Die Kinder der Elefantenhüter
entgehe, mit dem sie mir nachstarren, dafür fehlt mir nämlich die Zeit.
Und zwar deswegen, weil ich noch während des Ausweichmanövers durchs Seitenfenster Kaj Molester Lander entdeckt habe, der sich nun, nachdem ich das Auto wieder in der Gewalt habe, direkt davor befinden muss. Was bleibt mir anderes übrig, als die Hupe durchzudrücken, um ihn zu warnen?
Man hat von Mercedes schon viel Gutes gehört, und nun kann ich hinzufügen, dass die Hupe zur selben Klasse wie das Nebelhorn der Finø-Fähre gehört, überdies wird sie nun durch die Gartenmauern rechts und links verstärkt, die zur Straße führen, das heißt, Kaj wird jetzt erneut sichtbar, weil er nämlich wieder hochgehüpft ist und damit einen neuerlichen Beweis für die Qualität seiner Sprungfähigkeit erbringt.
Dann bremse ich und steige aus.
Kaj, Baronesse und Alexander Finkeblod haben sich noch nicht wieder erholt. In solchen Situationen braucht es eine beruhigende Geste. Ich winke ihnen zu, um ihnen zu zeigen, dass alles unter Kontrolle ist, dann ziele ich mit der Fernbedienung auf die Autotüren, um sie zu verriegeln, teils weil es in Kaj Molesters Gegenwart am klügsten ist, alles zu verschließen, was nicht niet- und nagelfest ist, teils um zu demonstrieren, dass ich mich auch um den Wagen kümmere. Daraufhin husche ich über die Mauer in den Pfarrgarten.
Als ich auf dem Rasen lande, sehe ich drei Dinge, die nicht unmittelbar zu erklären sind.
Erstens wurde die lange Leiter aus dem Schuppen geholt und am Giebel des Pfarrhauses aufgestellt. Das ist an sich nicht so überraschend, weil der Keller des Hauses so hoch aus dem Boden ragt, dass das Erdgeschoß praktisch eine Beletage ist, und das Fenster von Tiltes Zimmer, an dem die Leiter lehnt, in Höhe des zweiten Stocks liegt.
Dass sich auf dieser Leiter vier Personen auf dem Weg nach oben befinden, ist schon überraschender. Bereits ganz oben am Fenster steht Professor Thorlacius-Drøbert, dahinter kommt seine Frau, gefolgt von der Bischöfin des Bistums Grenå, Anaflabia Borderrud, und als letzte, etwa auf der Mitte der Leiter, klettert die Sekretärin Vera nach oben.
Bei diesem Anblick geht mir durch den Kopf, dass seit Jahren, wenn überhaupt, keiner der vier auf einer Leiter gestanden haben kann und sie deshalb glauben, das sei eine Art Treppe, die mehrere Personen gleichzeitig betreten könnten.
Das dritte Rätsel, das mir hier begegnet, ist am schwersten zu knacken. Verborgen hinter dem großen Rhododendron direkt vor mir stehen Tilte und Basker, und neben ihnen kauern der Polizeibeamte der Stadt Finø, Bent Metro Poltrop, und sein Polizeihund Mejse.
Es gibt Experten, die meinen, Hunde sähen ihren Herrchenähnlich oder auch umgekehrt, die Herrchen sähen ihren Hunden ähnlich, und das scheint eine ganz schlüssige Theorie zu sein. Ich finde ja, dass Basker zum Beispiel uns allen in der Familie irgendwie ähnelt, Urgroßmutter eingeschlossen. Bei Finkeblod und Baronesse ist es mit Händen zu greifen, sie könnten Mann und Frau sein. Auch auf Beamten Bent und Mejse trifft das zu. Denn Mejse gehört zu keiner gewöhnlichen Polizeihunderasse. Was er eigentlich ist, wäre eine schwer zu lösende Aufgabe für einen Familienforscher, aber wie Bent fallen ihm die Haare in die Augen, hat er einen langen Bart und ist sehr groß, und wie Bent liebt er das Essen, besonders das von meinem Vater gekochte. Beamter Bent wiegt hundertvierzehn Kilo, worauf er stolz ist, und damit er sein Gewicht halten kann, ist es unumgänglich, dass er recht oft bei uns isst.
Mejse ist auch, wie Bent, ein freundlicher Hund, der vor allem, auch wie Bent, durch sein Aussehen besticht, beide sind unrasiert und unfrisiert wie etwas, das man eben mit der Himbeerpulle aus dem Urwald gelockt und nach Finø versetzt hat. Aber hinter diesem furchteinflößenden Äußeren schlagen zwei Herzen aus Gold.
Trotzdem fiele mir persönlich niemals ein, Beamten Bent und Mejse aufzuziehen, ebenso wenig wie ich meine Nase in ein Wespennest stecken würde, denn selbst hinter einer sanftmütigen und zottigen Fassade kann ein Stachel lauern, der sagt: So nicht, mein Freund!
Im Winter ist Finø eine ruhige Insel, dennoch kann es vorkommen, dass eine Bande Fischer die Kellerbar des Svumpukkel auf den Kopf stellt, dann sind Bent und Mejse fünf Minuten später am Tatort. Ich war selbst dabei, als Bent sich vor fünfundzwanzig Fischern aufbaute, die die Bar zu Kleinholz geschlagen hatten, und ich meine Kleinholz, es war nämlich
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