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Die Kinder der Elefantenhüter

Titel: Die Kinder der Elefantenhüter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Hoeg
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anderem über Jakob Bordurios Zukunft nachsinnt. Aber jetzt beugt sie sich zu dem geöffneten Autofenster vor.
    »Bent«, sagt sie, »würdest du nicht auch sagen, dass derTorwächter hier einen der verantwortungsvollsten Jobs macht? Und dass man, wenn du ihn zur allseitigen Zufriedenheit erledigst, verpflichtet sein wird, dir einen Orden zu verleihen?«
    Ihre Stimme hat eine Süße, mit der man Pralinen überziehen könnte.
    »Ich glaube, etwas in der Richtung wurde angedeutet«, sagt Bent.
    »Zum Beispiel der Verdienstorden«, sagt Tilte. »Er würde wahnsinnig gut aussehen. Auf deinem großkarierten Anzug. Den du immer zum Kirchgang trägst. Aber weißt du was, Bent? Wenn sie entdecken, dass du Mutter und Vater aufgrund falscher Papiere durchgelassen hast, dann kannst du dir nicht nur den Orden abschminken. Dann wirst du entweder gefeuert oder nach Anholt versetzt. Vielleicht sogar nach Læsø.«
    Wieder Schweigen.
    »Was du aber tun könntest«, sagt Tilte, »– du lässt uns jetzt hier reinrollen und Mutter und Vater suchen und sie so schnell wie möglich hier rausholen. Bevor andere sie finden.«
    Der Schlagbaum geht auf, die Bahn ist frei.

 
    Als wir langsam über den Deich fahren, drehe ich mich um. Und sehe hinter uns etwas Überraschendes und Beunruhigendes.
    Es ist eine Taxe. Das ist an sich nichts Aufsehenerregendes, aber sie kommt in hohem Tempo herangebraust, als hätten die Fahrgäste den Fahrer genötigt, alle Regeln zu brechen und den Taxischein aufs Spiel zu setzen. Dann bremst sie vor dem Schlagbaum und heraus springen Anaflabia Borderrud, Thorkild Thorlacius, Alexander Finkeblod und Bodil Nilpferd.
    Sie bewegen sich auf eine Weise, die aus der Entfernung wie Trancetanz aussieht, aber offensichtlich an ihrer Erregung liegt, und sie zeigen auf uns.
    Tilte und ich sind mittlerweile sehr sicher, dass die Grundlage jedes tieferen religiösen Trainings die Fähigkeit des menschlichen Herzens ist, Mitgefühl zu empfinden und sich in andere hineinzuversetzen. Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie es den sechs Menschen hinter uns – denn ich gehe davon aus, dass die Sekretärin Vera und Frau Thorlacius-Drøbert ebenfalls in der Taxe sitzen –, wie es ihnen geht, nachdem sie in den letzten vierundzwanzig Stunden so viel durchmachen mussten. Und ich möchte ihnen sagen, dass ich ihnen wirklich liebend gern erklären würde, wie man seine Chancen erhöht, die Tür aufgehen zu sehen – indem man nämlich sein Gleichgewicht und seine Neutralität und seine Fähigkeit trainiert,nur einen Augenblick lang von den gewaltsamen Gefühlen abzulassen, Gefühlen wie jenen, die sie jetzt gerade vor dem Schlagbaum herumtanzen lassen. Aber ich bin außer Hörweite und sehe auch, wie sie nun von Polizisten umzingelt sind, und es sieht aus, als gingen die Beamten mit der modernen Sicherheitsphilosophie konform, welche besagt, lieber konfliktlösend als ordnungshütend aufzutreten, denn sie versuchen offensichtlich, die sechs zur Vernunft zu bringen, trotzdem scheint Anaflabia einen von ihnen mit ihrem Regenschirm niederstrecken zu wollen, und einen anderen Polizisten sehe ich in die Knie gehen, vielleicht weil Thorkild Thorlacius den rechten Haken aufs Zwerchfell ausgepackt hat. In der nächsten Sekunde scheint doch wieder alles in eine Massenschlägerei auszuarten. Das letzte, was ich sehe, bevor wir über die Zugbrücke zum Schlosshof fahren, ist Alexander Finkeblod, der sich in einem großartigen Befreiungsversuch losreißt, in den See stürzt und zu kraulen anfängt. Dann rollen wir durch ein Tor und halten im Schlosshof.
     
    Es ist immer bewegend, die Umgebung zu sehen, in der ein naher Freund – in diesem Fall Graf Rickardt – seine Kinderschuhe getragen und seine erste Haschpfeife geraucht hat. Und ich muss schon sagen, Filthøj ist ein richtiges Schloss, wie für Könige und Königinnen entworfen. Der Schlosshof ist so riesig wie ein Fußballplatz, die Gebäude sind groß wie Ballhallen, aber mit massenhaft Vergoldungen, Inschriften und Ornamenten und mit einer Freitreppe, die breit genug ist, um fünfzig Gäste gleichzeitig aufzunehmen, die sich händchenhaltend auf ihr hinaufbewegen.
    Auf dieser Treppe steht ein weiterer Kontrollposten,und wir empfinden Erleichterung und Freude, als wir sehen, wer es ist, natürlich Lars und Katinka vom Polizeilichen Nachrichtendienst.
    Wir sind froh, denn das bedeutet selbstverständlich, dass der Schwarze Henrik nicht hineingeschlüpft sein kann. Selbst wenn man sich

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