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Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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Allerdings hatte Peyres dabei stets darauf bestanden, dass ihr Lagerfeuer auch über Nacht brannte. Sie kroch nochmals zu dem Gang, schob ein paar Zweige zur Seite und sah in seinen Schlund. Mit jeder Faser ihres Körpers sehnte sie ein Geräusch herbei, doch pfiff nur der Wind in den Bäumen, und erste Regentropfen begannen zu fallen.
    » Geh zurück ins Dorf. Ich bleibe hier. Wenn es stark zu regnen beginnt, kann ich in den Gang kriechen. «
    Olivette ging vor ihr in die Hocke. Erste Tropfen hatten ihr Gesicht benetzt, sodass sie sich die Wangen abwischte.
    » Ich kann Euch unmöglich hier allein lassen « , sagte sie eindringlich. » Und es graut mir davor, wieder in dieses finstere Loch zu kriechen. Wilde Tiere können uns dort sicher wittern, wir sind kaum geschützt. «
    Ihre Finger drückten Adelinds Handgelenke zusammen. Nochmals versuchte Olivette, sie in die Höhe zu ziehen.
    » Wahrscheinlich muss Peyres bis Einbruch der Dunkelheit warten, bevor er Hildegard befreien kann. So war es bei uns doch auch. Und jetzt kommt bitte mit. Sicher findet sich im Dorf jemand, der morgen früh nach Carcassona läuft, um Erkundigungen für uns einzuholen. «
    Der letzte Satz gab Adelind endlich die Kraft, sich zu erheben. Morgen würde sie tatsächlich mehr erfahren können, und falls Hildegard und Peyres in dem Verlies saßen, so würde sie freiwillig nach Carcassona zurückkehren, um sich zu stellen. Heute Nacht konnte sie nichts mehr ausrichten.
    Sie folgte Olivette zu einer kleinen Ansammlung von Hütten, wo sie von einer verschrumpelten, zahnlosen Alten sehr freundlich begrüßt wurden. In einem kleinen Verschlag konnten sie sich auf Strohballen niederlegen. Adelind hatte eine unruhige Nacht erwartet, doch sobald sie das Kratzen der Strohhalme auf ihren Händen und Wangen spürte, fiel sie in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
    Es war noch dunkel, als sie wieder erwachte. Olivettes Atemzüge drangen in beruhigender Regelmäßigkeit an ihr Ohr. Sie schloss nochmals die Augen, um noch eine Weile zu schlafen, denn außer ihr schien noch niemand auf den Beinen. Diesmal aber gelang es ihr nicht, Gedanken regten sich in ihrem Kopf und weckten Erinnerungen an ihre Lage. Sie wälzte sich herum. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als auf Neuigkeiten zu warten.
    Draußen bewegte sich etwas. Sie hörte Schritte, ein Klopfen an Türen, und schließlich hustete jemand. Adelind fuhr auf. Sie hatte bisher nicht die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass bereits nach ihnen gesucht wurde. Was lag näher, als in den Dörfern der Umgebung anzufangen? Aber von Simon de Montfort geschickte Männer hätten sicher bereits die Türen der Hütten eingeschlagen.
    Sie stand auf, stieg über Olivettes schlafenden Körper und schob die Eingangstür auf. Frische Morgenluft wehte ihr entgegen. Sie hatte fast vergessen, wie friedlich und schön dieses Land sein konnte. Entschlossen trat sie hinaus.
    Peyres kauerte an der Wand einer Bauernhütte. Er trug immer noch die bunte Gauklerkleidung, doch war sie an seiner rechten Schulter aufgerissen, und der rote Ärmel hatte eine deutlich dunklere Farbe angenommen. Sie sah, wie er sich Schweiß von der Stirn wischte. Ihre Füße setzten sich in Bewegung, bald schon stand sie vor ihm und blickte ihm erwartungsvoll ins Gesicht, dessen Bräune ausgewaschen wirkte.
    » Adelind! Gott sei Dank, ihr habt es geschafft. «
    Er stemmte sich hoch, hustete erneut und schien noch etwas bleicher, als er wieder auf den Beinen war. Sie erkannte auf einmal, woher die kräftig dunkelrote Farbe des Ärmels stammte. Blut strömte aus einer Wunde, die von der Schulter bis zum Ellbogen reichte.
    Ohne länger nachzudenken, entfernte sie den Stoff von seinem Arm. Er verzog kurz das Gesicht, aber kein Klagelaut entwich ihm. Stumm ließ er zu, dass sie jenen Eimer Wasser holte, den die Bäuerin ihnen für die Nacht zur Verfügung gestellt hatte, um seine Wunde zu waschen. Dann riss sie einStück von ihrem Gewand ab, das als Verband dienen sollte.
    » Es ist nur ein Schnitt ins Fleisch « , sagte sie mit jener ruhigen Stimme, die sie im Spital stets benutzt hatte. » Nichts Schlimmes, falls es sich nicht entzündet. Du solltest eine kräftige Brühe essen, um wieder zu Kräften zu kommen. «
    Peyres nickte. Er war immer noch blass, lehnte sich weiter an die Hauswand und sah sie aus müden Augen an.
    » Wie hast du das Dorf gefunden? « , fragte sie. Auf einmal hörte sie ihren eigenen Herzschlag wie ein Hämmern in den Ohren. Peyres

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