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Die Kinder der Nibelungen (German Edition)

Die Kinder der Nibelungen (German Edition)

Titel: Die Kinder der Nibelungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut W. Pesch
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Dunkelheit verschmolz. Weder Gunhild noch Siggi wagten es, Laurion zu stören, dessen Haltung völlige Konzentration ausdrückte. Der Lichtalbe zögerte selten, doch manchmal gingen sie regelrecht im Zickzack.
    Siggi fragte sich, was Laurion in diesen Augenblicken wohl sehen mochte, denn ihm fiel eigentlich nichts auf, nicht mal der Fels schien heller oder dunkler als die Umgebung zu sein. Nichts deutete darauf hin, das dort eine Falle war.
    »Ganz vorsichtig«, flüsterte Laurion. »Seht hier«, und er wies auf den Felsboden des Ganges, den sie gerade durchquerten. »Eine Falltür!«
    »Wo?«, fragte Siggi.
    »Schau genau hin. Du siehst den Riss, der diesen kleinen Schatten wirft?«
    »Nein«, war der Junge ehrlich. »Ich sehe nichts.«
    »Komm mal einen Schritt vor«, meinte Laurion, und Siggi ging näher heran, setzte einen Fuß vorsichtig vor den anderen. Dabei verursachte er kaum ein Geräusch; die weichen Stiefel dämpften jeden Tritt. Es waren die Stiefel von Spähern, nicht die genagelten der Krieger, deren Schritte weit hallten.
    Er beugte sich herunter, und als er mit dem Gesicht nur noch eine Handspanne vom Boden entfernt war, konnte er einen feinen Haarriss im grauen Felsen erkennen. Ansonsten war nichts von einer Falltür zu sehen, denn die Platte, welche die Grube verdeckte, passte genau zur Umgebung.
    »Was ist unter der Falltür?«, wollte Gunhild wissen, die sich ebenfalls gebückt hatte.
    »Meistens fällt man etwa vier oder fünf Schritt in die Tiefe, und unten warten dann vergiftete Speere, Felsnadeln oder noch Schlimmeres auf das Opfer«, erklärte der Alb mit finsterer Miene.
    Weder Siggi noch Gunhild wollten wissen, was es denn noch Schlimmeres außer Felsnadeln und ver-gifteten Speerspitzen gab. Sie sahen sich an, und langsam schlich sich wieder die Furcht in ihre Glieder.
    »Kommt!«, sagte Laurion, und seine Stimme klang, als befehle er seinen Kriegern. »Wir müssen weiter.«
    Siggi und Gunhild folgten ihm eng beieinander fast auf dem Fuße, und fühlten sich seltsam hilflos, wenn Laurion wieder einmal einer Falle auswich, die sie nicht sehen, ja nicht einmal ahnen konnten.
    »Ist es noch weit, bis wir die Fallen hinter uns haben?«, fragte Siggi, als Laurion für einen kurzen Moment innehielt.
    »Euch wird es wahrscheinlich weiter vorkommen, als es ist, aber ein gutes Stück liegt noch vor uns«, antwortete Laurion.
    Und weiter ging es in die Ungewissheit hinein. Schließlich erreichten sie einen abschüssigen Gang, und Siggi bemerkte, dass links und rechts keine Abzweigungen mehr abgingen. Aber das war nichts Ungewöhnliches; es war schon öfter vorgekommen, dass für eine bestimmte Wegstrecke das Labyrinth von Stollen einfach aufhörte. Der Gang hatte einen Durchmesser von fast vier Metern. Er war breiter als viele, durch die sie bislang gekommen waren. Dennoch beschlich ihn ein mulmiges Gefühl.
    Ob Hagen … Der Gedanke war so plötzlich da, dass Siggi sich wunderte, nicht früher an den Freund gedacht zu haben.
    »Kann Hagen auf solche Fallen getroffen sein?«, fragte er Laurion.
    »Nein, da, wo wir euch gefunden haben, gibt es dergleichen nicht. Da muss die dunkle Brut immer damit rechnen, von uns gestört zu werden. Ich gehe davon aus, dass euer Freund so sicher ist, wie man in den Händen der Finsteren nur sein kann.« Laurion war stehen geblieben und hatte sich ihm zugewandt.
    Siggi lehnte sich an die Wand und erwiderte den Blick. Er wollte noch etwas sagen, als ein leises Klicken zu hören war. Laurions Blick fiel auf die Wand, und für einen Moment glaubte Siggi Entsetzen in den Augen des Lichtalben aufflackern zu sehen.
    »Ich glaube, wir sollten machen, dass wir hier wegkommen«, meinte der junge Krieger.
    Gut zwanzig Meter hinter ihnen klickte es lauter und in immer kürzeren Abständen, als würde eine Maschine in Gang gesetzt.
    »Was ist los?«, fragte Siggi, der sich wieder in Bewegung gesetzt hatte.
    Laurion rannte mit leichten Schritten voran. »Lauft einfach!«, war seine einzige Antwort.
    Plötzlich verstummte das Klicken, und es war totenstill; man hätte die berühmte Stecknadel fallen hören können. Siggi glaubte schon, es wäre vorbei, da zerriss ein ohrenbetäubender Krach die Stille, kurz darauf hörte man ein Rumpeln und das Knirschen von Fels auf Fels.
    »Was ist das?«, rief Gunhild schrill.
    »Rennt!« Yngwe kam aus der Dunkelheit gestürzt. »Rennt um euer Leben!«
    Hagen schreckte auf. Ein Klopfen an der Tür hatte ihn aus seinem Halbschlaf gerissen, der

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