Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
Vom Netzwerk:
Schmied im
Vorbeigehen an. »Wenn wir gerade dabei sind – wann hast du überhaupt gemerkt,
dass es drüben bei Agilulf brennt?«
    »Erst als es gegossen hat wie verrückt.«
    »Soso. Und wann hast du von der Ermordung deines
Freundes erfahren?«
    »So gegen acht.« Der Schmied biss sich auf die Lippen
und stierte Bruder Wilfried wütend an. »Ob Ihr’s nun glauben wollt oder nicht«,
knurrte er, »ich war nicht sein …«
    »Und ob du das warst!«, fuhr ihn Bruder Wilfried an.
»Zumindest was dieses eine Faktum betrifft, scheint es unter deinen Nachbarn so
etwas wie Übereinstimmung zu geben. Und daher nochmals die Frage: Wo bist du in
der Nacht von Freitag auf Samstag gewesen? Etwa unterwegs mit deinem Freund?
Oder sollte ich vielleicht ›deinen Freunden‹ sagen?«
    »Ich war einen Trinken. Im ›Roten Hahn‹.«
    »Stimmt.«
    »Wo ist dann das Problem?«
    »Das Problem, lieber Gumpert, besteht darin, dass dein
Gedächtnis fast so viele Löcher wie ein Schweizer Käse hat!«
    »Löcher?«, maulte der Schmied. »Wieso?«
    »Jetzt ist aber Schluss!«, rief Bruder Wilfried aus,
wirbelte herum und richtete den Zeigefinger drohend auf den Schmied: »Von dem,
was du mir vorhin hast weismachen wollen, war mindestens die Hälfte gelogen.
Wie mir der Wirt vom ›Roten Hahn‹ und etwa ein halbes Dutzend Zeugen bestätigt
haben, bist du entgegen deiner Aussage nämlich nicht die ganze Zeit über dort
gewesen, sondern hast die Schenke eine Stunde vor Mitternacht verlassen.
Stocknüchtern, wie es übereinstimmend heißt. Später dann, kurz nach zwölf, bist
du wieder aufgetaucht, hast dich volllaufen lassen und mit zwei Huren ins obere
Stockwerk verzogen!«
    »Na und? Ist das etwa verboten?«
    »Lass das Possenspiel, Schmied. Bei mir kommst du
damit nicht durch. Wir beide wissen nämlich sehr genau, wo du dich während
dieser zwei Stunden rumgetrieben hast.«
    »Und wo?« Bruder Wilfried tat so, als habe er Gumperts
Frage nicht gehört und ließ den Blick durch seine Werkstatt schweifen. Sie sah
nicht viel anders als jede andere Schmiede aus: Kohlebecken, Hammer, Amboss und
jede Menge Utensilien, die ein Schmied eben so brauchte. Die Werkstatt war
nicht sehr groß, so um ein Dutzend Schritte im Quadrat, und hatte offenbar
bessere Tage gesehen. Allem Anschein nach gingen die Geschäfte nicht gut. Mit
ein Grund für den heruntergekommenen Eindruck, den sie bei Bruder Wilfried
hinterließ. Neben der verrußten Decke, an die Gumpert mit seinen sechs Fuß fast
heranreichte, lagen überall die verschiedenartigsten Werkzeuge herum. Der
Geruch nach Rauch, Abfall und Kohle war so penetrant, dass empfindsamere
Naturen vermutlich das Weite gesucht hätten. Wilfried hingegen machten das
Durcheinander und die stickige Luft nichts aus. Schließlich war er ja auch
nicht zum Vergnügen hier. Es galt, einen Mord aufzuklären. Und einen der
größten Frevel in den Annalen der Stadt.
    »Kann es sein, dass deine Geschäfte momentan nicht so
gut gehen?«, ließ sich Bruder Wilfried auf Gumperts Verzögerungstaktik gar
nicht erst ein.
    »Was soll denn das jetzt schon wieder hei…«
    »Dubiose Geschäfte hier, ein kleiner
Freundschaftsdienst da – ich meine: Wäre das nicht die Gelegenheit, den eigenen
Beutel wieder ein wenig zu füllen?«
    Wider Erwarten versuchte der Schmied sich jetzt nicht
mehr herauszureden, sondern starrte Bruder Wilfried ungläubig an.
    Doch der war noch lange nicht am Ende, sondern geriet
jetzt erst richtig in Fahrt: »Ich sehe, wir verstehen uns!«, stellte er
befriedigt fest. »Darum schlage ich vor, keine unnötige Zeit zu verlieren! Mit
anderen Worten: Du, Gumpert – und mit hoher Wahrscheinlichkeit auch dein
Nachbar, dieser Ansgar – warst mit von der Partie, als dein Saufkumpan Agilulf
einen geradezu einzigartigen Frevel beging. Wohlgemerkt: Wir reden hier nicht
über irgendeine harmlose Gaunerei, sondern über ein Verbrechen, das
seinesgleichen sucht.« Bruder Wilfried pausierte, fuhr dann aber umso
eindringlicher fort: »Natürlich weißt du genau, worum es geht. Fragt sich nur,
weshalb du bislang geschwiegen hast. Aber sei’s drum: Wenn überhaupt, dann ist
dies deine letzte Chance.«
    »Und wozu sollte gerade ich beim Raub der
Kilianreliquien von Nutzen sein?«
    »Freut mich, dass wir dem Kern des leidigen Casus
endlich näher kommen!«, ließ sich Bruder Wilfried nicht beirren. »Wozu dich
Agilulf gebraucht haben könnte, willst du wissen? Einen Schmied, der sich nicht
nur auf das Anfertigen von Nägeln,

Weitere Kostenlose Bücher