt nicht zurück « , stellte Adelind leise fest. Sie streckte eine Hand aus, um sich an der Kante des Tisches festzuhalten, der neben Agnès’ Stuhl stand. Sie fühlte sich fast allein auf der Welt, nur diese zarte, schöne, hilflose Frau auf dem Fürstenstuhl war geblieben, um der Stadt in dieser verzweifelten Lage vorzustehen.
    » Ich hörte, Ihr seid eine Vertraute von Esclarmonde des Foix. « Agnès rutschte von dem Fürstenstuhl. Adelind fiel erstmals auf, wie klein diese junge Frau war, ein hübsches, liebreizendes Kätzchen in einer Welt voller Wölfe.
    » Esclarmonde vermag wie ein Mann zu denken « , redete Agnès weiter, während sie durch den Raum schritt. » Sie wüsste, was nun zu tun ist, aber ich, ich weiß es nicht. «
    Sie blieb stehen und sah Adelind mit riesengroßen, angsterfüllten Augen an.
    » Ich weiß es nicht « , wiederholte sie flüsternd. » Und den ganzen Nachmittag war ständig jemand hier, um es mir zu sagen. Ich erhielt eine Nachricht, dass ich die Stadttore öffnen lassen soll, sonst… sonst erlebt mein Gemahl den nächsten Tag nicht mehr. Ich sprach mit meinem Beichtvater. Er ist Katholik und riet mir, darauf einzugehen, um meinen Gemahl zu retten. Er sagte, sie würden uns schonen, wenn wir uns ergeben, denn in einem solchen Fall würde der Papstkein Morden dulden. Aber dann… dann kamen die Herren vom Stadtrat, ich fürchte, irgendein Diener hat geplaudert, und sie schrien und flehten, ich sollte nicht zulassen, dass die Einwohner niedergemetzelt werden wie in Bezers. «
    Agnès war in eine Ecke des Raumes geflüchtet.
    » Ich habe Zeit bis zum Morgengrauen « , sagte sie nun ein wenig ruhiger. » Wenn die Tore dann nicht geöffnet werden, wird man Raimond-Rogièr vor der Pòrta Narbonesa hinrichten. «
    » Ihr müsst ihn retten! « , rief Adelind. Sie sah den jungen Mann wieder mit mutiger, entschlossener Miene hinausreiten und vermochte die Vorstellung, sein Leichnam könnte bereits am nächsten Tage auf freiem Feld zu verfaulen beginnen, da man Exkommunizierte nicht begrub, kaum zu ertragen.
    » Er ist Euer Gemahl und der Vater Eures Sohnes « , fügte sie mit Nachdruck hinzu. » Ich würdet es Euch niemals vergeben, wenn Ihr ihn sterben lasst. «
    Agnès nickte knapp.
    » Aber er würde nicht wollen, dass die Stadt seinetwegen niedergemetzelt wird « , flüsterte sie dann so leise, als wolle sie ihre eigenen Worte selbst nicht hören. » Und mir würde er nicht verzeihen, dass ich es geschehen ließ. «
    Sie ballte ihre kleinen Hände zu Fäusten, lief dann zu dem Tisch zurück, um ihnen beiden nun selbst einzuschenken, denn die Magd hatte sie hinausgeschickt.
    » Da, nehmt! Auch wenn dieser schwere Wein den Durst nicht wirklich stillt, so betäubt er doch ein wenig. «
    Sie hielt Adelind einen Kelch entgegen, doch zitterten ihre Hände so stark, dass ein dunkelroter Schwall auf den Teppich schwappte. Adelind nippte nur knapp an dem Rest, während sie Agnès einen tiefen Schluck nehmen sah. Nachdenken, befahl sie sich, ruhig und gefasst. Was würde Esclarmonde tun oder auch der edelmütige Vescomte? Vielleicht, so kam es ihr in den Sinn, schadete es auch nicht, ein wenig so zu denken wie die blitzgescheite, flinke Mabile.
    » Dann

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