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Die Kinder aus Nr. 67

Die Kinder aus Nr. 67

Titel: Die Kinder aus Nr. 67 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Tetzner
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Paul und sah besorgt zu Erwin, dessen Gesicht sich immer mehr zusammenzog.
     
    Schließlich gelangten sie in einen runden Steintempel. An der Seite strömte eine Fontäne in eine breite Schale. Hier war glatter Boden. Hier konnte nichts zerstört werden. Nichts zertreten. Nichts zerbrochen. Hier hätte man zur Not ein bißchen Ball spielen können. Wenn es auch kein richtiges, fachgemäßes Fußballspiel wurde. Aber da stand schon wieder etwas. Irgend etwas vom Wasserreinhalten und:
     
    Kindern ist das Spielen am Brunnen untersagt
     
    Also immer noch weiter.
     
    Zwischen einer Baumgruppe erklang lautes Kindergelächter. Endlich waren sie richtig. Dort war ein kleiner, runder, abgegrenzter Sandplatz. Ein Kinderspielplatz! Hurra, ein Kinderspielplatz! Das war ihr Reich.
     
    Der Platz war überfüllt mit kleinen Kindern. Sie spielten in ausgebreiteten Sandhaufen Kuchenbacken. Sie drehten Kreisel und ließen Räder laufen. Für sie war kaum Platz mehr. Zwischen den spielenden Kindern krochen noch kleine Krabbelkinder auf der Erde, und an den Seiten saßen die Kinderhüterinnen auf den Bänken und unterhielten sich lebhaft.
     
    »Is ja jetzt alles egal«, sagte Paulchen. »Nun spielen wir mal los.«
     
    Sie zogen mit dem Absatz einen Strich als Tor und begannen. Es war aber nichts mit Spielen. Es war ganz unmöglich. Es gab ein furchtbares Geschrei unter den kleinen Kindern, sobald der erste Ball flog, weil die Jungen dabei auf die Sandkuchen treten mußten, um den Ball nicht durchs Tor zu lassen. Dann wurden zwei kleine Kinder umgerissen. Sie liefen brüllend zu ihren Hüterinnen und beschwerten sich. Jetzt mischten sich die Erwachsenen ein. »Nee, nee, das geht nich, Fußball könnt ihr hier nich spielen«, sagte eine Frauenstimme. »Da müßt ihr euch schon einen andern Platz suchen. Der ist hier für die kleinen Kinder.«
     
    »Wat denn, wat denn!« schrie Willi. »Wo sollen wir denn hin? Wir haben doch das gleiche Recht. Wir sind doch auch Kinder.«
     
    Erwin winkte ihnen, still zu sein. Er sah ein, hier ging kein Spiel. Das Tor, das sie sich als Markierung in den Sand gezeichnet hatten, war bereits von einem Vierjährigen als Flußbett für Schiffe benutzt worden.
     
    Sie mußten wieder weiter.
     
    Die Mannschaft fing an zu knurren und erklärte: »Wir gehen heim. Det mit dem Fußball wird ja doch nischt.«
     
    »Is wirklich, wie Heiner sagt. Wir müssen in einen Sportverein oder nach Treptow auf die Spielwiesen fahren.«
     
    Aber jetzt wurde Erwin wütend.
     
    »Wie denkste dir denn das? Auf die Spielwiesen? Det kostet doch Geld. Det kann man einmal im Monat. Is ja viel zu weit von uns. Alles kostet Geld. Ich will spielen, wenn ich gerade Zeit und Lust habe.«
     
    »Mensch, brüll doch nicht so!« Paul war ganz erschrocken. »Wir finden schon einen Platz. Der Park ist ja noch groß.«
     
    Paul nahm Erwin bei der Hand und zog ihn mit sich fort. Am Ausgang des Parkes war ein Grasplatz ohne Einzäunung, ohne Verbot. Dicht neben dem Platz lief eine große Verkehrsstraße, und man sah durch die Bäume die Läden mit ihren Auslagen leuchten.
     
    »Guck mal, det is sicher unser Platz.«
     
    Wirklich, der Platz war wie für sie geschaffen. Also dann los.
     
    Sie teilten die Mannschaft ein. Erwin und Paul machten natürlich Partei und Heiner und Willi waren Gegner. Die anderen Jungen der Horde verteilten sich auf die beiden Spielerparteien. Erwin machte den Mittelstürmer. Der Schiedsrichter pfiff, und Erwin gab den Ball seinem Nebenmann ab. Paul versuchte, mit dem Ball vorzugehen, aber Heiner — das war ein gewiefter Spieler — stürzte vor, fummelte ihn ab und schoß aufs Tor. Erwin kam in Trab. Zum Glück hielt der Torwächter den Ball. Er schoß ihn jetzt nach vorn und schrie: »Paul, los!« Aber Paul vergaß vor lauter Eifer, was recht und erlaubt ist. Er berührte den Ball aus Versehen mit der Hand. Der Schiedsrichter pfiff. Blödsinn. Paul senkte schuldbewußt seinen Kopf. Ein Freistoß für die Gegenpartei folgte. Ihr Mittelstürmer gab den Ball an Heiner ab, und jetzt ging Heiner vor. Aber Erwin war schon bereit. Das war eine Lust. Er bog die Knie, balancierte mit den Armen in der Luft, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren und köpfte den Ball ab. Er stürmte vor. Aber schon stürmten die beiden Verteidiger auch vor, um Erwin den Ball abzunehmen. Erwin war schneller als die Verteidiger, er gab den Ball Paulchen, und Paulchen schoß ein glänzendes Tor. Es half nichts, daß Willi wutentbrannt

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