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Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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Peyres mit Hildegard kommen, denn er hatte immer noch den Schlüssel zum Verlies. Sie verdrängte alle Zweifel, denn sie fühlte sich zu schwach, um mit ihnen zu ringen. Erschöpft schloss sie die Augen.

17. Kapitel
    S onnenstrahlen streichelten wärmend Adelinds Gesicht, sie hörte Vogelgezwitscher und das sanfte Plätschern von Wasser. Kurz vermeinte sie zu träumen, doch als sie die Augen aufschlug, lag tatsächlich endlos weiter Himmel über ihr, durch den Schönwetterwolken segelten. Ein Vogelschwarm zerpflügte die Luft. Sie sah sich ratlos um, konnte aber niemand von ihren Gefährten entdecken. Hinter ihr lag ein Wald aus Pinien, Schlehen, Eichen und Zedern, in dessen Schutz die Quelle aus der Erde sprang. Wandte sie sich wieder um, so erblickte sie eine weite Wiese. Nirgendwo war eine Menschenseele zu sehen.
    Schritte knirschten im Dickicht des Waldes. Adelind, die soeben beschlossen hatte, sich zunächst einmal die Füße zu säubern, und sich daher auf die Suche nach der Quelle machen wollte, kroch schnell hinter einen kleinen Busch. Obwohl ihr Herz aufgeregt klopfte, war sie auch erleichtert, an diesem Ort nicht völlig allein zu sein. Eine Gestalt in Frauenkleidern, deren Gesicht von einem Kopftuch fast verborgen wurde, näherte sich langsam mit einem Korb in der Hand, warf immer wieder vorsichtige Blicke in verschiedene Richtungen und blieb kurz stehen, um zu lauschen, als ein Stück neben ihr ein paar Zweige knackten. Am Waldrand lief sie los, an Adelind vorbei, ohne sie zu bemerken, und stand kurz darauf auf der Wiese, wo sie den Korb abstellte und sich ratlos umsah.
    » Dòna, wo seid Ihr? « , rief sie.
    Adelind stand auf, denn diese Stimme war ihr vertraut. Erleichtert eilte sie auf Olivette zu, die sie in die Arme schloss und mit ungewohnter Innigkeit an sich drückte. Im Gegensatz zu ihr selbst trug Esclarmondes Tochter bereits wieder einen dunklen Kittel, der aber aus viel gröberem Stoff war als die Kleidung in der domus.
    » Da ist ein Dorf in der Nähe. Der Gang hört sogar ein Stück daneben auf « , erklärte sie. » Diese Menschen waren bereit, uns zu helfen, wie auch den anderen Leuten, die mit Nicolas gekommen sind. «
    Allmählich bekamen die Dinge wieder einen klaren Zusammenhang.
    » Wir sind also durch den geheimen Gang entkommen « , erinnerte sich Adelind. » Aber wo ist Peyres? Was ist mit Hildegard? «
    Olivette senkte den Kopf.
    » Sie sind noch nicht hier. Wir müssen warten. Kommt erst einmal mit. «
    Gemeinsam verschwanden sie im Schutz der Bäume, und Olivette zeigte Adelind die Stelle am Fuße einer knorrigen Eiche, wo Quellwasser aus der Erde sprudelte. Dann packte sie einen weiteren Kittel und ein Kopftuch aus.
    » Hier, zieht das fürs Erste an, damit Ihr wie eine gewöhnliche Bäuerin ausseht. «
    Adelind gehorchte und nutzte die Gelegenheit, sich gründlich zu waschen, bevor sie den schlichten, rauen Stoff überstreifte und mit einer Hanfkordel zusammenband. Wenn sie das gelbe Gewand und auch ihr Unterkleid jemals wieder tragen sollte, musste beides vorher geflickt und gereinigt werden, denn es hatte während des Kriechens durch den Gang zahlreiche Risse abbekommen. Doch im Augenblick gab es andere Sorgen.
    » Die Leute aus dem Dorf haben uns auch Essen gegeben « , sprach Olivette weiter und zog ein kleines Bündel aus dem Korb. » Brot, Äpfel und einen Schlauch Wein. «
    Gierig biss Adelind in ein Stück Brotfladen und griff nach einem Apfel. Ihr Körper wollte leben, und dazu brauchte er Nahrung. Sie fühlte sich ein wenig besser mit einem vollen Magen, blieb neben Olivette an der Quelle sitzen und streckte ihre Füße nochmals in das kühle Nass. Sie wusste nun, wie kostbar frisches Wasser war.
    » Wir warten hier bis zum Sonnenuntergang « , beschloss Olivette, ohne nach ihrem Einverständnis zu fragen. » Wenn sie dann noch nicht gekommen sind, sollten wir ins Dorf gehen. Die Leute werden uns für eine Nacht sicher aufnehmen, aber dann müssen wir uns allein auf den Weg zu meiner Mutter machen. «
    Adelind erwiderte nichts. Sie war auch für Olivette verantwortlich, das wusste sie, doch schien Esclarmondes Tochter plötzlich in der Lage, für sich selbst zu sorgen. Aber Hildegard konnte es nicht. Die Sehnsucht nach ihrer Schwester wurde zu einem schmerzhaften Ziehen in ihrem Körper, dem ein Teil seiner selbst fehlte. Sie trank immer wieder Wasser aus der Quelle, stand auf, um sich auf die Suche nach essbaren Beeren zu machen, stieß völlig grundlos Zweige zur

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