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Die Kinder aus Nr. 67

Die Kinder aus Nr. 67

Titel: Die Kinder aus Nr. 67 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Tetzner
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ließ Fräulein Holm den Kinderwagen mitten im Hof stehen und faßte nach dem Stehgeiger.
     
    »Solo«, befahl Vater Brackmann. »Solo.« Er klatschte in beide Hände. Fräulein Holm und der Stehgeiger tanzten rund um den Kinderwagen.
     
    »Die paßten eigentlich ganz gut zusammen«, stellte Heiner fest, und Erwin nickte zustimmend.
     
    Die anderen Hausbewohner klatschten und traten den Takt mit den Füßen dazu.
     
    Fräulein Holm wurde rot, und der Stehgeiger wäre beinahe gestolpert.
     
    Oben verschwanden die Tassen, Teller, Kinderhemden, Blumentöpfe, Gutscheine, Brote, Nippfiguren, Messer, Gabeln, Löffel und was sonst noch alles gestiftet worden war.
     
    Den leuchtenden blauen Gipsengel mit der Palme gewann Signor Barretta, der Zauberkünstler.
     
    »Mit dem können Se großartig zaubern«, schrien die Kinder. »Der gibt ein herrliches Zaubergerät.«
     
    »Ja, der paßt gut in mein Zauberprogramm«, bestätigte der Zauberer und nahm zufrieden den Engel unter den Arm. Sogar Fräulein Holm freute sich jetzt darüber.
     
    Zum Schluß prangte nur noch das Schild mit dem Hauptgewinn an der Wand.
     
    »Is doch komisch«, wunderte sich Heiner. Er beugte sich zu Willi und sah ihn erstaunt an. »Wat is denn det?« Er trat ans Fenster und pfiff: »Ach, du lieber Augustin.«
     
    Erwin, Emil und Mirjam kamen sofort herbei.
     
    Heiner: »Is denn det Los von der Wohnung verschütt gegangen?«
     
    Willi: »Ick dachte doch, Pauleken...«
     
    »Pst«, murmelte Mirjam und sah sich besorgt um.
     
    Erwin zog die Lippen kraus und maulte: »Der is ja so dämlich, der Paul. Hat mir alles vermasselt. Weiß ick, wo det Los is?«
     
    Inzwischen erinnerten sich auch die übrigen Hausbewohner im Hof unten an den Hauptgewinn.
     
    »Der Hauptgewinn is ja noch nich ausgespielt«, riefen sie.
     
    »Wer hat denn den Hauptgewinn?« fragte einer den andern.
     
    »Det is vielleicht nur so ein Lockmittel gewesen, det kennt man ja«, ließen sich schon einige bissige Stimmen vernehmen.
     
    Die meisten hörten aber nicht darauf. Sie suchten überall den Gewinner. Mehrere Leute hatten ihr Los verloren, und sie waren nun überzeugt, den Hauptgewinn verloren zu haben. Paul saß auf der Schwelle von Haus a. Sein Papierkleid war zerrissen. Er galt als Spielverderber, und das betrübte ihn. Er hatte es doch gut gemeint und wollte ganz ehrlich vorgehen, um sein Glück zu suchen.
     
    Erwin kümmerte sich nicht um Paul. Er hatte ein Küchenmesser gewonnen. Es war schon gebraucht, und er versuchte, es an einer Bordschwelle ein wenig zu schärfen.
     
    Frau Richter hatte einen Gutschein für Stiefelsohlen gewonnen. »Ein großes Glück«, erzählte sie überall, »dem Paul seine Stiefel waren alle zerrissen. Nun kann er sie gleich morgen hierher bringen.«
     
    »Junge, hast du denn nichts gewonnen?« fragte Herr Richter.
     
    Paul schüttelte den Kopf. »Hab' nichts gewonnen.«
     
    Emil trat neugierig näher. »Wat für eine Nummer haste denn? Warst ja überhaupt nie oben nachsehen. Woher willste denn wissen, ob de gewonnen hast. Zeig doch mal her.«
     
    Paul: »Laß mich in Frieden. Ich spiel' nich mehr mit«, grollte er.
     
    Emil: »Wat heißt da Nich-mehr-Mitspielen? Will ja auch keiner mit dir spielen. Dein Los sollste zeigen, sonst nischt.«
     
    Paul öffnete seine rechte Hand. Sie war zur Faust zusammengeballt gewesen. »Da«, sagte er, und die zermalmten, feuchtgeschwitzten Losrollen wurden sichtbar.
     
    Emil öffnete das erste Los. »Nischt«, sagte er und warf es gleichgültig weg.
     
    Paul nickte. »Nun also, wußt' ick ja gleich.«
     
    Beim zweiten Los pfiff Emil durch die Zähne. Er ließ die Hand sinken und sah sich suchend um. »Du kiek mal«, und anstatt das Los Paul zu zeigen, ging er auf Erwin zu und zeigte es ihm.
     
    »Wat sagst du dazu? Glück muß der Mensch haben.«
     
    Erwin betrachtete das Los. Mit rotem Stift stand auf dem Papier »Nr. 1«. Er hatte das Los selbst gemalt. Ein Lächeln zog auf seinem Gesicht auf. Er winkte den andern.
     
    »Alles in Ordnung«, schrie er. »Wir haben noch mal Schwein gehabt.«
     
    Auch Paul hatte seinen gesenkten Kopf aufgerichtet und sah erwartungsvoll nach Erwin. Sollte sein Los doch gewonnen haben? Vielleicht sogar einen Hauptgewinn? Er hatte vor Kummer nicht mehr recht hingehört, was oben geschah. Der Lärm und die Musik waren zu laut gewesen.
     
    »Herr und Frau Richter«, sagte Erwin und überreichte ihnen das Los. »Ich gratuliere. Sie haben hinfort wieder eine

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