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Die Kinder der Nibelungen (German Edition)

Die Kinder der Nibelungen (German Edition)

Titel: Die Kinder der Nibelungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut W. Pesch
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geschwächt.«
    Alberich sah Odin ernst an, kein Hauch von Spott lag auf seinen Zügen. »Seien wir ehrlich, es gibt in der ganzen Anderswelt nicht genügend Magie, um den Speer neu zu schmieden. Das Holz Yggdrasils wird auf ewig geteilt bleiben; die Macht des Speeres ist und bleibt gebrochen. Begreife es endlich, und hänge nicht wirren Träumen längst vergangener Tage nach. Du warst einst weise, Einauge; höre auf das, was die Weisheit gebietet!«
    Odin starrte Alberich für den Bruchteil eines Augenblicks verwirrt an, doch dann fing er sich wieder. »Es gibt einen Weg …«, begann er, aber er wurde von Alberich unterbrochen, und der Herr der Swart-alfar wirkte ungehalten.
    »Die Götter sind schwach, und die großen Helden sind tot. Es gibt weder hier noch in Midgard jemanden, der diese Tat vollbringen könnte. Es ist vorbei …«
    »Nein!«, donnerte Odin, und Hagen bekam den Hauch einer Ahnung der verflossenen Macht des Alten. »Es gibt noch einen! Ich konnte es spüren, dass der Keim der Macht in ihm schlummert – doch er ahnt davon nichts.«
    »Wer?«, fragte Alberich entgeistert. »Wer trägt nach all diesen Weltaltern die reine Kraft in sich?«
    »Wenn ich dir diesen Helden bringe, diesen einen, der das Werk vollbringen kann, wirst du ihn dann anleiten, den Speer neu zu schmieden?«
    »Wenn ich dafür das Halsband der Göttin erhalte, ja, dann tue ich es«, sagte Alberich, und in den Ohren Hagens klang es wie ein Eid.
    »Deinen Lohn wirst du erhalten«, entgegnete Odin, »dessen sei gewiss«, und Hagen konnte der Stimme nicht entnehmen, ob es ein Versprechen oder eine Drohung war. Doch ihm fiel auf, dass die ledrige Haut über der leeren Augenhöhle zuckte.
    »Und wer ist der Held, den du mir bringst?«, fragte der König der Swart-alfar, der seine Neugier doch nicht ganz unterdrücken konnte.
    »Ein Knabe aus Midgard«, entgegnete Odin. »Ein Knabe mit einem großen Namen, wie dieser an deiner Seite. Ich konnte sie fühlen, die Kraft in seinem Herzen, weil auch sie einst in mir hatte; es war mir, als spürte ich die Macht des Drachentöters wieder. Er ahnt nichts davon, aber er ist …«
    »Siggi!«, platzte es aus Hagen heraus. »Es ist Siggi!«
    »Dein Blick geht tief«, wandte sich Odin ihm zu. »Du erkennst viele Dinge, Hagen. Auch in dir scheint altes Blut zu fließen. Ich hatte Recht, als ich euch sagte, dass nichts Zufall sei; erinnere dich. Ihr seid zur Sommersonnenwende um Mîmirs Brunnen getanzt, habt Einlass in die Anderswelt erhalten und seid dabei, eine alte Geschichte neu zu schreiben.«
    »Es ist Siggi, nicht wahr, der kleine blonde Verräter, der mich …«, Hagen biss sich auf die Zunge, um sich nicht zu verraten; denn der Ring war ein Geheimnis, von dem der Alte nichts wissen sollte.
    »Ja, er hat dich verraten«, meinte Alberich, denn er hatte gespürt, warum Hagen sich unterbrochen hatte. »Gut denn, Ase. Bring mir den Helden – und Brisingamen. Dann werden wir vielleicht die alte Macht der Götter wieder errichten!«
    Odin zögerte. Hagen ahnte, in welchem Dilemma der Einäugige steckte: Er konnte Siggi nicht so einfach zum König der Swart-alfar bringen; denn er hatte dem Jungen erzählt, dass man die Schwarzalben meiden sollte und dass Siggi bei den Lios-alfar in Sicherheit sei.
    Höre, junger Hagen, klang eine Stimme in ihm auf, und jetzt wusste Hagen, dass es nicht die seine war. Ihm wurde klar, dass diese Stimme schon eine ganze Weile da gewesen war und ihm geholfen hatte, seine Bestimmung zu finden. Die Stimme war dunkel und gewinnend, fand aus den Gedanken den Weg in Hagens Herz und war dort willkommen.
    Was?, fragte Hagen in Gedanken zurück.
    Deine Rache wird vollendet, wenn du Odin hilfst. Der Einäugige kann nur mit deiner Hilfe Jung-Siegfried hierherlocken, um den Speer neu zu schmieden, erklärte die Stimme.
    Wie denn? , fragte Hagen, und er horchte verzweifelt, ob er eine Antwort bekäme; denn der Wunsch nach Rache brannte heißer denn je in seinem Herzen.
    Höre mir nur zu …, meinte die Stimme.
    Ja!, rief Siggi in Gedanken. Ja!
    Siegfried vertraut dir und wird versuchen, dir zu helfen; das musst du nutzen. Habt ihr ihn erst, dann kannst du deine Rache in vollen Zügen auskosten, erklärte die Stimme, und sie klang so einleuchtend, so vernünftig, dass Hagen erkannte, wie gut sie es mit ihm meinte. Und wenn du deine Rache ausgekostet hast und Alberichs Heere die bleiche Brut Asgards vernichtet haben, wirst du an seiner Seite über die Anderswelt herrschen, und alle

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