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Die Kinder der Nibelungen (German Edition)

Die Kinder der Nibelungen (German Edition)

Titel: Die Kinder der Nibelungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut W. Pesch
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– selbst aneignen, um Herr der Swart-alfar zu werden. Doch sein Plan wurde durch Siegfried zunichte gemacht. Dieser aß unwissentlich von dem Herzen Fafnirs, worauf er die Sprache der Vögel verstand, welche ihn vor Regins Absichten warnten. Und so tötete er ihn, und so wurde der zweite Teil von Odins Fluch erfüllt: Erbe gegen Erbe.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Weißt du, wer Siegfried war?«
    »Wie meinst du das?« Siggi war jetzt echt verwirrt.
    »Wer seine Eltern waren, meine ich.«
    »Nein … eigentlich nicht.«
    »Siegfrieds Vater hieß Siegmund, und er war der Sohn eines Mannes namens Wälse, eines alten, wolfsgrauen Wanderers mit nur einem Auge, der einen Speer trug, welcher von Runen bedeckt war …«
    »Ich glaube, ich verstehe«, sagte Siggi.
    »Auch Odin hatte seine Pläne. Solange der Ring nicht in seiner Hand war, war Asgard nicht sicher. Und um den Ring zu erlangen, brauchte er einen Helden, der den Drachen für ihn tötete; denn er fürchtete Alberichs Fluch. Und so zeugte er mit einer Frau aus dem Menschengeschlecht, das er selber erschaffen hatte, ein Kind.
    Doch mit dem Helden Siegmund gebar sie seine Zwillingsschwester Sieglinde.
    Eines Tages kehrten Wälse und sein Sohn von der Jagd zurück und fanden die Mutter tot, die Tochter entführt. Das dunkle Gezücht hatte dies getan und Menschen, die sie mit Waffen versehen und sich dienstbar gemacht hatten.
    Als Geächtete mussten Siegmund und sein Vater fliehen und lebten jahrelang im Wald, wie Wölfe. Doch sie erschlugen viele ihrer Verfolger. Dann, eines Tages, wurde Siegmund auf der Flucht von seinem Vater getrennt. Von den Jägern gehetzt, fand er Zuflucht in einer Hütte. Dort fand er eine junge Frau, eine Waise, die einem üblen Mann namens Hunding unter Zwang anvermählt worden war. Und er lag ihr bei, und sie empfing ein Kind von ihm.
    Diese junge Frau war niemand anders als seine Schwester, Sieglinde.«
    »Du meinst, Bruder und Schwester? Ein Kind?« Siggi war entgeistert und warf einen Blick auf Gunhild, die knallrot geworden war. »Das geht doch gar nicht!«
    »Es ist gegen das Gesetz der Natur«, sagte Laurion. »Aber das Schicksal war stärker, und es brachte so den größten Helden hervor, den die Welt je gesehen hat: Siegfried.
    Doch Odin wusste, dass er seinem Sohn jetzt nicht mehr helfen durfte; denn seine Macht war auf das Gesetz der Natur gegründet. So befahl er einer seiner Walküren, Brunhild geheißen, von Walhall herabzusteigen und die beiden Geschwister zu töten.«
    »Moment«, sagte Gunhild, die sich wieder gefasst hatte. »Das geht mir jetzt zu schnell. Was sind denn Walküren?«
    »Blonde Frauen mit Blech-BHs«, grinste Siggi, der natürlich alles wieder mal besser wusste.
    Laurion runzelte erneut die Stirn. »Mir scheint, die Geschichte ist unter den Menschen doch nicht so richtig überliefert worden.«
    »Lass dich durch ihn nicht irritieren«, sagte Gunhild.
    »Die Walküren waren Töchter Odins, die er mit Erda, der Erdmutter, gezeugt hatte – Kriegerinnen in seinen Diensten, welche die Geister der Gefallenen gen Walhall führten und die Lebenden im Kampf inspirierten.
    Brunhild hatte Mitleid mit Sieglinde und warnte die beiden Geschwister vor Odins Absicht. Daraufhin stieg Odin selbst von Walhall herab und zerbrach Siegmunds Schwert, das er ihm selber geschmiedet hatte. Und so war Siegmund waffenlos, als Hunding kam, der Gatte seiner Schwester, um ihn zu töten.
    Brunhild aber trug Sieglinde auf dem Rücken ihres Pferdes hinweg an einen unbekannten Ort, wo Regin sie sterbend fand, als sie ihren Sohn gebar. Und Regin nahm den kleinen Siegfried mit sich, zusammen mit den Bruchstücken von Siegmunds Schwert -«
    »Wir müssen fort!« Einer der Lios-alfar, es war Yngwe, erkennbar an seinen weißblonden Haaren, war wie aus dem Nichts aufgetaucht. »Die Swart-alfar sind in der Nähe. Hört ihr es nicht?«
    Die Kinder, die nur Ohren für Laurions Erzählung gehabt hatten, lauschten. Aus dem Fels drang dumpfer Trommelschlag herauf; er schien von allen Seiten zugleich zu kommen.
    Laurion sprang auf. »Kommt! Ich werde euch die Geschichte von den Wälsungen ein andermal zu Ende erzählen müssen.«
    Er eilte ihnen voraus, den Gang hinunter. Siggi und Gunhild folgten ihm; Yngwe bildete den Schluss.
    Ihr Weg führte über einige Windungen nach links und zunächst immer weiter in die Höhe. Schließlich kamen sie an eine Stelle, wo der Gang plötzlich zu Ende war, doch Laurion legte seine Hand auf eine Stelle, und eine

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