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Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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aus ihrem Bewusstsein, als sie herumfuhr und loslief. Der Herzschlag hämmerte ihr in den Ohren, und sie musste Tränen aus ihren Augen wischen. Ursanne hatte recht, sie war noch nicht bereit für das Consolament, doch hatte sie nun wenigstens den Grund dafür erkannt. Wenn der Schmerz über den Verrat eines Mannes sie derart plagte, war sie nicht frei von irdischen Sehnsüchten und körperlichem Verlangen. Tief in ihrem Inneren musste sie die ganze Zeit gehofft haben, dass zumindest Hildegards Geschichte nicht stimmte, sondern das Ergebnis übertriebener Vorstellungskraft einer verängstigten jungen Frau gewesen war. Diese Illusion war nun endgültig zerstört. Sie würde beten, fasten und mit Ursanne reden, bis sie endlich Frieden fand.
    Hastig eilte sie an dem Wachmann vorbei, der sie zum Glück gleich erkannte, und betrat wieder den Festsaal. Sie musste die zwei weiteren Zeremonien versäumt haben, denn die Gäste speisten und plauderten nun angeregt, während sie so unauffällig wie möglich an ihren Platz glitt.
    » Wo warst du so lange? Ich habe mir Sorgen gemacht « , fragte Hildegard vorwurfsvoll.
    » Ich ging zu den Latrinen, doch da mir weiterhin nicht wohl war, wollte ich noch etwas frische Luft im Garten schnappen. Ich fürchte, ich habe die Zeit vergessen. «
    Adelind wurde bewusst, dass sie gerade eben gelogen hatte. Sie würde es Ursanne beichten, beschloss sie und gelobte innerlich Besserung.
    » Die Gräfin wollte dich sprechen. Sie war sehr erstaunt, dich nicht anzutreffen « , kam es nun spitz von Rosa. Adelind straffte die Schultern und hoffte, dass ihre Schuldgefühle sich nicht als Röte auf ihren Wangen abzeichnen würden.
    » Ich werde es ihr erklären « , sagte sie entschlossen und blickte dann zu dem Kopf der Tafel, wo die Gräfin saß. Esclarmonde unterhielt sich nun mit ihrem Bruder, sodass Adelind eine Weile zögerte, doch als der Graf de Foix sich seinem Neffen Bernard zuwandte, wagte sie aufzustehen und auf die Gräfin zuzugehen. Esclarmonde nahm die Fastengebote jetzt sichtlich ernst, denn auf dem hölzernen Brett vor ihr lagen nur ein geräucherter Aal und zwei Brotscheiben. Doch schien ihre Laune von dem Verzicht ungetrübt, denn ihre Wangen waren rosig, und ihre Augen strahlten.
    » Ihr wolltet mich sprechen, Dòna « , begann Adelind und knickste ehrerbietig. Das Lächeln auf dem Gesicht der Gräfin befreite sie von aller Sorge.
    » Ja, das wollte ich, und jetzt bist du ja hier. Setz dich für einen Augenblick zu uns. «
    Sie wies auf eine freie Stelle auf der Bank. Adelind war unwohl, denn sie gehörte nicht zu diesen vornehmen Herrschaften, doch selbst der Comte de Foix machte bereitwillig Platz, sodass es unhöflich gewesen wäre, der Aufforderung nicht zu folgen. Nun saß sie unmittelbar zwischen der Gräfin und einem ungefähr 13-jährigen Mädchen, das die ebenmäßigen Gesichtszüge Esclarmondes mit leuchtend roten Locken und einer erstaunlich blassen, mit braunen Malen gesprenkelten Haut vereinte.
    » Meine Tochter Olivette « , erklärte die Gräfin. » Sie wollte dich unbedingt kennenlernen, denn sie hat Freude am Studium frommer Schriften und wünscht, ein gottgefälliges Leben zu führen. «
    Adelind neigte den Kopf zur Begrüßung. Sie fragte sich, warum ausgerechnet sie an die fürstliche Tafel gerufen worden war, denn an frommen Frauen mangelte es in diesem Saal nicht. Es kam einer Auszeichnung gleich, das erkannte sie allein an den neugierigen, teils nicht gerade freundlichen Blicken, mit denen die Leiterinnen anderer katharischer Gemeinschaftshäuser sie in diesem Augenblick musterten.
    » Zwar habe ich mein Leben nun Gott geweiht, aber meine Stellung erfordert es, dass ich mich weiterhin mit weltlichen Angelegenheiten befasse « , erzählte Esclarmonde. » Ich werde eine weitere domus in Pàmias eröffnen, deren Aufbau ich mich nun widmen muss. Mein Gemahl war so gütig, mir ein großzügiges Vermögen zu hinterlassen. Dennoch sind regelmäßige Besuche bei den hohen Herren dieses Landes notwendig, damit wir uns im Ernstfall auf ihre Unterstützung verlassen können. «
    Adelind erinnerte sich an die Drohungen des Ritters und stimmte der Gräfin innerlich zu. Esclarmondes vertraute selbstbewusste Stimme gab ihr ein Gefühl von Sicherheit.
    » Daher bleibt mir nicht viel Zeit für Olivette, obwohl ich sehr froh über ihren Wunsch bin « , redete die Gräfin weiter und warf ihrer Tochter ein Lächeln zu. Olivette errötete. Sie besaß zwar die Schönheit ihrer

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