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Die Kinder aus Nr. 67

Die Kinder aus Nr. 67

Titel: Die Kinder aus Nr. 67 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Tetzner
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verzehrt, und die Kinder paßten auf und zählten, damit die Abrechnung stimmte.
     
    Auch die Eiswaffeln waren sehr begehrt.
     
    Zwischendurch gingen die Kinder mit den Blechbüchsen sammeln. »Mieterkasse« stand darauf.
     
    Die meisten gaben sehr gern und dachten: ›Det kann mir ja morgen schon selber zugute kommen.‹
     
    Immerhin gab es auch solche, die allen Zahlungen auswichen und weder Eintritt noch Beitrag zahlen wollten.
     
    Heiner und Willi hüteten die Stube mit den Gewinnen.
     
    Die Hausbewohner kamen alle und wollten sich die Gewinne anschauen. Die Schilder »Nicht berühren« beachteten sie nicht.
     
    Einige Frauen fuhren sogar lachend den Kinderwagen hin und her. Sie riefen: »Jotte ne, wenn ick den nun jewinne.«
     
    Der Hauptgewinn, Nummer Eins, war ein Schild. Darauf stand:
     
    Eine Wohnung in Nummer 67 sechs Monate mietfrei.
     
    Der zweite Gewinn war der Kinderwagen und der dritte der blaulackierte Gipsengel mit dem Palmwedel, trotz Fräulein Holms Einspruch.
     
    Die Leute im Haus sangen und lärmten.
     
    Der Flickschuster führte einen kunstgerechten Schuhplattler auf, als Solotanz. Er stammte aus Bayern und erklärte: »Das ist unser Nationaltanz.«
     
    Die Berliner versuchten es auch und klatschten sich dabei auf den Hintern. Da sie es aber nicht herausbrachten, spielten sie statt dessen Schinkenklopfen, und zum Schluß sprang einer über den andern.
     
    Plötzlich hämmerte Heiner wieder mit dem Blech auf den Mülleimer und schrie: »Ruhe!« und noch einmal: »Ruhe!«
     
    Wally sollte jetzt ein Gedicht deklamieren, denn allmählich mußten die Aufführungen beginnen.
     
    Die Leute drängten sich an die Hausmauer. Andere liefen in ihre Wohnungen an die Fenster zurück und sahen von dort aus herab.
     
    Wally stieg auf einen Abfallkübel, der das Podium bilden mußte, und dann deklamierte sie:
     
    »Freude, schöner Götterfunken,
    Tochter aus Elysium,
    Wir betreten feuertrunken,
    Himmlische, dein Heiligtum.
    Deine Zauber binden wieder,
    Was die Mode streng geteilt,
    Alle Menschen werden Brüder,
    Wo dein sanfter Flügel weilt.
    Seid umschlungen, Millionen!
    Diesen Kuß der ganzen Welt!
    Brüder — überm Sternenzelt
    Muß ein lieber Vater wohnen.«
     
    Das Gedicht war von Schiller. Es hatte noch viele Strophen, aber Wally sprach nur diese eine. Sie hatte ihr besonders gut gefallen. Alle waren still und hörten zu. Vater Brackmann klatschte als erster laut Beifall, und die andern riefen: »Bravo.« Wally freute sich sehr, als es vorbei war.
     
    Dann turnten Heiner, Gerd Klein, Horst Teetzmann und Peter Lange.
     
    Später deklamierte Erwin. Er stellte sich wie Wally auf den Abfallkübel und sprach das Gedicht von den drei Zigeunern. Das war sein Lieblingsgedicht.
     
    »An den Kleidern trugen die Drei Löcher und bunte Flicken,
     
    Aber sie boten trotzig frei Spott den Erdengeschicken.
     
    Dreifach haben sie mir gezeigt Wenn das Leben uns nachtet,
     
    Wie man's verraucht, verschläft, vergeigt,
     
    Und es dreimal verachtet.«
     
    Als Erwin das Gedicht beendet hatte, folgte ein allgemeiner Gesang mit Geigenbegleitung. ›Freut euch des Lebens, weil noch das Lämpchen glüht.‹
     
    Das sangen alle, und dann begannen sie aufs neue zu tanzen. Das Lachen wurde immer lauter. Man konnte kaum noch sein eigenes Wort verstehen. Von zwei verschiedenen Seiten spielte das Radio. Im zweiten Hof ließen die Bewohner noch dazu Grammophone laufen. Einzelne Liebespaare saßen auf den Treppenstufen und hielten sich umschlungen. Es konnte keiner mehr die Treppe hinaufgehen.
     
    Um neun Uhr war es so dunkel geworden, daß die Illumination beginnen sollte. Vorher führte Mirjam noch eine Sondernummer: »Piddel, der Wunderhund«, vor.
     
    Nach Beginn der Illumination sollte die Hauptnummer des Programms folgen. »Signor Battista Barretta nebst Truppe. Große extra Zaubervorstellung.« So stand auf dem Programm, das weithin sichtbar im Hof angeschlagen worden war. Die Kinder hatten es mit Buntstift geschrieben und mit vielen seltsamen Zeichnungen geschmückt.
     
    Als die Illumination begann, merkten sie erst, daß der Feuerwehrmann keine Maske war, sondern ein echter Feuerwehrsmann. Der Hauswirt hatte ihn auf Wunsch der Polizei zur Sicherheit bestellt. Jetzt ging er überall umher und sagte: »Fahnen einziehen! Dann erst die Lichter anzünden.«
     
    Heiner bat alle, sich an die Mauer zu stellen, um für die Vorführungen Platz zu machen.
     
    Die Parterrefenster waren die Logen und

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