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Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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dem
Baumstumpf zusammengesunken, sprang der Totengräber auf, riss die Hände vom
Gesicht und sprach in verbissenem Ton: »Wer immer der Bastard ist, der die
beiden auf dem Gewissen hat – er wird dafür bezahlen. So wahr ich Wigbert der
Totengräber bin!«
     
    *
     
    Schmiede in der
Nähe von Agilulfs Haus, zur gleichen Zeit
     
    »Und was, wenn die Frage gestattet ist, hast du in der
Nacht von Freitag auf Samstag gemacht?«
    »Aha, daher weht der Wind!« Gumpert der Schmied, ein
kraftstrotzender Fleischberg, wirkte gelangweilt. Bruder Wilfried ließ sich
dadurch aber nicht ins Bockshorn jagen. Der knapp sechs Fuß große Muskelprotz
mit den roten Locken und der protzigen Gürtelschnalle hatte etwas zu verbergen.
Die Frage war lediglich, was.
    »Wie meinst du das?«
    »Ihr wollt mir etwas anhängen, Bruder!«, antwortete
der Schmied, während er den Blasebalg betätigte, der das Kohlebecken am Glühen
hielt. »Aber ich fürchte, da muss ich Euch enttäuschen!« Auf seiner Haut,
geradezu widernatürlich weiß, klebte der Schweiß, und beim Anblick von Gumperts
muskelbepackten Schultern konnte Bruder Wilfried nur staunen. Dies umso mehr,
als er selbst alles andere als ein Schwächling war.
    »Wie kommst du denn darauf!«, konterte Bruder Wilfried
in betont lässiger Manier, was dazu führte, dass Gumpert rot wurde wie ein
Krebs. Hätte Bruder Wilfried den Schmied des Mordes bezichtigt, wäre die
Wirkung wohl kaum nachhaltiger gewesen.
    Für Bruder Wilfrieds Begriffe war sie aber auch so
schon auffällig genug. Denn kaum waren ihm die Worte über den Lippen, ließ der
Schmied den Blasebalg los, die Muskeln spielen und richtete sich zu voller
Größe auf. Bruder Wilfried, nur mäßig beeindruckt, ließ sich hiervon jedoch
nicht irritieren. Selbst dann nicht, als Gumperts Bass den Klang von fernem
Donnergrollen annahm: »Ich kann mir nicht helfen, Bruder«, konnte der Schmied
seinen Jähzorn nur mühsam zügeln, »aber irgendwie macht Ihr den Eindruck, als
glaubtet Ihr mir nicht!«
    »So? Und warum?«
    »Nicht genug, dass Ihr schon den ganzen Morgen hier
rumschnüffelt und Eure Nase in anderer Leute …«
    »Für den Fall, dass hier ein Missverständnis vorliegt,
mein rechtschaffener Herr Schmied: Wer in diesem Viertel welche Händel mit wem
auch immer auszufechten hat, ist mir egal. Hier geht es nur um eins: um zwei
Morde. Einer grausamer als der andere. Mord an zwei Nachbarn, mit denen du Tür
an Tür gelebt hast. Und das seit Jahrzehnten. So viel zum Thema Schnüffeleien.«
    Fürs Erste war dem Schmied damit der Wind aus den
Segeln genommen, was Bruder Wilfried seinem Ziel jedoch keinen Schritt näher
brachte. »Und was«, sprach Gumpert, während seine blutunterlaufenen Augen die
Gedanken des ungebetenen Gastes zu ergründen suchten, »habe ich damit zu tun?«
    »Das herauszufinden, bin ich hier!«, setzte Bruder
Wilfried nach, verschränkte die Arme und lehnte sich gegen einen der wurmstichigen
Balken, auf denen die Decke der Werkstatt ruhte. »Und ich werde erst dann
wieder gehen, wenn du mir alles gesagt hast, was du über Agilulf und seine Frau
Hildegard weißt.«
    »Was ich über die beiden weiß? Jedenfalls nicht mehr
als jeder andere hier.«
    »Ach ja? Und dein Nachbar Ansgar, dem Vernehmen nach
Tagelöhner – was weißt du über ihn?«
    »Dass er seit Freitagabend spurlos verschwunden ist –
wenn es das ist, was Ihr meint!«
    »Nicht eben viel!«, machte Bruder Wilfried aus seinem
Argwohn keinen Hehl, stieß sich von dem Stützbalken ab und schlenderte auf
Gumpert zu. »Insbesondere, wenn man bedenkt, dass man euch drei hier im Viertel
›das Kleeblatt‹ nennt!«
    Einen Wimpernschlag lang riss der Schmied überrascht
die Augen auf. Kurze Zeit später hatte er sich jedoch wieder im Griff. »Und wer
sagt so was?!«, blaffte er Bruder Wilfried an.
    »Tut nichts zur Sache!«, gab dieser ebenso barsch
zurück und ging auf dem festgetretenen Lehmboden nachdenklich hin und her.
»Seltsam«, sinnierte er. »Da sagen die Leute: Agilulf, Gumpert der Schmied und
sein Saufkumpan Ansgar haben zusammengehalten wie Pech und Schwefel. Wie
Brüder. Sozusagen unzertrennlich. Und sie nennen euch drei ›das Kleeblatt‹. Und
du tust so, als hättest du mit dem Ermordeten nichts zu tun. Ganz zu schweigen
von seiner Frau. Die ist dir anscheinend nicht einmal eine Erwähnung wert.
Reichlich mysteriös, wenn man bedenkt, auf welch grausame Weise sie ums Leben
gekommen ist.« Bruder Wilfried holte tief Luft und blitzte den

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