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Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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Mutter, doch nicht deren energisches Wesen, denn während von ihr gesprochen wurde, saß sie nur mit gesenktem Blick und im Schoß gefalteten Händen da.
    » Ich möchte meine Tochter deiner Obhut anvertrauen « , sagte Esclarmonde nun. » Sie soll zu euch nach Carcassona gehen, bei Ursanne in den Tiefen des Glaubens unterwiesen werden und dich bei der Verwaltung des Hauses unterstützen, sobald sie alt genug ist. «
    Adelind erstarrte vor Staunen.
    » Ich danke Euch für Euer Vertrauen, Dòna. Es wird uns eine große Freude und Ehre sein, Olivette bei uns aufzunehmen « , sprach sie die angemessenen Worte aus, während Gedanken in ihrem Kopf Purzelbäume schlugen. Dies war in der Tat ein großer Vertrauensbeweis, der auch viel Verantwortung mit sich brachte. Sie wusste, dass sie nun wohl niemals an erster Stelle in der Rangordnung stehen würde, da Olivette die domus einmal selbst würde leiten wollen, doch gleichzeitig durfte sie mit häufigen Besuchen der Gräfin und großzügiger finanzieller Unterstützung rechnen. Anhand der zahlreichen Blicke, die nun auf ihr ruhten, erkannte sie die Bedeutung dieses Augenblicks. Olivette hingegen musterte sie scheu aus den Augenwinkeln, sichtlich verlegen, mit so viel Aufmerksamkeit bedacht zu werden.
    » Es freut mich, dass Ihr mich aufnehmen wollt « , sagte sie. Ihre Stimme klang heiser und belegt, als sei sie es nicht gewohnt, lautere Geräusche als nur ein Flüstern von sich zu geben. Olivette würde vermutlich keine Schwierigkeiten machen, befand Adelind, sie wäre nur eine weitere zarte Seele, die es vor Rosas schneidenden Bemerkungen zu schützen galt. Während sie sich nach respektvollem Abschied von den fürstlichen Herrschaften an ihren Platz zurückbewegte, erwog sie bereits, mit wem Olivette am besten ihre Kammer teilen sollte und ob es bei der ständig wachsenden Menge an Bewohnerinnen des Hauses nicht nötig wäre, in der Nachbarschaft weitere Vorratskammern anzumieten. Sie verzehrte die für einfache Katharer zubereitete Gemüsebrühe und erlaubte sich zwei Becher Wein, ohne weitere Gedanken an ihre Begegnung mit Peyres zu verschwenden, denn sie hatte ihren Platz im Leben gefunden.

12. Kapitel
    I ch bin gestern an der Bude eines Garbraters vorbeigegangen und wurde von meinem Verlangen nach Fleischgenuss überwältigt. Ich kaufte eine Wurst, doch als ich die Hälfte von ihr verzehrt hatte, überkam mich Reue, und ich schenkte den Rest einem Bettler am Straßenrand. «
    Cadichona, die Tochter eines reichen Bauern aus dem Montagne Noire, hob ihren Kopf und musterte die Versammelten mit erwartungsvoller Miene. Sie hatte ihrem Vater so lange mit Tränen und trotzigen Ausbrüchen zugesetzt, bis ihr erlaubt worden war, sich in eine domus von Perfachas zurückzuziehen, doch Adelind fragte sich, ob dieses breite, robuste Mädchen nicht zufriedener bei der Verwaltung eines großen Gutshofes wäre. Sie musste gehört haben, dass viele vornehme Damen sich nun zur Perfacha weihen ließen, denn dies hatte sie bei ihrer Ankunft in der domus sogleich erzählt. Vielleicht war ein übertriebenes Streben nach sozialem Aufstieg seitens der Familie der Grund für einen Entschluss gewesen, der den Wünschen der Familie aber ebenso wenig entsprach wie dem Naturell des eigensinnigen Mädchens. Mit dem Verzicht auf Fleisch hatte Cadichona jedenfalls schwer zu kämpfen, denn bei fast jeder der wöchentlichen, gemeinsamen Beichten gestand sie, irgendwo heimlich Brathühner oder Würste erworben zu haben. Selbst die gutmütige Hildegard setzte bei diesen Geschichten allmählich eine ungeduldige Miene auf.
    » Du musst lernen, dein sündhaftes Verlangen besser zu beherrschen « , erklärte Rosa. » Gott der Herr wird nicht ewig Nachsicht haben. «
    » Aber ich aß doch diesmal nur die Hälfte. Den Rest gab ich fort! « , widersprach Cadichona wehleidig. Sie schien tatsächlich mit Lob für ihre gute Tat gerechnet zu haben.
    » Du hast einen unschuldigen Menschen zur Sünde verleitet « , kam es nun erbarmungslos von Rosa, doch Ursanne hob die Hand.
    » Der Bettler hat sicher noch kein Consolament empfangen, daher kein Gelübde abgelegt « , erinnerte sie Rosa. » Also tat Cadichona ein gutes Werk. «
    Kurz wandte ihr Gesicht mit den milchig weißen, in stete Leere blickenden Augen sich dem Mädchen zu, das glutrot anlief, aber gleichzeitig in kindlichem Stolz sein Kinn streckte und Rosa einen triumphierenden Blick zuwarf.
    » Das nächste Mal, wenn dich das Verlangen überkommt, das

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