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Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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blieb schlagartig stehen, sodass auch Peyres zurückgerissen wurde. Manchmal konnte Hildegard unerwartet scharfsinnig sein.
    » Sie hat recht « , flüsterte sie Peyres fassungslos zu. » Du musst jetzt mit uns verschwinden, sonst bist du selbst in Gefahr. «
    Peyres musterte sie mit gerunzelter Stirn. Seine Augen schienen plötzlich warm, erinnerten sie an längst vergangene Zeiten, da sie geglaubt hatte, bis an den Rest ihres Lebens in das goldgesprenkelte Braun sehen zu können, wenn sie des Morgens erwachte.
    » Es geht nicht anders « , sagte er nur. » Ich bringe euch in das Versteck und versuche, euch zu versorgen. Wenn es mir nicht möglich ist, dann… dann müsst ihr sehen, wie ihr zurechtkommt, ebenso wie die anderen Leute dort. «
    Er wollte Adelind weiterziehen, aber sie bohrte die Fersen in den Boden. Welchen Sinn machte es, wenn Peyres sich zu Tode foltern ließ, nur damit sie unbehelligt in einem unterirdischen Versteck verhungern konnten? Die Anstrengung, mit der sie nach einer anderen Lösung zu grübeln begann, verursachte ein scharfes Stechen an ihren Schläfen.
    » Mabiles unterirdischer Gang « , flüsterte Olivette in ihrem Rücken so leise, dass Adelind zunächst meinte, sich verhört zu haben.
    » Ich weiß, wo der Eingang ist « , fuhr Esclarmondes Tochter etwas lauter fort.
    » Aber der Ausgang wurde von Mabiles Cousin zugeschüttet « , zerstörte Hildegard die neu aufkeimende Hoffnung.
    » Trotzdem, es wäre ein Versteck, in dem sonst noch niemand sitzt, also wenn wir Glück haben « , beharrte Olivette. » Und vielleicht war das nur eine leere Drohung von Nicolas, weil er nicht wollte, dass Mabile in der domus bleibt. Sie hat selbst gesagt, dass er es nicht mochte, wenn sie nicht tat, was er ihr anwies. «
    Adelind überlegte einen kurzen Augenblick. Auf einmal herrschte befreiende Klarheit in ihrem Kopf, der völlig schmerzfrei wurde.
    » Dieser Gang ist wirklich unsere einzige Hoffnung « , erklärte sie Peyres. » Wir kriechen erst einmal hinein und sehen, wie weit wir kommen. Falls er wirklich zugeschüttet ist, müssen wir uns einfach darin verstecken. Nachts kann ich mit Olivette hinauskriechen und… und versuchen, irgendwo Nahrung zu stehlen. Wir fallen nicht so auf wie du und Hildegard, wenigstens im Dunkeln. «
    Er nickte nur.
    » Simon de Montfort will den Kreuzzug weiterführen, nun, da er gemerkt hat, wie er sich dadurch Ländereien aneignen kann. Sobald er weg ist, sind vielleicht auch die Kontrollen an den Stadttoren weniger streng, und wir kommen hinaus. «
    » Dann folgt mir jetzt « , rief Olivette. » Wir müssen zur Stadtmauer, der Eingang ist zwischen der Pòrta Narbonesa und der Pòrta del Bourg. «
    Unter Olivettes Führung schlugen sie den Rückweg ein und standen bald wieder vor den Mauern der Grafenburg. Von dort aus führte eine breite Straße zur Pòrta Narbonesa, doch hielt Peyres es für klüger, durch enge, dunkle Seitengassen zu schleichen. Sie kamen nur langsam voran, da es nicht einfach war, sich hier zurechtzufinden. Immer wieder stolperten sie über herumliegende Bretter und mussten sich gegenseitig auf die Beine helfen. Dann wurde es plötzlich heller. Lärm und Kerzenlicht drangen aus einem breiten Gebäude, das sich schräg an ein paar halb verfallene Hütten lehnte.
    » Das muss eines der Bordelle sein, die hier kürzlich eröffnet wurden « , erklärte Peyres flüsternd. » Am besten, wir laufen nicht daran vorbei, denn sonst hält man euch noch gewaltsam fest. «
    Adelind dachte, dass die Männer sich inzwischen schon in einen tiefen Schlaf getrunken haben mussten, denn sie vernahm nur noch weibliches Kreischen und Kichern. Trotzdem schien es ihr besser, auf Peyres’ Rat zu hören. Wieder flohen sie vor der Helligkeit und tasteten sich durch immer enger werdende Gassen, die stark nach Unrat stanken. Adelind atmete erleichtert auf, als sie die Stadtmauer als schwarze Wand vor sich aufragen sah. Bald schon wären sie am Ziel. Olivette schien dies ebenfalls zu erkennen, denn ihre Schritte beschleunigten sich, während sie Adelind hinter sich herzog.
    Die Gestalten kamen ihnen plötzlich entgegen, mussten an einer Häuserecke in die Gasse eingebogen sein. Es waren vier Männer in Gambesons, die sich teilweise an Hauswänden abstützen mussten, da sie beim Gehen schwankten. Nur ihr Anführer lief noch aufrecht und gerade. Adelind überlegte, dass sie vermutlich aus dem Bordell kamen, wo sie ausgiebig gezecht hatten. Sie sah sich rasch um, doch gab es

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