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Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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da war es bereits zu spät.
    Zeit seines Lebens, das, wie ihm schlagartig dämmerte,
sich seinem Ende zuneigte, hatte er noch nie eine derart Furcht einflößende und
sämtliche Fasern seines Ichs mit Abscheu erfüllende Fratze gesehen. Gumpert
schluckte und begann wie ein waidwundes Tier zu röcheln. In einer Art Reflex
tastete seine Hand nach einem Gegenstand, mit dem er sich verteidigen konnte.
Der Schmied stöhnte innerlich auf. Selber Schuld, wenn er den Hammer an die
Wand geworfen hatte!
    »Wie ich sehe, wolltest du gerade gehen!«, sagte der
Kapuzenträger in süffisantem Ton. »Aber keine Sorge: Ich bin in null Komma
nichts wieder weg. Vorausgesetzt, du kooperierst.«
    Gumperts Kehle war total ausgedörrt, kein Laut, nicht
einmal ein Krächzen kam aus seinem Schlund. Etliche Zoll größer und um ein
Vielfaches kräftiger als jener, wäre es ihm ein Leichtes gewesen, dem
Kapuzenmann eine gehörige Abreibung zu verpassen. Warum er es nicht wenigstens
versuchte, wusste er selbst nicht so genau. Eines aber schon: Gegen diesen Kerl
würde er den Kürzeren ziehen. Gegen den war kein Kraut gewachsen.
    Für den Bruchteil eines Augenblicks versuchte Gumpert
den fieberglänzenden Blicken des Mannes standzuhalten. Ohne Erfolg. Sie waren
wie brennende Pfeile, Geschosse, die in die hintersten Kammern seines Gehirns
vordrangen. Messerscharf und giftig und so treffsicher, dass es kein Mittel
gegen sie gab.
    Just in diesem Moment keimte eine höchst seltene
Regung in Gumpert auf: Angst. Zwar tat er alles, sie zu unterdrücken, aber es
klappte nicht. Sein Blick, stumpf, leer und starr, sagte alles. Und das
Zittern, das seinen muskelbepackten Körper wie ein Erbeben überkam.
    Die Augen auf den Kapuzenträger geheftet, wich Gumpert
der Schmied schrittweise zurück. Der Fremde lächelte, aber nicht so, wie man es
normalerweise tut. Er öffnete den schmallippigen Mund. Fletschte die Zähne.
Keuchte. Wie ein Raubtier kurz vor dem Sprung.
    »Was ist – hast du etwa die Sprache verloren?«, hörte
Gumpert den Kapuzenmann sagen. »Oder hast du nicht einmal so viel Anstand, um
mich in gebührender Weise willkommen zu heißen?«
    Gumpert bewegte den Kopf, annährend so, dass es wie
ein Nicken aussah. Aber da stand der Kapuzenmann bereits mitten in seiner
Werkstatt und hatte die Tür hinter sich geschlossen.
    »Wo habt ihr die Schädel dieser drei irischen
Wanderprediger versteckt? Dachtet wohl, ihr könntet mich übers Ohr hauen,
was?!«
    Immer noch auf dem Rückzug, nahm Gumpert seinen ganzen
Mut zusammen und blieb stehen. »Wovon redet Ihr?«, setzte er sich mit
vorgetäuschtem Selbstbewusstsein zur Wehr.
    Die Antwort kam prompt, in Form eines Stiletts, das
der Kapuzenträger unter seinem Umhang hervorzog. Gumpert erstarrte, während ihm
der Speichel aus dem halb offenen Mund tropfte. »Genug!«, schnarrte der
ungebetene Gast, eine Schreckensfigur, wie sie nur die Hölle hervorbringen
konnte. Dann trat er ganz nahe an Gumpert heran, das Stilett in der Hand, mit
dem er auf die Herzgegend zielte. »Ich würde vorschlagen, dass du dich
besinnst. Und zwar, bevor ich dir damit den Garaus machen muss!«
    Beim Anblick des Tötungsinstruments, mit dem der
Kapuzenträger wie ein Akrobat herumjonglierte, überkam Gumpert das kalte
Grausen. »Falls Ihr auf die Sache anspielt, die der Agilulf ausgeheckt hat,
muss ich Euch sagen …«
    »Mach’s kurz, wenn’s beliebt! Ich habe nicht ewig Zeit!«
    Gumpert räusperte sich. »Ich habe nicht das Geringste
damit zu tun!«, wimmerte er in Mitleid heischendem Ton. »Das müsst Ihr mir
glauben!«
    »So, muss ich das? Und warum habe ich dich dann
zusammen mit deinen beiden Kumpanen die Seitenpforte des Neumünsters aufbrechen
sehen? Kannst du mir das verraten?«
    Gumpert erbleichte. »Wie?«, rief er mit erstickter
Stimme aus. »Ihr …?«
    »In der Tat! Ich habe mir die Freiheit genommen, bei
Eurem kleinen Raubzug mit von der Partie zu sein! Vertrauen ist gut – Kontrolle
noch besser!«
    »Aber dann habt Ihr doch bestimmt gesehen, dass …«
    »… du nach getaner Arbeit das Weite gesucht und deine
Kumpane einfach stehen gelassen hast – stimmt! Mein Pech, dass mir dieser
betrunkene Nichtsnutz von einem Mesner mitsamt seinem Köter in die Quere
gekommen ist. Sonst hätte ich das Schauspiel bis zum Schluss genießen können!«
    »Hätte ich gewusst, was der Agilulf vorhat, wäre ich
daheim geblieben. Hundertprozentig! Eine Gefälligkeit unter Freunden – nicht
mehr, hat er mir gesagt.«
    »Und

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