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Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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dunkelbraune Gesicht von Peyres erblickte. Ein roter Stein funkelte in seinem linken Ohrläppchen. Selbst seine Beinlinge, die in Lederstiefeln steckten, waren in erstaunlich gutem Zustand, hellbraun, nur mit ein paar frischen Schmutzflecken bedeckt und ohne sichtbare Risse. Sündhafte Eitelkeit, befand sie, doch gleichzeitig brachte er ein wenig Farbe in diese elende, schmutzige Welt.
    » Na, weit sind die Damen ja nicht gekommen « , sagte er und zeigte wieder leuchtend weiße Zähne.
    » Los, wir bringen sie zurück « , meldete Johann sich erneut und erhielt einen Klaps auf den Rücken.
    » Lauf du wieder zu Matthei und sorge dafür, dass er dir wenigstens eine ordentliche Mahlzeit gibt, bevor er das ganze erbeutete Geld versoffen hat « , riet Peyres. » Ein paar Karaffen Wein machen ihn unglaublich großzügig, also nütze deine Gelegenheit. «
    Johann verzog sich ohne Widerrede. Adelind holte Luft.
    » Ich danke Euch für Eure Hilfe, mein Herr « , erklärte sie. Der Versuch, erneut zu knicksen, scheiterte an den Schmerzen, die jede Bewegung auslöste.
    » Sie hat sich am Fuß verletzt « , fügte Hildegard hinzu. » Sie kann nicht mehr laufen. «
    Peyres zog die rabenschwarzen Brauen hoch.
    » So viele Prüfungen des Allmächtigen an einem einzigen Tag. «
    Das Funkeln seiner Augen schien eher spöttisch denn mitfühlend.
    » Welcher Fuß ist es denn? «
    » Der rechte « , erwiderte Hildegard, bevor Adelind hatte selbst antworten können.
    Peyres trat an Adelind heran, ging in die Hocke und griff zu ihrem Entsetzen unter ihren Rock, um sowohl den Holzschuh als auch den Strumpf von ihrem verletzten Fuß zu entfernen. Sie zuckte, vermochte sich aber nicht zu wehren. Rasch tasteten seine Finger über ihre Haut.
    » Es wird noch ein paar Tage höllisch weh tun, aber mit der Zeit vergeht es von selbst. Die fromme Braut Christi sollte erst einmal sitzen oder auch knien, wenn Gott der Herr es verlangt, aber keinesfalls zu viel laufen. Das muss eine Nonne ja nicht unbedingt. «
    Er richtete sich wieder auf.
    » Ich kann Euch helfen, in Euer Kloster zu kommen « , schlug er vor. » Jedenfalls bringe ich Euch in die Nähe des Eingangstors. Drinnen mag man meinesgleichen nicht. «
    » Das wäre sehr edelmütig von Euch. Wir werden für Euer Seelenheil beten « , stimmte Hildegard sogleich zu. Adelind versteifte sich.
    » Wir können nicht zurück. Meine Schwester wurde aus dem Kloster verbannt. Ein gottloser Priester trägt die Schuld daran. Ich bin geflohen, um sie nicht alleinzulassen. Man sucht bereits nach mir. «
    Nun, da es ausgesprochen war, wurde ihr leichter ums Herz. Peyres runzelte die Stirn. Mit seinem tadellosen Lederstiefel versetzte er der morschen Hauswand neben sich einen Tritt. Etwas Holz splitterte ab.
    » Klingt reichlich verzwickt, Eure Geschichte. Aber zwei Unschuldslämmer kommen in dieser Welt nicht unbedingt besser zurecht als ein einziges. «
    Sein Blick wanderte von Hildegard zu Adelind und dann wieder zurück.
    » Ein Gesicht wie dieses « , meinte er mit einem Nicken in Hildegards Richtung, » kann ausreichen, um ein junges Mädchen am Leben zu erhalten. Nur bräuchte sie ein schönes Kleid, in dem sie nicht wie eine billige Straßendirne aussieht, damit die Männer etwas mehr Geld für ihre Gunst springen lassen oder ein reicher Herr sie gar ganz für sich allein haben möchte. Ich könnte da vielleicht ein bisschen nachhelfen. Und was Euch betrifft… «
    Er sah mit ungewohntem Ernst in Adelinds Augen.
    » Ihr habt Mut und Verstand, das habe ich bemerkt. Aber überlegt es Euch gut. Nach dem, was Ihr bereits von dieser Welt gesehen habt, wollt Ihr da nicht lieber zurück ins Kloster und reumütig Buße tun? «
    Adelind stemmte sich entschlossen gegen die Hauswand.
    » Ich wäre im Kloster geblieben, wenn es nicht um meine Schwester ginge. Zu dem Leben, das Ihr und auch viele andere Menschen ihr voraussagen, ist sie nicht geschaffen. Ich werde dafür sorgen, dass sie es nicht führen muss. «
    Peyres neigte den Kopf zur Seite. Hildegards leise Worte des Protestes überhörte er, stattdessen legte sich sein Arm um Adelinds Taille.
    » Meine Leute lagern vor dem Stadttor. Wir haben einen verdeckten Wagen und ein Lagerfeuer. Ihr könnt dort beide bleiben, bis wir weiterziehen, aber das wird schon diese Woche geschehen. Bis dahin solltet ihr euch überlegt haben, wie es weitergehen soll. «
    Er setzte sich in Bewegung, und Adelind hüpfte tapfer neben ihm her. Hildegard folgte mit gesenktem

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