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Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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sollen wir denn machen, wenn sie wegfahren? « , flüsterte sie unglücklich. Adelind fühlte wieder einen Stich des altbekannten Ärgers. Hielt die Schwester sie denn für eine Heilige, die Wunder wirken und so alles Elend aus der Welt zaubern konnte? Sie spürte überdeutlich Marcias Blick und ahnte, dass ihrer beider Auftauchen der Grund für den übereilten Aufbruch war, viel mehr als der winterliche Frost. Sie schlang die Arme um sich, denn trotz der Sonne und des vollen Magens fror sie erneut. Wie der Winter wohl in Marcias Heimat aussehen mochte? So warm, dass man noch frisches grünes Gras sehen oder gar riechen konnte? Warum waren sie dann ausgerechnet zu dieser Jahreszeit in kältere Gefilde aufgebrochen, wenn sie doch nur einen klapprigen Wagen besaßen und im Freien auftreten mussten, um sich zu ernähren? Sie ahnte, dass Marcia keine dieser Fragen bereitwillig beantworten würde. Entschlossen streckte Adelind den Rücken. Wenn Peyres zurückkam, dann würde auch sie eine Gelegenheit finden, mit ihm zu reden.
    Er erschien erst um die Mittagszeit, schwang ein Bündel auf seiner Schulter und hockte sich wortlos vor dem Lagerfeuernieder, wo er seine Vorräte auspackte. Drei weitere Laibe Brot, ein Stück Pökelfleisch und ein Topf mit Honig, der den aufgewärmten Schnee wohl genießbarer machen sollte.
    » Wir haben kein Geld mehr « , sagte er an seine Freunde gewandt. » Vielleicht sollten wir heute noch einmal auftreten, denn das Wetter ist günstig. Sobald es wieder abkühlt, ist kein Mensch länger draußen als notwendig. «
    Adelind betrachtete mit einer gewissen Genugtuung, wie Marcia ihr Gesicht verzog.
    » Wir können auch erst einmal losfahren und unterwegs irgendwo Halt machen « , schlug die dunkle Schöne vor.
    » So schnell erreichen wir keine größere Stadt « , hielt Peyres dem entgegen. Simon knurrte zustimmend.
    » Ich brauche Menschen mit Zahnschmerzen « , mischte Antonius sich ins Gespräch. » Je größer eine Stadt, desto mehr gibt es davon. «
    Marcia ging mit missmutig nach unten gezogenen Mundwinkeln in die Hocke.
    » Wir haben Leute bei uns, die hier gesucht werden « , sagte sie laut und deutlich. Adelind hörte, wie ihre Schwester einen leisen Klagelaut ausstieß.
    » Es tut uns schrecklich leid. Wir sind euch dankbar, dass ihr uns heute Nacht beherbergt habt, und werden jetzt gehen « , versprach Hildegard, während sie auf die Beine sprang. Adelind zerrte an dem Ärmel ihres Kittels, um sie zurückzuhalten. Diesen Triumph würde sie Marcia nicht so einfach gönnen.
    » Wir möchten natürlich niemandem zur Last fallen « , erklärte sie. » Wenn es nur irgendwie geht, machen wir uns nützlich. Sobald wir Köln verlassen haben, besteht auch keine Gefahr mehr, dass man nach uns sucht, denn wer sollte denn wissen, dass wir mit euch fortgefahren sind? «
    Nun war sie es, die Marcia forsch ins Gesicht sah, denn deren Vorschlag, Köln baldmöglichst zu verlassen, kam ihr selbst durchaus entgegen. Marcia richtete ihren Blick erwartungsvoll auf Peyres, der nun leicht verärgert in Adelinds Richtung schaute.
    » Wir hatten vereinbart, dass ihr bei uns bleiben könnt, bis wir weiterziehen « , sagte er nur. Adelinds Herzschlag beschleunigte sich. Sie wusste nicht, wie viel Großzügigkeit sie von diesem Mann erhoffen konnte, doch durfte sie sich in ihrer Lage keinen Stolz erlauben.
    » Ihr wolltet erst in einer Woche weiterziehen « , erinnerte sie ihn an seine Worte. » Doch falls ihr eure Pläne nun ändert, so ist das für uns nur von Vorteil. Bitte, um der Barmherzigkeit willen, lasst uns eine Weile mitkommen, bis… bis wir wissen, was wir weiter tun können. «
    Sie kam sich vor wie eine Klette, die ihre Stacheln in Peyres’ Beinlinge gesteckt hatte, denn seit ihrer Flucht aus dem Kloster hatte sie nur von ihm ein wenig Freundlichkeit erfahren. Sollte er nun den Fuß schütteln, um sich ihrer zu entledigen, würde sie noch hartnäckiger klammern müssen. Wieder perlte Schweiß aus ihren Poren. Sie hasste diesen fremden, eindrucksvollen Mann, weil er sie in eine solch demütigende Lage brachte.
    » Und bis die feinen Damen sich überlegt haben, was sie mit ihrem Leben anfangen, sollen wir sie mit durchfüttern? « , meinte Marcia schnippisch.
    » Ich sagte doch schon, dass wir uns nützlich machen wollen « , hielt Adelind dem störrisch entgegen. Marcia stieß ein Lachen aus. Dann stand sie auf, stemmte ihre Hände in die Hüften und beugte sich zu Adelind hinab, sodass ihre

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