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Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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sondern auch auf das Öffnen komplizierter
Türschlösser versteht? Und zwar so, dass man es nicht merkt?!« Wie zufällig war
Bruder Wilfried an einem Regal im rückwärtigen Teil der Werkstatt stehen
geblieben und nahm ein verrostetes Konstrukt heraus. Nur eines von einem halben
Dutzend ausrangierter Türschlösser, auf die er hier stieß. »Oder willst du etwa
behaupten, du hättest keinerlei Ahnung hiervon?«
    »Schert Euch zum Teufel.«
    »Nach dir, mein lieber Gumpert, nach dir! Zuvor jedoch
noch das Ende meiner Geschichte. So, wie sie sich mit hoher Wahrscheinlichkeit
abgespielt hat.«
    »Sieht so aus, als könntet Ihr hellsehen.«
    »Das nun nicht gerade. Aber eins und eins
zusammenzählen. Mehr als genug, um dir auf die Spur zu kommen.«
    Gumperts Augen flackerten nervös, und für den
Bruchteil eines Augenblickes ballte er die Rechte zur Faust. Dann aber ließ er
den Kopf hängen und schwieg.
    »Keine Antwort ist auch eine Antwort.« Des Spieles
überdrüssig, das der Schmied mit ihm trieb, blieb Bruder Wilfried unmittelbar
vor Gumpert stehen, senkte die Stimme zu einem drohenden Flüstern und sprach:
»Ich denke, wir können es kurz machen. Du, Gumpert, hast Agilulf dabei
geholfen, ins Innere der Neumünsterbasilika zu gelangen. Logischerweise nicht
durch das Hauptportal, denn das wäre zu riskant gewesen. Wenn, dann kommt eigentlich
nur einer der Seiteneingänge infrage. Vermutlich der, welcher vom Lusamgärtlein
beziehungsweise dem Kreuzgang aus in die Kirche führt. Bleibt also nur noch die
Frage, wo ihr die Reliquiare mit den Schädeln der drei Heiligen habt
verschwinden lassen. Wenn du mir also etwas zu sagen hast, dann bitte jetzt. Jetzt
gleich! « Mit der Geduld längst am Ende, konnte sich Bruder Wilfried kaum
noch beherrschen. Ein falsches Wort, und ihm würde der Kragen platzen. Gelübde
hin oder her.
    »Gut und schön. Aber könnt Ihr mir das, was Ihr gerade
eben gesagt habt, auch …«
    Gumpert war noch nicht fertig, da hatte ihn Bruder
Wilfried bereits am Kragen gepackt und grollte: »Keine Angst – was die Beweise
angeht, werden wir sie dir noch liefern. Schneller, als es dir und deinem vom
Erdboden verschluckten Spießgesellen lieb sein kann. Und damit du’s weißt: Von
jetzt an wirst du keinen unbewachten Schritt mehr tun! Darauf kannst du dich
verlassen. So wahr ich Mitglied im Zisterzienserorden bin!«
    Mit einem Blick, in dem seine ganze Verachtung lag,
stieß Bruder Wilfried den Schmied von sich, drehte sich um und ging
schnurstracks zur Tür. Die Klinke in der Hand, drehte er sich noch einmal um
und bohrte den Blick in Gumperts Augen. »Sieht so aus«, sprach Bruder Wilfried
resigniert, »als hättest du hiermit deine letzte Chance vertan!« Dann ging er
hinaus, und die Tür fiel ins Schloss.
     
    *
     
    Schon lange hatte Gumpert nicht mehr so gräulich
geflucht wie jetzt, und als sei dies alles noch nicht genug, packte er seinen
Hammer und schleuderte ihn gegen die Wand. Dann stieß er einen Eimer beiseite
und verriegelte die Tür.
    Er saß in der Klemme, tiefer als jemals zuvor. Der
Schmied ballte die Faust und traktierte das morsche Holz. Hätte er doch bloß
nicht auf Agilulf gehört!
    Und was jetzt? Agilulf tot, von Ansgar keine Spur,
Hildegard ein Haufen Asche – was nun, du gottverdammter Idiot? Warum zum Teufel
lässt du dich überhaupt auf so etwas ein? Mit allem hast du gerechnet, nur mit
so was nicht!
    Gumpert hätte platzen können vor Wut. Und vor
Ratlosigkeit mit dazu. Ganz zu schweigen von der Angst vor den beiden Mönchen
und diesem Haudegen von einem Vogt. Mit denen war bestimmt nicht zu spaßen. Das
konnte man sich an fünf Fingern abzählen.
    Agilulf, Hildegard, Ansgar. Und er? Was war mit ihm?
Gumpert wurde leichenblass, und seine Kehle war wie ausgedörrt.
    Nichts wie weg!, flog es ihm durch den Sinn. Weg,
solange es noch geht.
    Gumpert wirbelte herum, riss sich die Schürze vom Leib
und warf sie achtlos weg. Dann hastete er auf den Hinterausgang zu und riss die
Tür auf, mit dermaßen viel Schwung, dass sie fast aus den Angeln sprang.
    Und blieb wie zu einer Salzsäule erstarrt stehen.
    Im grellen Licht der Sonne, das ihn blind wie einen
Maulwurf machte, konnte er das Gesicht des Mannes im dunklen Umhang und der
Kapuze über der Stirn zunächst nicht sehen. Gumpert blinzelte und überschattete
die Augen. Vergebens. Erst als die Hoftür mit einem lang gezogenen Knarren ins
Schloss fiel, war er imstande, einen Blick auf den unerwarteten Besucher zu
werfen.
    Aber

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